Laufen. Er hätte sich auch sicher einen ruhigeren Start in seine neue Aufgabe gewünscht: Seit April ist Dr. Matthias Gotthardt als niedergelassener Internist und Gastroenterologe in Laufen tätig. Der 45-Jährige startete quasi direkt in der heißen Corona-Zeit. Gotthardt wird Schritt für Schritt die Nachfolge von Dr. Hermann Riederer (68) in dessen Praxis an der Kohlhaas-Straße übernehmen. Die Heimatzeitung hat die Mediziner zum Doppelinterview getroffen:
Herr Doktor Riederer, Herr Doktor Gotthardt, stellen Sie sich doch bitte kurz vor. Warum wird man heutzutage Hausarzt?
Dr. Matthias Gotthardt: Ich bin seit dem Jahr 2000 als Arzt tätig und manchem vielleicht als Gastroenterologe aus Fridolfing oder Freilassing bekannt. Ich möchte für die Patienten ein Begleiter sein, sie in der Praxis und zu Hause behandeln, und zwar alle Generationen – vom Kleinkind bis zum Senior.
Dr. Hermann Riederer: Da man im Krankenhaus Patienten nur kurze Zeit, in der Regel nur Tage bis wenige Wochen betreut, war mein größter Wunsch schon immer, als Hausarzt in einer eigenen Praxis tätig zu werden. Ich habe die Praxis in Laufen vor 35 Jahren von Dr. Heller übernommen und kenne jetzt viele Menschen aus Laufen schon durch Ultraschall vor der Geburt im Mutterleib und habe sie aufwachsen sehen. Das ist ein ganz persönliches erfüllendes Erlebnis. Das ganze Spektrum menschlicher Freude und Nöte und somit das diagnostische und therapeutische Spektrum von der Geburt bis ins hohe Alter und bis zum Tod habe ich dadurch kennengelernt. Mein kurzfristiges Ausscheiden fällt mir deshalb wirklich schwer. Aber ich weiß meine Patienten in guten Händen bei Dr. Gotthardt, den ich als äußerst gewissenhaften und auch sehr netten Arzt kennengelernt habe.
Ihr Beruf hat ja hierzulande einen hohen Stellenwert. Stellen sie das auch fest und ist Ihnen das angenehm oder empfinden Sie diese Verantwortung als zu belastend?"
Dr. Gotthardt: In medizinischen Belangen sollte der Arzt vertrauenswürdige Urteile fällen. Diese Verantwortung ist mir stets bewusst und eine bleibende Herausforderung, der ich mich gerne stelle.
Dr. Riederer: Es ist für mich unverständlich, dass der Beruf des Hausarztes nicht mehr Zulauf findet. Manche Gegenden in Bayern sind regelrecht verwaist. Ich finde diesen Beruf außerordentlich erfüllend. Das Modell Hausarzt führt zu einer engeren Bindung zwischen Arzt und Patienten, zu einer respektvollen und verantwortlichen Zusammenarbeit. Das ist für beide Seiten von Vorteil.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft von den Patienten?
Dr. Gotthardt: Es wäre hilfreich, wenn die Patienten mit einem Handzettel zum Gespräch in die Praxis kämen, auf dem ihre Symptome und ihre Beschwerden notiert sind – von A bis Z. Dann wird nichts vergessen. Als Hausarzt möchte ich versuchen, alle Fragen meiner Patienten zu beantworten, Krankheiten abzuwenden und zu behandeln.
Die Fragen stellte Hannelore Bohm.
Das Team um Dr. Hermann Riederer (mitte) bleibt der Praxis erhalten.
