"Hausarztrebell" ist Corona-positiv

Allgemeinarzt Jörg Schüren derzeit in häuslicher Quarantäne – Nur leichte Erkältungssymptome

09.12.2020 | Stand 20.09.2023, 22:38 Uhr

Jörg Schüren, Allgemeinarzt und Gemeinderat, auf einer Kundgebung gegen die Corona-Auflagen und die Maskenpflicht. Der Arzt ist vergangene Woche positiv auf das Virus getestet worden. −F.: luk

Kirchberg. Der Kirchberger Allgemeinarzt und SPD-Gemeinderat Jörg Schüren (64) ist positiv auf das Coronavirus getestet worden, wie er gestern dem Bayerwald-Boten auf Anfrage bestätigt hat. Seit vergangenem Donnerstag befindet er sich in häuslicher Quarantäne, "ich bin fieberfrei, dass die Nase etwas läuft und dass man im Dezember mal etwas hustet, das ist nicht ungewöhnlich", beschreibt er seinen derzeitigen Gesundheitszustand. Auch seine Familie ist positiv auf das Virus getestet worden.

In der Regel wäre es nicht unbedingt eine Nachricht, wenn sich ein Mediziner das Coronavirus einfängt. Im Fall von Jörg Schüren – er lässt sich auch gerne "Hausarztrebell aus dem Bayerwald" nennen – ist es ein wenig anders. Denn der Arzt Schüren ist bei den zwei Demonstrationen auf dem Regener Stadtplatz im November als Redner aufgetreten. Die Kundgebungen richteten sich gegen die Corona-Verordnungen und speziell gegen die Maskenpflicht. Schüren verbreitete bei der Kundgebung die Ansicht, dass die Masken kontraproduktiv seien, da durch das Tragen und durch den "Desinfektionswahnsinn", wie er sich ausdrückte, das Immunsystem der Menschen geschwächt würde. Dass Schüren sich mit dieser Ansicht in einer Minderheitenposition befindet, darauf hat der Ärztliche Kreisverband Deggendorf-Regen in einer Pressemitteilung hingewiesen.

"Was gegen Corona hilft, ist ein intaktes Immunsystem", sagte Schüren gestern gegenüber dem Bayerwald-Boten. Wo er sich die Infektion geholt hat, könne er nicht sagen. Seit Juli hat er sich wöchentlich auf Corona testen lassen, seit Frühherbst zweimal wöchentlich. Den letzten Test habe er am Mittwoch vergangener Woche machen lassen. Am Donnerstag bekam er das positive Ergebnis. Gerade als er nach seinem Urlaub wieder in der Gemeinschaftspraxis, die er gemeinsam mit dem Arzt Georg Potzner betreibt, anfangen wollte. Schüren machte sofort kehrt, informierte das Gesundheitsamt. Mit dem Fall geht die Praxis offensiv um, "wir sagen klar, dass ich positiv getestet worden bin", sagt Schüren. Die Praxis ist nicht nur durch seinen Ausfall geschwächt. Weitere Mitarbeiter befinden sich in Quarantäne, weil sie in Kontakt mit Corona-Infizierten waren.

Am Abend vor dem positiven Testergebnis hatte Schüren noch an der Sitzung des Gemeinderats Kirchberg in der Aula der St. Gotthard-Schule teilgenommen. Laut Bürgermeister Robert Muhr trug Schüren wie alle anderen Gemeinderäte bei der Sitzung auch am Platz eine FFP2-Maske, alle Räte hatten großen Abstand voneinander, außerdem sei regelmäßig gelüftet worden.

Gegenwärtig wird Schüren alle zwei Tage getestet, "auch um zu sehen, wie sich die Virenlast entwickelt", wie er sagt. Er rechnet damit, dass seine Quarantäne am Samstag, 12. Dezember, beendet sein wird. Und dann kommt der ehemalige Bundeswehr-Truppenarzt durch, wenn Schüren sagt: "Im Kosovo ist auf mich geschossen worden, da fürchte ich mich doch nicht vor einem Virus."

Dass Kirchberg vom Virus stark getroffen ist, das berichtet Bürgermeister Muhr. Im Altenheim St. Gotthard seien in der vergangenen Woche fünf Bewohner positiv getestet worden, mittlerweile seien zwei verstorben. Auch der Bürgermeister hat persönliche Erfahrung mit dem Virus: Er war schon im Frühjahr positiv getestet worden.