300 Einwohner, zwei Vereine - da hält sich das dörfliche Leben normalerweise in Grenzen. Nicht in Gehmannsberg. In dem Dorf hoch über Rinchnach tut sich weit mehr als anderswo auf dem Land. Ob Dorfweihnacht oder Dorfflohmarkt, Frauen-Stammtisch oder Seniorentreff - die Gehmannsberger tun sich zusammen, planen im Schnellverfahren, verteilen die Arbeiten auf viele Schultern, und bringen so Leben in ihr Dorf. Ein Dorf, das vor etwa 15 Jahren wegen eines Mobilfunkmasten tief zerstritten war.
Große Anschieberin der vielen nachbarschaftlichen Initiativen ist Karin Stephens. Sie und ihr Mann Reinhard haben vor elf Jahren in ihrem Garten eine Glühwein-Party veranstaltet und Nachbarn eingeladen - mit begeisterten Rückmeldungen. Nach einer erfolgreichen Wiederholung im Folgejahr spekulierten die Stephens: Das wäre doch eine Idee für‘s ganze Dorf! Ein Jahr später fand die erste Dorfweihnacht an der Kapelle statt, eine Art Freiluft-Weihnachtsfeier der Dorfgemeinschaft. Die ersten Jahre ging der Erlös an das "Kircherl". Mittlerweile finanzieren die Gehmannsberger mit dem Geld Ausflüge: Einen für die Senioren, einen für die Kinder und Jugendlichen. Es war als hätten die Stephens eine Lawine losgetreten. Immer mehr Ideen wurden in die Tat umgesetzt. Mindestens drei Mal im Jahr organisiert der harte Kern der Gehmannsberger Dorf-Aktivisten mittlerweile einen Senioren-Treff, für den Maria Kramhöller dann ihr Wirtshaus aufsperrt. Dia-Vorträge mit historischen Aufnahmen aus der Gemeinde oder das Hiagstsuppen-Essen kamen sehr gut an. Einmal im Monat trifft sich dort der Frauen-Stammtisch - auch Männer haben Zutritt, aber nur zwei sorgfältig ausgewählte. Dorfhauptmann Helmut Kroner ist überzeugt: "Unsere aktiven Frauen sind ein Glücksfall". Ihm ist wohl bewusst, dass die Initiativen, die das Dorf beleben, von Frauen ausgehen - von Maria Kramhöller, Anneliese Müller, Martina Bauer, Elke Geiger, Katrin Pfeffer, Manuela Stangl - und natürlich Karin Stephens. "Gell, du mogst dei Dorf?" bekommt diese von Kollegen zu hören, wenn sie von daheim erzählt. Karin Stephens mag ihr Dorf - und viele andere Gehmannsberger mögen es auch.
− igf
