Passau
Erster Muttertag mit adoptierten Söhnen aus Russland

11.05.2014 | Stand 21.09.2023, 6:22 Uhr

So sieht Glück aus: Mama Julia Stern mit ihren Söhnen Vinzenz (l.) und Laurenz. − Foto: Jäger

"Muttertag ist für mich der schönste Tag", sagt die Passauerin Julia Stern. Letztes Jahr hatte sie noch keinen Grund, diesen Tag zu feiern. Heute ist das Glück doppelt groß, heißt Vinzenz (3) und Laurenz (2), Adoptivkinder aus Russland. Als Julia und Bernd Stern 2008 geheiratet haben, stand fest, dass Kinder zu ihrem Lebensplan gehören. Der Wunsch blieb, wurde mit jedem Ehejahr größer. "2012 waren wir dann soweit, dass wir über Adoption nachgedacht haben", erzählt Julia Stern.

Nachdem die Sterns vom Jugendamt erfuhren, dass die Wartezeit für ein deutsches Adoptivkind bei fünf bis acht Jahren liegt, waren auf einmal Auslandsadoptionen Thema. "Wir haben das Internet nach staatlich anerkannten Adoptionsvereinen durchkämmt. Dass wir letztlich bei einer auf Russland spezialisierten Institution gelandet sind, war Zufall", erinnert sich die 33-Jährige. Ein glücklicher Zufall, denn über den Verein lernten die Sterns deutschlandweit Eltern kennen, die entweder mitten drin waren im komplizierten Adoptionsverfahren oder es schon hinter sich hatten. "Wir wussten, was alles an Papierkram auf uns zukommt, was wir an Behördengänge zu erledigen und an Dokumenten beizubringen hatten. Apostille wurde für uns zum Unwort des Jahres." Das ist der Fachbegriff für eine doppelte Beglaubigung – vom Notar und vom Gericht.

Bange Zeit des Wartens – und kein Kontakt zum Kinderheim

Im Januar 2013 waren die Formalitäten fürs erste erledigt, und der Antrag auf ein, gerne auch zwei Kinder gestellt, am liebsten Geschwister. Eine Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Schon im März ging's nach Russland in ein Kinderheim, acht Flugstunden von Moskau entfernt in die Amurregion. "Erst vor Ort haben wir erfahren, dass es zwei Brüder sind, ein und zwei Jahre alt. Als wir sie dann gesehen haben, wussten wir schnell: Das sind die unseren. Zwei Super-Buben", lacht die 33-Jährige.

Nach nur drei Tagen mit jeweils einer Besuchsstunde mussten die Sterns wieder heimfliegen. Eine bange Zeit des Wartens – und weiterer Behördengänge – folgte. Kontakt zum Kinderheim war verboten, solange die Sterns nicht offiziell Eltern waren. Die Erlösung kam im Juli: Der Termin für die Gerichtsverhandlung stand fest, nur eine Woche später mussten sie dort sein, durften die Kinder kurz sehen, flogen selig wieder zurück. Von da ab blieben ihnen genau 30 Tage, um daheim die Kinderzimmer einzurichten, Kleider, Spielsachen & Co. zu kaufen, die Reisevorbereitungen zu treffen, ein Hotel für die zwei Wochen zu buchen, bis auch die Papiere von den Kindern ausgestellt waren, um dann endlich zu viert als eine Familie zurückzukehren. Das war im September 2013.

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