Freyung-Grafenau
Gesellen voll des Lobs über ihre Schule

Junge Schreiner würdigen Ausbildung an Berufsschule Waldkirchen – "Hintern für uns aufgerissen"

01.08.2021 | Stand 21.09.2023, 23:03 Uhr
Jutta Poth

Den erfolgreichen Jung-Gesellen aus dem Bereich der Schreiner gratulierten von rechts: Abteilungsleiter Michael Anderle, Prüfungskommissionsvorsitzender Robert Kriegl, Bürgermeister Heinz Pollak, Schulleiterin Elvira Wudy-Engleder, Obermeister Andreas Schröger, Geschäftsführer Thomas Schosser sowie das Lehrerkollegium. −Fotos: Poth

Waldkirchen. Für 15 Männer und eine Frau war es ein besonderer Tag. Nach erfolgreicher Prüfung wurden sie in der Freisprechungsfeier der Schreiner-Innung Passau im Bürgerhaus Waldkirchen von den Pflichten ihres Lehrverhältnisses freigesprochen und in den Stand der Gesellen erhoben. Viele Ehrengäste, Prüfungsausschussmitglieder, Ausbilder sowie Eltern der Auszubildenden waren zur feierlichen Veranstaltung gekommen, die durch ihre Teilnahme die Anerkennung für den Berufsstand zum Ausdruck brachten.

15 Gesellen undein Gesellin

"Bleiben sie nicht stehen, denn Stillstand ist Rückschritt. Wenn die Lehrzeit vorbei ist, sollen sie nicht aufhören, im täglichen Leben etwas dazu zu lernen": Diese Botschaft gab der Thomas Schosser, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Passau, den Jung-Gesellen mit auf den Weg.

Der Obermeister der Schreiner-Innung Passau, Andreas Schröger, erläuterte den Anwesenden in einer launigen Rede, was das Wort "Freisprechungsfeier" überhaupt bedeutet – sie habe ihren Ursprung in der Freisprechung der Lehrlinge in der Handwerkerzunft im ausgehenden Mittelalter. Er beglückwünschte die Gesellen, die in drei Jahre Ausbildung viel Zeit und Geduld investiert hätten und es letztendlich wirklich geschafft haben.

"In unserer Schule und bei den Prüfungen ist die Tüchtigkeit des Berufsnachwuchses besonders zum Vorschein gekommen", betonte Schulleiterin Elvira Wudy-Engleder. In ihrem Grußwort stellte die sie den hohen Stellenwert des Schreiner-Handwerks heraus. Der Werkstoff Holz sei an einer Berufsschule wichtig, da die Verarbeitung von Holz in der Ausbildung gelebt werde. Ihr Appell an die frisch gebackenen Gesellen: "Durch die bestandene Prüfung öffnet sich für euch nun die Freiheit, die es zu nutzen gilt".

Zu Recht stolz sein zu können auf das Erreichte, das bestätigte auch Bürgermeister Heinz Pollak in seinem Grußwort. "Es waren schwierige Monate, in denen sie sich während ihrer Ausbildungszeit mit vielen Herausforderungen herumschlagen mussten. Nach diesen schwierigen Monaten werden sie heute geehrt, weil sie eine besondere Leistung erbracht haben", so das Stadtoberhaupt.

"Hinter uns liegen spannende, aufregende und turbulente Zeiten", sagten Michaela Stockbauer und Sebastian Hehenwarter bei ihrer Schülerrede. "Dass wir heute hier stehen dürfen und unsere Gesellenbriefe bekommen haben wir ganz vielen Menschen zu verdanken". Ihr Dank ging an ihre Ausbildungsbetriebe und die Chefs, die so mutig waren, einen Menschen einzustellen, der anfangs noch nicht so recht viel kann. Beide waren sich einig, dass sie sich keine bessere Schule wünschen konnten, wie die in Waldkirchen mit ihrem Lehrerkollegium. Allen voran Abteilungsleiter Michael Anderle, die Praxislehrer Christian Höllmüller und Simon Hemmel sowie die Fachlehrer Silvia Wittenzellner, Andrea Schmohl und Wolfgang Stix. "Ihr habt euch den Hintern für uns aufgerissen und wart weit über einen normalen Schulunterricht immer für uns da".

Abteilungsleiter Michael Anderle kann sich noch gut erinnern, als er vor zig Jahren seinen Gesellenbrief entgegengenommen hat. Aber was ihm auch in Erinnerung geblieben sei, ist die Zeit danach. Auf einmal musste man nämlich alles können. Man konnte nicht mehr sagen "Ich bin ja nur ein Lehrling". "Plötzlich habe ich das ganze Wissen gebraucht, dass man in der Schule als "Schmarrn" bezeichnet hatte. Ich habe dann aber auch schnell gemerkt, wie schön ein Handwerksberuf ist und was man alles erreichen kann. Darum rate ich allen von euch, nicht stehen zu bleiben, sondern euch weiterzuentwickeln. Macht’s euren Techniker, Meister oder Ingenieur.

Viele gute Gesellenstücke –leider keine Ausstellung

Zurecht stolz sein zu können auf das Erreichte, das bestätigte auch Prüfungskommissionsvorsitzender Robert Kriegl von der Schreiner-Innung Passau den frischgebackenen Gesellen. Wegen der Corona-Beschränkungen gab es heuer keine gemeinsame Freisprechung, sondern zwei getrennte, eine für die Prüflinge in Vilshofen und eine in Waldkirchen. Zudem ist sie überschattet vom plötzlichen und unerwarteten Tod eines Schülers.

"Es waren heuer sehr viele gute Gesellenstücke dabei, deswegen ist es sehr schade, dass keine öffentliche Ausstellung möglich war", betonte Kriegl.

Nach der offiziellen Freisprechung durch Obermeister Andreas Schröger erhielten die Absolventen die Zeugnisse und Urkunden. Zwei Prüfungsteilnehmer haben mit der Note "sehr gut" abgeschlossen: Sebastian Hehenwarter vom Ausbildungsbetrieb Christoph Wagner, Untergriesbach, und Manuel Beer vom Ausbildungsbetrieb Hubert Saiko, Waldkirchen.

Folgende 16 Absolventen kommen aus dem Landkreis Freyung-Grafenau: Jonas Anetzberger, Leon Angerer, Manuel Beer, Nico Eder, Justin Ellmer, Sebastian Hehenwarter, Jonas Hafner, Jonas Lüftl, Gerald Michl, Andreas Mitterer, Dominik Pauli, Johannes Pauli, Raphael Rieß, Michaela Stockbauer, Julian Waldbauer und Simon Waldbauer.