Kirche
Etwas Demokratie: Katholiken dürfen Pfarrgemeinderäte wählen

20.03.2022 | Stand 20.03.2022, 9:51 Uhr
Die katholische Stadtkirche "Unsere liebe Frau". −Foto: Foto: Nicolas Armer/dpa/Symbolbild

Die Gläubigen dürfen ihre Laienvertreter wählen - zumindest ein wenig Demokratie gibt es in der katholischen Kirche bei der Wahl neuer Pfarrgemeinderäte. Mehr als fünf Millionen Katholikinnen und Katholiken ab 14 Jahren waren für diesen Sonntag aufgerufen, wählen zu gehen. Und das ausgerechnet in Zeiten gestiegener Kirchenaustrittszahlen infolge des Münchner Missbrauchsgutachtens und zäher Reformdebatten. Die Wahlen fielen in "stürmische Wochen der Diskussionen, der Wut, des Zweifels, der Enttäuschungen", räumte der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, ein.

Reformgruppen wie "Wir sind Kirche" hatten einen Brief veröffentlicht. Darin heißt es: "Wir brauchen eine Kultur des wirklichen Zuhörens, eine echte Beteiligung des Pfarrgemeinderates auf Augenhöhe und den Mut, bisherige Blockaden kirchlicher Strukturen durch grundlegende Veränderungen aufzulösen. Es geht um Selbstverantwortung, anstatt nur Vorgaben zu folgen." Das Veto-Recht für Pfarrer müsse abgeschafft werden, schon jetzt sollten Pfarrer freiwillig darauf verzichten.

Pfarrgemeinderäte werden alle vier Jahre gewählt. Das Gremium berate und unterstütze Priester und andere pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, heißt es beim Erzbistum München-Freising. "In allen gesellschaftlichen Fragen kann der Pfarrgemeinderat eigenverantwortlich entscheiden und handeln, so beim Aufbau von Nachbarschaftshilfen und Helferkreisen für Flüchtlinge, bei der Gestaltung von Erwachsenenbildungsangeboten, im Engagement für die Entwicklungszusammenarbeit und für die Bewahrung der Schöpfung."

Im Erzbistum können sich dafür rund 6500 Kandidatinnen und Kandidaten begeistern - bei 4682 Sitzen, die zu vergeben sind.

Vor vier Jahren lag die Wahlbeteiligung bayernweit bei 17,53 Prozent, das war ein leichter Rückgang um 0,92 Prozentpunkte im Vergleich zu 2014. Um mehr Gläubige zu erreichen, wurden in einigen Bistümern Online- oder Briefwahlen zusätzlich zum Wahltermin am Sonntag initiiert. Informationen zur diesjährigen Wahlbeteiligung werden Anfang der Woche erwartet.

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