Bad Reichenhall
Hochstaufen-Kaserne: Reichsadler und Wehrmachtsfresco im Fokus

11.05.2017 | Stand 21.09.2023, 23:14 Uhr

Ein Fresco mit vier Wehrmachtssoldaten und ein Reichsadler an der Pforte der Reichenhaller Kaserne – für linke Aktivisten ein Hinweis auf den Nationalsozialismus. − Foto: Moosleitner

Erneuter Wirbel um die Reichenhaller Hochstaufen-Kaserne: Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Traunstein wegen eines Falles von sexueller Nötigung, Mobbing und Tierquälerei (wir berichteten) sieht sich der Bundeswehrstandort in Bad Reichenhall zwei Monate später nun mit dem Vorwurf der "Wehrmachtserinnerungen" konfrontiert. Das sogenannte "Rabatz"-Bündnis, eine nach eigenem Bekunden antifaschistische Gruppierung, hält dies für "ganz offensichtlich", da in Reichenhall immer noch "ein nationalsozialistisches Landser-Gemälde und ein Reichsadler das Bild der örtlichen Kaserne" prägen. Lediglich das Hakenkreuz in den Krallen des Reichsadlers sei durch ein Edelweiß ausgetauscht worden.

Vorausgegangen ist diesem Vorwurf die aktuelle Debatte um Wehrmachtserinnerungen in der Bundeswehr. Im Kampf gegen rechtsextremistische Umtriebe lässt Generalinspekteur Volker Wieker derzeit deutschlandweit alle Kasernen nach Andenken an die Wehrmacht durchsuchen – eine Konsequenz aus dem Skandal um den mutmaßlich rechtsextremen Oberleutnant Franco A, der bis zu seiner Verhaftung in der Kaserne des Jägerbataillons 291 in Illkirch stationiert war und einen Anschlag geplant haben soll.

Die Gebirgsjägerbrigade 23 hat auf Anfrage der Heimatzeitung zu dem Vorwurf von "Rabatz" Stellung bezogen. Demnach zeigt die Malerei des Allgäuer Künstlers Josef Hengge aus dem Jahr 1936 vier Wehrmachtssoldaten in den Uniformen der damaligen Zeit, dementsprechend sind Symbole der Wehrmacht zu erkennen, aber keine Symbole des Nationalsozialismus. Vor dem Gebäude gibt es eine öffentlich zugängliche Informationstafel, die das Wandfresco und den steinernen Adler in einen wissenschaftlichen und historischen Kontext einordnen. Den Text hat der Historiker und Reichenhaller Stadtheimatpfleger Dr. Johannes Lang verfasst. Die Hinweistafeln sollen an das Unrechtsregime der nationalsozialistischen Diktatur und an den Missbrauch des Militärs für Eroberungs- und Vernichtungsfeldzüge erinnern, erklärt der Presseoffizier Kapitänleutnant Eckhard Michel. Gleichzeitig mahnten die Lehren aus der Geschichte an den Stellenwert der Freiheit und der demokratischen Verfassung.

Die Vorwürfe der linken Aktivisten gegen den Bundeswehrstandort Reichenhall sind nicht neu. Jahr für Jahr wird das sogenannte Kretagedenken kritisiert, das der Kameradenkreis der Gebirgstruppe gemeinsam mit der Stadt Bad Reichenhall organisiert und bei dem an die rund 250 im Zweiten Weltkrieg gefallenen Reichenhaller Gebirgsjäger erinnert wird. Sie waren in der Nacht auf den 21. Mai 1941 bei der "Operation Merkur" vor Kreta ertrunken. "In Reichenhall wird bis heute, unter aktiver Beteiligung der Bundeswehr, der NS-Angriffskrieg auf Kreta glorifiziert", sagt Michael Kurz, Pressesprecher der Infogruppe Rosenheim im "Rabatz"-Bündnis.

− si

Mehr dazu lesen Sie im Reichenhaller Tagblatt/Freilassinger Anzeiger vom 12. Mai.