Raumfähre verpasst
Florian Willeitner veröffentlicht erstes Album bei Jazz-Label ACT

20.05.2021 | Stand 12.10.2023, 10:37 Uhr

Sie wollen die ersten Streicher auf dem Mars werden: Florian Willeitner, Georg Breinschmid und Igmar Jenner. −Foto: Julia Wesley

Nur einmal angenommen, die Besiedelung des Planeten Mars stünde kurz bevor. Dann gäbe es viele offene Fragen zu klären. Gibt es dort oben Internet? Und packt man einen dicken Pullover ein oder doch lieber eine zweite Tube Sonnencreme? Eine der wichtigsten Fragen aber ist: Wer repräsentiert die Menschheit musikalisch auf dem roten Planeten? Mit ihrem Album "First Strings on Mars" haben Florian Willeitner, Georg Breinschmid und Igmar Jenner schon mal ihre Bewerbung in den Ring geworfen – sie wollen die ersten Streicher auf dem Mars werden.

"Wegen Corona haben wir letztes Jahr leider alle Raumfähren verpasst", scherzt Willeitner. "Aber wir sind immer noch sehr an der Auswanderung interessiert und wollten uns da schon mal in die Pole-Position bringen." Seit drei Jahren tritt das Trio um den Passauer Geiger und Komponisten Florian Willeitner schon unter dem Titel "First Strings on Mars" auf. Willeitner spielt Violine und Soulfiddle, Breinschmid begleitet am Kontrabass und Jenner spielt die Violine. "Das aktuelle Album ist mehr oder weniger eine Zusammenfassung der letzten drei Jahre", sagt Willeitner. Vier der zehn Stücke des Albums stammen aus Willeitners Feder, ebenfalls vier Songs hat Georg Breinschmid komponiert. Die beiden übrigen Stücke sind Coversongs.

Die Auswanderung zum Mars verzögert sich, also kreisen die drei vorerst weiter um die Erde, immer auf der Suche nach neuen musikalischen Einflüssen. Mit dem Folk-Song "The Green Wind" streifen sie über die irischen Highlands, und "Dark Romance or the Short Life of Mister Gimli Hope" begleitet den Zwerg Gimli durch die geheimnisvollen Landschaften des Fantasy-Epos "Herr der Ringe". "Brazil Imported" bedient sich an den dynamischen Rhythmen lateinamerikanischer Tänze.

Dem Trio gelingen mit "Reminiscence" zarte und leise Melodien, genauso wie Parodien auf die heimische Volksmusik – inklusive Jodler – in "Hochkar".

Willeitner macht Weltmusik. Ob Jazz, Klassik oder Volksmusik – der Passauer nimmt das Beste verschiedener Stile und Kulturen und macht daraus etwas völlig Neues. Seine Hauptinspirationsquelle sind diverse Reisen, unter anderem nach Irland und Südamerika, aber auch in die Balkanregion. "Ich habe immer mit Musikern vor Ort gespielt, um von denen zu lernen", erzählt er.

Erschienen ist das Album "First Strings on Mars" bei dem renommierten Münchner Jazz-Label ACT, wo auch national bekannte Musiker, wie Wolfgang Haffner und Michael Wollny, unter Vertrag sind – für Willeitner ein großer Schritt: "Das ist für mich eine Riesensache. Ich bin jetzt für fünf Alben verpflichtet und habe damit mehr oder weniger einen Freifahrtsschein für alle meine Projekte bekommen."

Ob Florian Willeitner, dessen musikalische Projekte oft den Rahmen eines einzigen Genres sprengen, bei einem Jazz-Label an der richtigen Adresse ist? "Wir machen Jazz-inspirierte Musik, im Sinne einer sehr kreativen und stiloffenen Musik, insofern sind wir bei ACT ganz gut aufgehoben", ist er sich sicher.

Es wäre nicht schlimm, wenn die erste Raumfähre in Richtung Mars auch nach Corona noch ein bisschen auf sich warten ließe. So blieben "First Strings on Mars" mit ihrer Musik der Menschheit auf der Erde wenigstens noch eine Weile erhalten.

Theresa Lang