Zweites Album von Dicht & Ergreifend
Großer Rap auf Bairisch: "Ghetto mi nix o"

21.03.2018 | Stand 21.09.2023, 0:26 Uhr

Als die Burschen vom Land im Trainerhäusl zeigen sich George Urkwell (l.) und Lef Dutti im Booklet ihrer neuen CD. Ihre Musik spielt mit Landklisches, ist aber mit Bläsern, Beats und Samples hochgerüstet. − F.: zar

Da legst di nieder, so einen Humor gibt’s wahrscheinlich nur in Bayern: Lef Dutti und George Urkwell nennen sich die beiden Rapper Fabian Frischmann und Michael Huber. Aus der Landshuter Gegend stammen sie, in Berlin taten sie sich zusammen zur Band Dicht & Ergreifend. Nach ihrem ziemlich sensationellen Debüt "Dampf der Giganten" von 2015 haben sie jetzt ihr zweites Album veröffentlicht: "Ghetto mi nix o".



Die Titel lassen ahnen, wo der Wind hergeht: aus dem rauen Südosten Bayerns – und aus der amerikanischen Hip-Hop-Kultur. Tradition und Wahnsinn, sagen sie selbst, als hätte man das Kalbsbrät für die Weißwürscht in LSD getränkt. Zur Band gehören noch DJ Spliff (Markus Hinkelmann, Cuts), Goldie Horn (Jutta Keeß, Tuba – kürzlich zu hören mit der Jazzrausch Bigband bei der Jazzwoche Burghausen) und Sir Mix a Lothar (Lothar Beyschlag, Trompete). Der Sound ihrer 15 Nummern ist im Vergleich zum Debüt extrem hochgerüstet: Spliffs programmierte Beats und Bässe von monströs schleichend in "Oldschool, Newschool, Trueschool, Hauptschui" bis zum industriellen Techno des "Schofal Boogie", alles tendenziell tempogedrosselt und umso wuchtiger, denn "90 fürs Gnack sand genau so real wia 120 fürs Sprungglenk".

Die Texte sind gespickt mit Assoziationen und popkulturellen Referenzen: "Don’t Believe The Like" zitiert die Hip-Hop-Band Public Enemy, die 1988 vor dem "Hype" warnte, Dicht & Ergreifend warnen in deren Gefolge vor digitaler Selbstbestätigungssucht: "Jeda Breyde schdeydse mid am Seyfie ins Netz". "Call of Dutti" schielt auf den pflichterfüllenden Soldaten im Computerspiel und besingt die nicht erfüllten Pflichten des Lef Dutti: "I dua ma so ungern an Pariser nauf, doch i muas, weil sunsd hab i noch nei Monad as Gschieß im Haus."

Überhaupt die Texte: Überhört man die Überdosis Rausch und Masturbation, kann man sich freuen an Rap-Lyrik wie: "Dei Fischmac schmeckt noch biggada Dischdeck" oder "Du suachst noch Tiefgang in deim diaffa-glegtn Astra." Daneben ist noch Zeit für Politik: George und Lef Dutti rappen gegen Flüchtlingshetze und verleihen den Friedensnobelpreis ans Mittelmeer – "des hod de meisten Menschen aufgnomma."

Erschienen bei Zipfe Adam Records, digital ab ca. 11 Euro

Viele Konzerte der Tour sind bereits ausverkauft, so heute in Regensburg, morgen in Pfarrkirchen und im April in Burgkirchen.

Mehr zum Thema lesen Sie am 22. März im Feuilleton der Passauer Neuen Presse.

Verfügbar sind Karten für: Rockhouse Salzburg (18.4.), fürs Festival Rock The Hill in Bischofsmais (8.6.), fürs Tollwood in München (30.6.), füs Burgfestival in Stein an der Traun (21.7.) und für die Brauerei Aldersbach (8.9.).