Landung in der Arena
Greenpeace: Polizei war über Motorschirm-Aktion informiert

16.06.2021 | Stand 21.09.2023, 4:12 Uhr

Ein Greenpeace-Aktivist ist am Mittwoch vor dem Spiel der DFB-Elf gegen Frankreich ins Stadion in München geflogen und auf dem Platz gelandet. Dabei wurden zwei Zuschauer verletzt. −Foto: dpa

Die Münchner Polizei war nach Angaben eines Greenpeace-Sprechers über die Protestaktion eines Motorschirm-Piloten vor dem EM-Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft informiert.

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Unmittelbar vor der Aktion sei Beamten innerhalb und außerhalb des Stadions Bescheid gegeben worden, sagte Greenpeace-Sprecher Benjamin Stephan am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Ein Münchner Polizeisprecher bestätigte dies nicht und sagte, darüber habe seine Behörde keine Informationen.



Ein 38 Jahre alter Mann aus Pforzheim in Baden-Württemberg war am Vorabend kurz vor dem Anpfiff des Fußballspiels gegen Frankreich auf dem Platz im Münchner EM-Stadion gelandet und hatte im Landeanflug zwei Männer verletzt, die ins Krankenhaus kamen. Der Motorschirm-Pilot wurde festgenommen, sein Fluggerät sichergestellt. Gegen ihn wird wegen verschiedener Delikte ermittelt.

Fluggerät laut Greenpeace defekt

Als Grund für die Landung nannte Greenpeace-Sprecher Stephan ein defektes Handgas-Steuergerät an dem Motor, den der Pilot auf dem Rücken getragen hatte. Der 38-Jährige war den Angaben nach auf einer Wiese unweit des Stadions gestartet und war bis zur Landung im Stadion etwa vier bis fünf Minuten in der Luft. Der Mann sei ein Aktivist der Umweltorganisation und ein sehr erfahrener Motorschirmpilot.

Herrmann: "Luftüberwachung verstärken"

Unterdessen hat die Greenpeace-Aktion eine Diskussion um die Sicherheit während der Fußball-Europameisterschaft ausgelöst. "Die bayerische Polizei wird bei den kommenden drei EM-Spielen die Luftüberwachung verstärken, insbesondere zusammen mit der Hubschrauberstaffel", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch.

Über dem Stadion gilt bei den EM-Spielen laut Innenministerium ein totales Flugverbot. "Es hätte ganz anders ausgehen können, auch für den Piloten", betonte Herrmann. "Wenn die Polizei zur Einschätzung gelangt wäre, dass es sich um einen Terroranschlag handelt, hätte er das mit dem Leben bezahlen müssen. Die eingesetzten Scharfschützen hatten ihn bereits im Visier."

Es sei Aufgabe der Bundeswehr und der Polizei, den Luftraum zu überwachen, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums München, Andreas Franken. "Wir konnten den Anflug kurz vorher bereits wahrnehmen und haben in einer Ersteinschätzung schon auch erkannt, dass es sich hier um eine Aktion von einer Umweltorganisation handelt."

− dpa