Ruhstorf
Ein störungsfreier "Corona-Spaziergang"

Am Ende gibt es sogar Beifall für die Polizeibeamten, die die Spaziergänger begleitet haben

09.01.2022 | Stand 22.09.2023, 1:36 Uhr

Mit Abstand und alle auf dem Gehweg gehen am Freitagabend die Teilnehmer des "Corona-Spaziergangs" durch Ruhstorf. −Fotos: Markus Bäumler/zema-medien.de

Man könnte sich gemütlichere Spaziergänge vorstellen – bei strahlendem Sonnenschein, durch eine verschneite Winterlandschaft. Stattdessen schlendern am Freitag in Ruhstorf an die 150 Männer und Frauen im Finstern etwa eineinhalb Stunden durch die Straßen. Ohne Plakate, ohne Sprechchöre, nur bei einem lockeren Ratsch. Ihr Ansinnen: ihr friedlicher Protest gegen die Corona-Politik.

Die Polizeiinspektion Bad Griesbach weiß Bescheid, dass in Ruhstorf ein solcher "Corona-Spaziergang" geplant ist. "Das Landratsamt hat uns informiert", berichtet Inspektionsleiter Franz Dadlhuber. Mit der Versammlungsleiterin ist der Versammlungsweg abgesprochen worden – "Start und Ziel haben die Behörden jedoch verändert", informiert der Polizeichef. Die "Spaziergänger" wären eigentlich gerne an der Schule und am Rathaus gestartet, die Behörden verlegen Start und Ziel aufs Gelände der Niederbayernhalle.

Versammlungsleiterin erklärt die Auflagen

Der "Corona-Spaziergang" beginnt laut Polizei pünktlich: Um 17 Uhr setzen sich die Teilnehmer in Bewegung. "Die Versammlungsleiterin hat den Anwesenden die Auflagen erklärt: Wer den Abstand einhält, braucht keine Maske zu tragen, wer näher zusammenkommt, muss sie aufsetzen. Gehen ist nur auf dem Gehweg erlaubt. Plakate und Transparente sind verboten." Daran halten sich alle.

Dass mehr Leute als angekündigt kommen, ist hier kein Problem

Wie Polizeichef Franz Dadlhuber berichtet, ist es bis dato bei keinem einzigen dieser "Corona-Spaziergänge" in seinem Inspektionsbereich zu Zwischenfällen gekommen. Alle seien bislang vernünftig über die Bühne gegangen. Von polizeilicher Seite aus könne er sagen, dass man mit den Veranstaltern dieser Spaziergänge "gut zusammen gearbeitet" habe. An die sechs solcher Spaziergänge hat es in den vergangenen drei Wochen im Bereich der Polizeiinspektion Bad Griesbach gegeben – in Egglfing (Gemeinde Bad Füssing), in Pocking und neu nun in Ruhstorf. Die Anzahl der Teilnehmer sei in etwa gleichbleibend, eventuell habe sich die Teilnehmerzahl in Egglfing zuletzt etwas verringert. "In Ruhstorf waren eigentlich etwa 100 angemeldet, gekommen sind aber 150." Ein Problem sei das aber nicht gewesen, meint Erster Polizeihauptkommissar Franz Dadlhuber: "Alle Teilnehmer haben sich korrekt verhalten, außerdem wurde für die entsprechende Anzahl an Ordner gesorgt." Die Polizeibeamten seien von den Spaziergängern auch nicht angepöbelt worden. Im Gegenteil: "Am Ende des Versammlungswegs haben sich die Leute bei uns bedankt, weil wir ihnen geholfen haben, den Spaziergang durchzuführen. Die haben sogar geklatscht."

Am Ende wird ein Kirchenlied angestimmt

Andere Spaziergänger, die am Abend an der Niederbayernhalle vorbeigekommen sind, hätten vermuten können, es handle sich am Ende gar um ein religiöses Treffen: Denn um kurz nach 18 Uhr hört man von dort das ökumenische Kirchenlied "Großer Gott, wir loben Dich".