Nürnberg
"Horrorfund" in Messie-Haus: Tote Frau und unzählige Tierleichen

13.07.2016 | Stand 14.07.2016, 15:00 Uhr

Manche der Tiere waren bereits skelettiert. − Foto: dpa

Ein Haus wie eine Ruine: Dicke Staubschichten und Spinnweben überall, meterhoher Müll bis unters Dach. Doch darin lebten eine Frau, ihre Tochter und unzählige Kaninchen. Zwischen all dem Dreck hat die Polizei nun eine Leiche gefunden.

Zwischen Müllbergen, Spinnweben, zentimeterdickem Staub und Tierkadavern hat die Polizei in einem Haus in Nürnberg die Leiche einer älteren Frau gefunden. Die 78-Jährige lag nach Angaben eines Polizeisprechers vom Mittwoch bereits "seit längerem" tot in ihrer Doppelhaushälfte. Ihre 53 Jahre alte Tochter hielt sich ebenfalls in dem Haus auf und wurde aufgrund ihres psychischen Zustands in eine Fachklinik gebracht. Der Tod der 78 Jahre alten Frau bleibt weiter unklar. Auch eine Obduktion des Leichnams habe keine Klarheit gebracht, teilte die Nürnberger Polizei am Donnerstag mit. Der Zustand der Leiche habe Untersuchungen erschwert, heißt es in einer Polizeimitteilung.

Nachbarn hatten die 78-Jährige bereits am Montag als vermisst gemeldet, weil sie diese seit längerem nicht gesehen hatten. Daraufhin gingen die Beamten in die Doppelhaushälfte, fanden dort in dem ganzen Müll zunächst jedoch nur die Tochter.

Haus verwahrlost und verdreckt

Das Haus war derart verwahrlost und verdreckt, dass eine weitere Suche für die Einsatzkräfte aus hygienischen Gründen unzumutbar war. Daher kamen die Retter am Dienstag mit Schutzkleidung wieder und fanden schließlich die tote Frau in einem Zimmer. Ihre Leiche soll nun obduziert werden - voraussichtlich am Donnerstag.

Auch tote Tiere lagen überall herum. Eine Mitarbeiterin des Tierschutzvereins schätzte die Zahl der Kadaver auf etwa 80. "Schon bei Betreten des Gartens stockte den Mitarbeitern der Atem - mehrere tote Kaninchen im ganzen Garten verteilt", berichteten die Helfer. Von einigen Tieren waren nur noch die Skelette übrig. Die Tierschützer mussten sich durch Berge von Müll kämpfen und unerträglichen Gestank ertragen. Sie sprachen von einem "Horrorfund".

Die Feuerwehr hatte zunächst die Eingangstür öffnen und frei räumen müssen, damit die Helfer überhaupt ins Haus kamen. 20 Kaninchen und zwei Tauben konnten sie schließlich retten und ins Tierheim bringen. Die Tiere seien jedoch in "einem katastrophalen Zustand" - sie hätten Kaninchenschnupfen, verkrustete Nasen und verklebte Augen. Für ein hochträchtiges Kaninchenweibchen kam die Hilfe zu spät.

Bewohnerin hatte Tierhaltungsverbot

Die Tierrettung war bereits zum dritten Mal in dem Haus. Trotz Tierhalteverbot habe die 78-Jährige immer wieder Kleintiere angesammelt, berichtete der Verein. Dieses Phänomen ist auch als "Animal Hoarding" (Tierhortung) bekannt - es ähnelt dem sogenannten Messie-Syndrom. Dennoch habe weder der Tierschutzverein noch das Ordnungsamt bisher eine Möglichkeit gehabt, in das Haus rein zu kommen.

− lby