Wuhan
Hort hochgefährlicher Erreger - Das Institut für Virologie in Wuhan

07.05.2020 | Stand 20.09.2023, 7:16 Uhr

Das Institut für Virologie in Wuhan. −Foto: afp

Für US-Präsident Donald Trump und seinen Außenminister Mike Pompeo scheint der Schuldige für die Corona-Pandemie festzustehen: Das Institut für Virologie in Wuhan. Von dort habe sich das Virus ausgebreitet, lautet ihr Vorwurf. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist diese Theorie als Spekulation zurück, Peking ist empört über die Anschuldigung. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Erreger vom Tier auf den Menschen übergesprungen ist, möglicherweise auf einem Markt in Wuhan.

WORAN WIRD IN DEM INSTITUT GEFORSCHT?

Die Wissenschaftler in Wuhan beschäftigen sich seit Beginn der Epidemie mit der neuen Krankheit. Im Februar veröffentlichten sie erste Ergebnisse, wonach das neue Virus zu 79,6 Prozent mit dem Sars-Erreger identisch ist und zu 96 Prozent mit einem Coronavirus, das bei Fledermäusen vorkommt. Bereits zuvor wurde in dem Labor dazu geforscht, inwieweit Fledermäuse mit dem Ausbruch von Krankheiten in China zu tun haben. Die Forscher hatten angemahnt, sich auf Epidemien mit Viren vorzubereiten, die von ihren tierischen Wirten auf den Menschen überspringen.

WELCHE ERREGER BEFINDEN SICH IN DEM LABOR?

Das Wuhan-Institut beherbergt die größte Virusbank in Asien, in der mehr als 1500 Virenstämme aufbewahrt werden. In der Anlage befindet sich auch das 2018 eröffnete erste Hochsicherheitslabor des Kontinents, das für den Umgang mit Krankheitserregern der Klasse 4 wie Ebola ausgerüstet ist. Ein weiteres Labor der Sicherheitsstufe 3 ist seit 2012 in Betrieb.

GAB ES EINE UNDICHTE STELLE?

US-Diplomaten hatten bereits früher in Berichten, die die Zeitung "Washington Post" einsehen konnte, ungenügende Sicherheitsstandards beim Umgang mit Fledermaus-Coronaviren in dem Institut bemängelt.

Das Institut gibt an, am 30. Dezember Proben des damals unbekannten Virus erhalten zu haben. Demnach bestimmten die Forscher am 2. Januar den Genom des Erregers und reichten ihre Informationen am 11. Januar an die WHO weiter. "Ich wette auf mein Leben, dass das neue Coronavirus nichts mit dem Labor zu tun hat", zitierten die staatlichen chinesischen Medien Shi Zhengli, die stellvertretende Leiterin des Hochsicherheitslabors. In einem Interview mit der Zeitschrift "Scientific American" sagte Shi, der Genom von SARS-CoV-2 passe zu keinem der Fledermaus-Coronaviren, die ihr Labor zuvor gesammelt und untersucht habe.

WAS IST ÜBER DAS NEUE VIRUS BEKANNT?

Wissenschaftler haben weder Beweise dafür, dass das neue Virus aus dem Labor stammt, noch für die Theorie, dass es sich über den Markt in Wuhan verbreitete. Laut einer im Januar in der Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlichten Studie chinesischer Forscher hatte der allererste Covid-19-Patient keinerlei Verbindung zu dem Markt, genausowenig wie 13 andere der ersten 41 bestätigten Fälle.

Unter Wissenschaftlern herrsche die einhellige Meinung vor, dass das Virus nicht menschengemacht sei, sagt Leo Poon, Professor an der Universität von Hongkong. "Wir müssen den Ursprung dieses Virus untersuchen, damit wir daraus lernen können", sagt er.

"Unsere Hypothese ist, dass es von einem Markt für lebende Tiere stammt, und ich kenne niemanden, der das Gegenteil bewiesen hätte", sagt David Heymann, Professor an der London School of Hygiene and Tropical Medicine.

Die WHO bat China vergangene Woche, sie in die Untersuchungen zur Herkunft des Virus einzubinden. Der chinesische Botschafter in Genf wies diesen Wunsch zurück. Erst nach dem Ende der Pandemie würden internationale Experten eingeladen werden, die Quelle des Erregers zu erforschen, sagt er. Dazu sei die "richtige Atmosphäre" nötig.

− afp