Ungewisse Zukunft
Elphi in Hamburg: Monatliches Defizit von 1 Million Euro

08.01.2021 | Stand 08.01.2021, 20:00 Uhr

In der Krise: die Elbphilharmonie in Hamburg. −Foto: Rabenstein

Hamburg im Ausnahmezustand. Wie ein Monster tauchen die Arme einer Riesenkrake aus dem Hafenwasser auf, Passanten ergreifen erschrocken die Flucht. Doch da stimmen die Tentakeln auf dem Dach der Elbphilharmonie wie auf einem Klavier ganz langsam Beethovens "Für Elise" an. Die Menschen beginnen zu staunen und applaudieren schließlich dem Ungetüm, bevor es wieder in die Elbe abtaucht. Dieses knapp zweiminütige Video unter dem Motto "Die wollen nur spielen" veröffentlichte die Hamburger Elbphilharmonie am Neujahrstag im Internet – und verlieh damit dem Wunsch vieler Künstler und Kulturschaffender Ausdruck, schon bald wieder Konzerte veranstalten zu können.

Am 11. Januar 2017 wurde das architektonische Wunderwerk am Hafen für den Konzertbetrieb eröffnet. Damals ahnte wohl niemand, dass vier Jahre später der Ausnahmezustand herrschen und der Spielbetrieb monatelang lahm liegen würde.

Intendant Christoph Lieben-Seutter bot in den vergangenen Jahren ein beeindruckendes Konzertprogramm. Neben dem hauseigenen NDR-Elbphilharmonieorchester unter seinem aktuellen Chefdirigenten Alan Gilbert traten zahlreiche weitere große Ensembles aus aller Welt auf.

Doch am 13. März vergangenen Jahres kehrte Ruhe ein in der "Elphi", wie sie liebevoll genannt wird. Wegen der Corona-Pandemie wurden Hunderte Veranstaltungen abgesagt. Fünf Monate lang lag der Spielbetrieb mit Ausnahme einiger Online-Konzerte brach.

Die Einstellung des Spielbetriebs führt laut dem jüngsten im Juli veröffentlichten Geschäftsbericht bei der Elbphilharmonie und Laeiszhalle Betriebsgesellschaft zu einem monatlichen Defizit von gut einer Million Euro, die die Stadt Hamburg als Gesellschafterin ausgleichen muss. Schon damals ging die Geschäftsführung davon aus, dass es mehrere Jahre dauern könnte, bis sich der Veranstaltermarkt von der Krise erholt hat. Wie es weitergeht, ist daher schwer vorherzusagen. Vorerst bleibt Hamburg im Ausnahmezustand und der Konzertbetrieb bis Ende Januar eingestellt.

− kna