Burgkirchen/Alz
Hexenjäger bringt Cousine auf den Scheiterhaufen

Was bei der Ahnenforschung herauskommen kann, hätte sich Werner Strang nicht träumen lassen

02.04.2021 | Stand 21.09.2023, 23:33 Uhr

Werner Strang mit einem Bild aus dem Nachlass seines Vaters Dr.-Ing. Max Strang, das den Freiflugkäfig des Heidelberger Tiergartens zeigt. Dr.-Ing. Max Strang hatte den seinerzeit größten Freiflug-Vogelkäfig in Europa erbaut. −Foto: Gerlitz

Wenn Werner Strang eine Sache anpackt, dann gründlich. In nunmehr 18-jähriger Familienforschung gelang es dem jetzt 79 Jahre alten Burgkirchner, die Strangs zurückzuverfolgen bis zu dem Vorfahren Eggehardus von Weiler, der im Jahre 1229 urkundlich genannt ist.

Bei fast allen Stämmen ging Werner Strang bis an den Beginn der Kirchenbücher zurück. Das führt sehr schnell in die Breite. Verdoppeln sich doch bei jeder Generation die Vorfahren. Dabei ermittelte der Burgkirchner 1134 Ahnen und füllte über 120 Leitz-Ordner.

Nicht ohne Grund ist Familienforschung für Werner Strang interessant und spannend. Machte er doch sensationelle Entdeckungen: Der Burgkirchner steht in einer Ahnengemeinschaft mit großen deutschen Dichtern und Denkern.

Bei seinen Ermittlungen in den Archiven machte Strang den Urahn Balthasar Ensslin aus Bopfingen ausfindig, der am 22. Januar 1549 Margarethe Taglieber ehelichte. Zu deren Kindeskindern zählen der deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe, der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der als wichtigster Vertreter des deutschen Idealismus gilt, und Hermann Karl Hesse, Träger des Nobelpreises für Literatur.

Aber auch die Terroristin Gudrun Ensslin zählt zu den Nachfahren von Balthasar Ensslin. Sie war Mitbegründerin und eines der führenden Mitglieder der "Rote Armee Fraktion" (RAF).

Sehr betroffen machte es Werner Strang, als er herausfand, dass seine Vorfahrin Maria Schöpperlin, Mutter von acht Kindern, in Nördlingen als Hexe beschuldigt, 14 Mal verhört, sieben Mal fürchterlich gefoltert und schließlich im Alter von 64 Jahren am 10. Juli 1590 verbrannt wurde.

Damit nicht genug: Sogar einer der eifrigsten deutschen Hexenjäger zählt zu den Vorfahren von Werner Strang. Dieser Sebastian Röttinger verhörte Maria Schöpperlin und war maßgeblich an ihrer Verurteilung beteiligt. "Nach allem, was ich herausfand, darf man behaupten, dass Sebastian Röttinger seine Cousine Maria Schöpperlin auf den Scheiterhaufen brachte", schüttelt Werner Strang entsetzt den Kopf.

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