Tittmoning
Feuerwerk an Ideen

Begeisterte Zuschauer beim "G’wissenswurm" – Premiere der Heimatbühne Tittmoning

01.11.2021 | Stand 20.09.2023, 5:06 Uhr
Hannelore Bohm

Der Bauer Grillhofer (Andreas Erlacher) wird von schweren Gewissenbissen geplagt, und sein Schwager Dusterer (Thomas Winkler) tut ein Übriges, um ihn noch weiter in die Depression zu stürzen. −Fotos: Bohm

Im Stadtsaal herrschte am Samstagabend erwartungsvolle Stimmung: Nach langer Corona-Pause sollte von den Mitgliedern der Heimatbühne nun endlich wieder ein neues Stück präsentiert werden. Um es gleich vorwegzunehmen: Die Besucher hatten es nicht zu bereuen! Was Regisseur Dieter Bommer alles an guten Einfällen hatte zum Anzengruber-Stück "Der G’wissenswurm" zeigte, dass auch ein bekanntes Volksstück in neuer Form präsentiert werden kann.
Und die Gruppe um Adreas Erlacher tat ihr Bestes, dem gerecht zu werden. Alle waren mit Feuereifer dabei, und der Applaus zwischendurch und am Ende war redlich verdient.
Zunächst aber ein paar Eindrücke: Die Silhouette einer Stadt als Bühnenbild mit drehbaren Einzelteilen; zwei schwarz-weiß gekleidete Engel-Dämonen – Harlekins? (Maria Aichriedler und Julia Bommer) – ließen die Zeit vergehen mit Hilfe eines riesigen Uhrenpendels. Hier soll schnell etwas über die Kostüme gesagt werden – auch bei diesen stammte die Idee dazu vom Regisseur. Sie waren rundweg alle sehr sehenswert und originell, mitunter auch wegen ihrer Schlichtheit. Angelika Kellendorfer war dafür verantwortlich.
Der reiche Bauer Grillhofer (Andreas Erlacher), um den sich die ganze Geschichte drehte, war so erbarmungswürdig depressiv, dass es sich schon fast auf das Publikum übertrug. Damit das aber nicht zu sehr litt, dafür sorgte der Schwager Dusterer (Tomas Winkler). Der zog alle Register, um den armen Bauern mürbe zu machen, um ihm und seiner Familie den Hof zu übergeben. Es war einfach köstlich, wie Winkler mit dem Kreuz in der Hand beim Bauern insistierte, den G’wissenswurm mal wachsen, dann wieder, wenn der Bauer sein Vermögen den Armen vermacht hätte – verschwinden ließ und dem Grillhofer ein seliges Entschwinden in himmlische Höhen verhieß. Einfach köstlich!
Der Knecht Wastl (Franz Forster) hatte zwar gute Argumente, den Dusterer hinauszukomplementieren, aber er kam nicht an gegen ihn.
Mit gekonntem Sturzflug landete Fuhrknecht Leonhard (Thomas Brückner) auf der Bühne – und dann wendete sich langsam das Blatt. Aber es soll nicht alles verraten sein. Nur noch schnell so viel: Eine temperamentvoll-bissige Bäuerin (Marianne Schmidhammer) sowie deren unterdrückter Ehemann (Michael Emberger) und ihre dressierten Söhne Natzi (Abraham Zeltsperger)und Hans (Laurin Mayer) sorgten für Lacher, und natürlich durfte eine genüsslich ausgelebte Schlägerei nicht fehlen. Alle waren voll in ihrem Element, auch die Damen: Michaela Stief – schüchtern, frech, kess oder lieb, je nach Situation. Kathi Bauer und alle tanzten nach dem guten Ausgang der Geschichte am Schluss mit Laternen einen Reigen.
Zum Lohn erhielten die Damen an diesem Abend Süßes und die Herren Herzhaftes von Andreas Erlacher, der sich herzlich für die Unterstützung in vielerlei Form bedankte. Vor Jahren schon hatte die Heimatbühne ein Stück vom ewig rollenden Geld aufgeführt. Massenhaft floss das zwar auch diesmal nicht, aber die Kosten für die Kostüme und die Technik konnten gedeckt werden. Und wer die Heimatbühne Tittmoning künftig unterstützen will, der ist herzlich eingeladen, dem Verein beizutreten. Anmeldung ist über die webseite www.heimatbühne-Tittmoning.de möglich.
Die nächsten Aufführungen des "G’wissenswurms" sind am Freitag, 5., 12. und 19. November sowie Samstag, 6. und 13. November, jeweils um 20 Uhr. An den Sonntagen, 7. und 14. November, spielt die Heimatbühne Tittmoning bereits um 17 Uhr im Stadtsaal, um auch Kindern den Besuch zu ermöglichen.