Bad Reichenhall
Gasthäuser und Corona: Auf Abstand oder geschlossen

19.03.2020 | Stand 20.09.2023, 23:35 Uhr

Nicht mal im Zweiten Weltkrieg musste das Bürgerbräu schließen, nun bleibt es wegen der Corona-Pandemie bis auf weiteres zu. −Fotos: Corinna Anton

Bis auf weiteres ist der Brauereigasthof Bürgerbräu am Reichenhaller Rathausplatz geschlossen. "Sowas hat es noch nie gegeben, nicht einmal im Zweiten Weltkrieg", sagt Bräu Christoph Graschberger. Etwa 70 Mitarbeiter in der Gastronomie musste er wegen der Corona-Krise in Kurzarbeit schicken, auch das Hotel wird ab Samstag zu sein. Touristen dürfen nicht mehr beherbergt werden, die letzten Geschäftsleute reisen ab.

Das Wirtshaus dürfte – Stand Donnerstagnachmittag – noch bis 15 Uhr geöffnet bleiben. Aber unter Bedingungen, die laut Graschberger nicht funktionieren würden: Maximal 30 Gäste dürften kommen, sie müssten 1,50 Meter Abstand voneinander halten. "Das geht nicht. Damit erreicht man Umsätze, die nicht einmal die Fixkosten decken."

Andere in der Stadt versuchen es noch so lange wie möglich, haben ihre Tische und Stühle weit auseinander gerückt, wie man etwa beim "Amadeo", am Rathausplatz oder beim "Simonetti" beobachten kann. Dort schaut um die Mittagszeit gerade die Polizei nach, ob die Mindestabstände eingehalten werden.

Selbst Menschen, die zusammen wohnen oder arbeiten, werden beim Essen auf der Terrasse ermahnt, auseinanderzurücken. Bruna Simonetti bedient ihre Kunden mit gemischten Gefühlen. Die Familie in Norditalien darf die Wohnung schon seit Tagen nicht verlassen, es geht aber allen gut. "Wenn es hier mehr Fälle gibt, dann müssen wir auch zusperren", sagt sie, "damit die Ärzte die Lage weiter im Griff haben". Bis 15 Uhr gibt es am Donnerstag Speisen, Eis, Getränke. Wie es in den nächsten Tagen weitergeht, das "hängt davon ab, wie die Leute sich benehmen", meint Simonetti.

Laut Allgemeinverfügung muss ein Abstand vom mindestens 1,5 Metern zwischen den Gästen eingehalten werden. Da sei es unerheblich, ob es sich um Wildfremde oder ein Ehepaar handelt, erklärt Reichenhalls Polizei-Chef Peter Huber. Laut Infektionsschutzgesetz werden Verstöße mit Freiheitsstrafe oder Geldstrafe geahndet.

Nach seiner Runde durch Gaststätten im gesamten Bereich der Polizeiinspektion Bad Reichenhall, also auch in Bayerisch Gmain, Anger und Schneizlreuth, zieht Huber am Donnerstagnachmittag eine positive Bilanz: "Wir haben etliche Betriebe überprüft und hatten heute bislang nichts zu beanstanden." Wirte und Gäste hätten Einsicht und Verständnis für die Situation gezeigt. Deutschland wäre auf einem guten Weg, wenn sich alle, auch die Großstädter, so verhalten würden wie die Menschen hier. Dann müsste es nicht zu einem kompletten Ausgehverbot kommen, meint Huber.

Mehr dazu lesen Sie im Reichenhaller Tagblatt/Freilassinger Anzeiger am Freitag, 20. März.