Die bekannte Firma Lehmann-Garten-Bahn (LGB) hat anlässlich des 50. Firmenjubiläums im Frühjahr 2018 einen internationalen Anlagenbau-Wettbewerb ausgeschrieben. Der Deggendorfer Walter Schmelz errang hinter einem österreichischen Teilnehmer den zweiten Platz.
Schon als Vorschulkind frönte Walter Schmelz dem Modellbahn-Hobby. In Schaching aufgewachsen, erlebte er die große Eisenbahn hautnah. Das Kinderzimmer lag an der Ulrichsberger Ausfahrt. Aus dem Effeff kannte er die diversen Mettener Bockerl.
Die elektrische Eisenbahn verzauberte ihn jedoch vollends. Zusammen mit seinem älteren Bruder Anton bekam Walter Schmelz jährlich an Weihnachten eine Ergänzung zur Märklinanlage. Der Vater Anton fand ebenfalls Gefallen. Behutsam und eher im Stillen förderte er das Hobby.
Walter Schmelz erlebte Modellbahngeschichte in Deggendorf hautnah. In der Adventszeit drückte sich der Bub an den Schaufenstern von Zanoli in der Pfleggasse und Linsmeier am Oberen Stadtplatz die Nase platt. Die Spielwarengeschäfte ließen elektrische Eisenbahnen fahren! Der erste Rheingold-Zug, die erste bayerische Länderbahnschnellzuglok – er registrierte das Sortiment der Deggendorfer Spielwarengeschäfte ganz genau.
Über 40 Jahre lang blieb Walter Schmelz der Märklin Eisenbahn in der Baugröße H0, Maßstab 1:87, treu. Beim Modell-Eisenbahn-Verein schuf er die Basis für einen Märklin-Abschnitt auf der Vereinsanlage. Natürlich konzipierte er für sich daheim eine Modellbahn, die fast den gesamten Dachboden ausfüllte.
Walter Schmelz schrieb spätestens mit der EIXPO-Modellbahnschau, die auf dem Gelände des heutigen ITC in der Ulrichsberger Straße stand, überregionale Geschichte. Von 1995 bis 2005 präsentierte er auf 78 Quadratmeter einen öffentlichen Fahrbetrieb. Den Deggendorfern ist die EIXPO in allerbester Erinnerung.
Danach wandte sich Walter Schmelz der LGB-Gartenbahn im Maßstab 1:22,5 zu. Er verwirklichte und verwirklicht seine Traumanlage auf 45 Quadratmeter Fläche.
Im Gegensatz zur EIXPO, bleibt die neugeschaffene Miniaturwelt für die Öffentlichkeit unzugänglich. Umso entspannter und umso befreiter geht er ans Werk. Das Bauen ohne Zwänge gibt ihm Entschleunigung pur.
Die LGB-Anlage stellt neue Herausforderungen. Anders als in der Baugröße H0 kann man nicht fast alles Zubehör, wie Gebäude oder Figuren, kaufen. Der Interessierte muss deshalb vieles selber bauen. Dabei lassen sich manche Alltagsgegenstände verwenden. Walter Schmelz hat dafür ein sicheres Auge. So verbaute er etwa 100 Holzleisten von abgebrannten Silvesterraketen. Sie fanden eine Verwendung als Modell- Balken etc. Seit 2013 gestaltet "der Meister" ganzjährig die prämierte Anlage.
LGB ist eine Schmalspurbahn mit umgerechnet 1000 mm Spurweite, auf der "in Echt" u. a. die Brockenbahn sowie die Chiemseebahn fahren. Dies entspricht der Modellspurweite von 45 Millimeter. Als kurzen Übergang verlegte Walter Schmelz auch Gleise der Normalspur (Spur II, 64 Millimeter) und Gleise einer Feldbahn (IIf). Der Gleisplan besteht aus 175 Meter Schienen und 45 Weichen.
Der Maßstab von 1:22,5 bietet enorme Möglichkeiten für die Feinausstattung. So hat jeder Stellwerker seine Kaffeetasse auf dem Schreibtisch. Die meisten der 45 Gebäude weisen eine liebevoll gestaltete Inneneinrichtung auf. Selbstverständlich sind alle Gebäude, z.T. mehrfach beleuchtet.
Als Thema wählte Walter Schmelz eine süddeutsche Schmalspurbahn der 60er Jahre. Darauf lassen neben den Eisenbahnfahrzeugen auch die Automodelle schließen – vom VW Käfer bis zum Borgward, aber auch Nutzfahrzeuge und Arbeitsmaschinen sowie vieles mehr.
Ausgestaltet ist die Landschaft mit über 500 Bäumen und Sträuchern und rund 200 Miniaturfiguren. Genau wie seinerzeit die EIXPO-Modellbahn wird nur analog gefahren. Deshalb zog Walter Schmelz rund drei Kilometer Kabel überwiegend unter der Oberfläche.
Riesengroß war die Genugtuung für Walter Schmelz, als er im November von der Auszeichnung erfuhr. Die aktuelle Ausgabe der Fachzeitschrift LGB-Depeche würdigte ihn bereits ausführlich. Die Platzierung im internationalen LGB-Wettbewerb bedeutet für Walter Schmelz die Krönung in seinem 53-jährigen künstlerischen Modellbahn-Schaffen. Immerhin nahmen Modelleisenbahner aus acht Ländern, darunter USA, England, Schweiz und Österreich, teil.
Die Anlage auf dem Dachboden: Der Maßstab 1:22,5 erlaubt eine besonders hohe Detailtreue. −Fotos: Rückschloß
Aus den Stäben für Silvesterraketen hat Walter Schmelz die Balken für diesen Dachstuhl gebastelt. Anders als für das verbreitete H0-Format gibt es für LGB kaum fertige Bausätze.
