Erlstätt/Korneburg
Ein Jahr nach filmreifer Flucht auf der A8: Krähenfuß-Bande verurteilt

26.03.2020 | Stand 20.09.2023, 4:23 Uhr

Mit 228 km/h war der Fahrer eines gestohlenen Audi S6 im März auf der A10 in Österreich in eine Radarfalle gerast. Er und sein Beifahrer waren mit Sturmhauben maskiert. Zuvor hatten sie die verfolgenden Polizisten mit "Krähenfüßen" abgehängt. −Fotos: Polizei

Für großes Aufsehen und die aufwendigste Ermittlungsarbeit der niederösterreichischen Polizei in den vergangenen Jahrzehnten haben zwei Diebe gesorgt: Sie hatten Anfang März 2019 einen Rettungsspreizer der Feuerwehr Erlstätt (Landkreis Traunstein) gestohlen und sich eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei auf der A8 bei Bergen im Landkreis Traunstein geliefert. Nun sind die Männer - bekannt als "Krähenfüß-Bande" - zu langen Haftstrafen verurteilt worden.

Ein dunkler Audi S6 mit österreichischer Zulassung war in der Nacht zum 6. März vor einer Polizeikontrolle auf einer Kreisstraße bei Bergen geflüchtet, fuhr auf die A8, raste mit bis zu 250 Kilometern pro Stunde in Richtung Salzburg - und konnte entkommen. Bei der Flucht warfen die Insassen des gestohlenen Audi Krähenfüße auf die Fahrbahn und beschädigten drei Polizeiautos.

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Der Fall war nicht der einzige dieser Art. Bis August kamen laut Polizei drei weitere Krähenfuß-Fälle in Österreich dazu. Darunter waren 13 teils vollendete Einbruchsdiebstähle in Geldautomaten, elf Fahrzeugdiebstähle sowie zahlreiche Geschäftseinbruchs- und Kennzeichendiebstähle. Seit einem Kontakt mit den Tätern im Juli, bei dem die Männer aggressiv auftraten, erneut Krähenfüße warfen und mit 250 Kilometern pro Stunde flüchteten, gingen die Ermittler von einer massiven Gefährdung durch die Täter aus. Sie haben laut den Ermittlern "höchst kriminelle Energie" und gehen "höchst professionell" vor.

Männer im November festgenommen

Nach Ausforschungen der Täter in der Slowakei, Tschechien, Luxemburg, Irland und den USA konnten - nach aufwendigen, internationalen Ermittlungen - in Wien zwei Verdächtige im vergangenen November festgenommen werden: ein mehrfach vorbestrafter 44-jähriger Slowake und ein 36-jähriger Slowake. Die Mehrzahl der begangenen Taten hatten die Männer in Österreich verübt. Deshalb übernahmen die österreichischen Justizbehörden die weiteren Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft Traunstein.

Genau ein Jahr nach der Tat in Erlstätt, am 5. März 2020, standen die beiden Männer nun vor dem Landesgericht Korneuburg in Niederösterreich. Unter großem medialen Interesse und höchsten Sicherheitsvorkehrungen - die beiden Angeklagten wurden durch das österreichische Einsatzkommando Cobra bewacht - verurteilte das Gericht den 44-Jährigen zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren und zehn Monaten, den 36-Jährigen zu acht Jahren und drei Monaten Freiheitsstrafe.

Der von den beiden Slowaken angerichtete Schaden beläuft sich laut Polizei auf 4,6 Millionen Euro.

− vr