Bischofsmais/Hengersberg
Hilfskonvoi holt 37 Geflüchtete aus der Ukraine in den Bayerwald

Christian Fischer organisiert einen Hilfskonvoi zur polnisch-ukrainischen Grenze

14.03.2022 | Stand 21.09.2023, 5:40 Uhr

An die Grenzstadt Przemysl auf den Parkplatz eines Einkaufszentrums lotste Christian Fischer den Hilfskonvoi. Zehn Fahrzeuge, in denen 18 Helfer saßen, spulten knapp 2000 Kilometer ab. −F.: Fischer

Mit 37 Geflüchteten aus der Ukraine an Bord ist der von Christian Fischer organisierte Hilfskonvoi in der Nacht zum Sonntag wieder im Bayerwald angekommen. Der Bischofsmaiser war wie berichtet am Freitag zusammen mit 17 weiteren Helfern in zehn Fahrzeugen ins ostpolnische Przemysl gefahren, um dort Hilfsgüter abzuliefern und auf der Rückfahrt Geflüchtete mitzunehmen.

Fast 13 Stunden war die Autokolonne unterwegs gewesen, schildert Fischer die Anfahrt. Und so kamen die Helfer, die Fischer aus dem ganzen Bayerischen Wald zusammengeholt hatte, gegen 4 Uhr früh am Ziel an. Dieses hatte Fischer schon vorab per Internet und Telefon erkundet: "Das war ein großes Einkaufszentrum, so in der Art des Globus in Plattling", erzählt er. In langer Kolonne standen dort Autos, Transporter und Lkw mit Hilfsgütern vor dem Tor – das freilich erst um 6 Uhr früh öffnen sollte.

Mit etwas Glück habe man es geschafft, gleich als Erster ausladen zu dürfen, so Fischer – das hieß aber auch, dass an Schlaf nicht zu denken war. Währenddessen kümmerten sich Helfer aus der Gruppe um die Rückfahrt: Ihre Ausweise wurden registriert, dann die Zahl der freien Sitzplätze, schildert Fischer. "In den Gängen des Einkaufszentrums lag Schlafsack an Schlafsack, hier müssen die Helfer herausfinden, wohin die Geflüchteten wollen." Das Team aus dem Bayerwald musste sich dabei mit Englisch behelfen, denn der eingeplante ukrainisch-sprachige Dolmetscher hatte kurzfristig abgesagt.

Im Lauf des Vormittags erlebte Fischer dann den "Normalbetrieb" rund um das Auffanglager: Ein enormer Betrieb, rangierende Fahrzeuge aus halb Europa und auch aus der Ukraine, vollgeparkte Grünstreifen, polnische Helfer mit "Welcome"-Hinweisschildern, hier Essensausgabe, da Registrierung, dort Verladen von Hilfsgütern, "ein Gewusel, ein Ameisenhaufen", erzählt der Bischofsmaiser. Er bescheinigt den Polen enorme Hilfsbereitschaft, trotz des Chaos funktioniere es, es gehe fast geschäftsmäßig zu. Aber freilich sehe man auch immer wieder Niedergeschlagenheit unter den Ukrainern. "Und die Stimmung ist seltsam, wie wenn ein Gewitter in der Luft liegt".

Bald waren Fischer und seine Mitfahrer wieder auf der Autobahn. Fünf Mitfahrer hatte Fischer im Auto, darunter ein Großeltern-Paar mit dem Enkel, denen die schlimmen Erlebnisse der Flucht anzumerken waren. "Die haben die ganze Rückfahrt über nichts gegessen und nichts getrunken", erzählt Fischer. Eine 92-jährige Frau saß in einem der anderen Autos, sie muss als Kind noch den deutschen Angriff auf Russland miterlebt haben, vermutet Fischer: "Sie hat gesagt, sie hätte sich nicht vorstellen können, dass sie in ihrem Leben einmal froh sein würde, dass die Deutschen kommen."

Die Nacht auf Montag verbrachten die 37 Geflüchteten in der Hengersberger Schulturnhalle, dann wurden sie weiterverteilt. "Eine tolle Gemeinschaftsleistung", sagt Fischer zu seiner Truppe, "und eine unvergleichliche Erfahrung für mich". Auf die er aufbauen will: am übernächsten Freitag will er wieder nach Przemysl fahren, zwei Neunsitzer hat er schon organisiert. Wer mit einem Fahrzeug dabei sein möchte, wer Geflüchtete bei sich unterbringen will, der kann sich unter ✆0170/7975454 an Christian Fischer wenden.

− jf