Eine ungewöhnliche Idee wurde sehenswert umgesetzt: So lässt sich die Ausstellung "Die Rott – 15 x 1 Landschaft" auf den Punkt bringen: 15 Künstlerinnen und Künstler aus der Region zeigen derzeit Bilder im Glasbau in Pfarrkirchen und im Gebäude der ehemaligen Brauerei Gässl. Die Kunstwerke haben alle eine gemeinsame Vorlage: ein Foto von einer winterlichen Szenerie an der Rott bei Pfarrkirchen, doch jeder der Künstler wirft seinen ganz eigenen, persönlichen Blick auf dieses Idyll.
Zu Vernissage waren die meisten der Kunstschaffenden gekommen, diese gab einen Abend lang neben vielen visuellen Eindrücken auch die Möglichkeit für gute Gespräche. Und miteinander ins Gespräch zu kommen, so Kuratorin Franziska Lankes, sei ja auch der Grund für eine Vernissage und überhaupt für eine Ausstellung.
Die jetzige im Glasbau ist die letzte Ausstellung im Rahmen der Reihe "Landschaftsmalerei an Rott und Inn", die seit April 2020 an 17 verschiedenen Orten im Landkreis Station gemacht hatte. Verschiedene Künstler aus verschiedenen künstlerischen Richtungen hatten ihre Werke gezeigt. Begonnen hatte alles im April 2020 im Alten Rathaus in Pfarrkirchen. Träger der ungewöhnlichen Kunstaktion war der Landkreis Rottal-Inn, die Idee stammte von Dr. Ludger Drost, Kulturbeauftragter des Landkreises. Für die Umsetzung gab es Fördergelder vom Freistaat und von der Kulturstiftung des Bezirks Niederbayern.
Stellvertretende Landrätin Edeltraud Plattner freute sich über das große Interesse, das alle Ausstellungen der Reihe gefunden hatten: "Es war die erfolgreichste Veranstaltung dieser Art in der Geschichte unseres Landkreises, und das in den schweren Zeiten der Pandemie. Das ist schon bemerkenswert", sagte Plattner. Die aktuelle und letzte Bilderschau sei dabei eine besondere "Perle", denn: 15 Menschen mit ganz unterschiedlichen Arten, Kunst zu gestalten, hätten sich ein Bild gemacht, zwar vom gleichen Landschaftsausschnitt, aber aus unterschiedlichsten Blickwinkeln heraus. "So individuell, wie unsere Künstlerinnen und Künstler sind, so unterschiedlich sind die Werke, die sie für diese Ausstellung geschaffen haben", merkte Plattner an.
"Kunst macht schwere Zeiten erträglicher"
Die Bilder zeigen eine Verbundenheit zur Heimat – dies sei heute glücklicherweise ein positiver Wert. "Lange Zeit war das anders, da hatte besonders bei jungen Menschen das Wort Heimat immer auch einen etwas dumpfen Beigeschmack. Heimat wurde gleichgesetzt mit Enge und Rückständigkeit", meinte die stv. Landrätin. Heimat sei der Ort, an dem man gerne ist, unterstrich sie, fügte aber auch hinzu: Es sei traurige Wahrheit, dass Heimat für viele Menschen vor allem in Krisengebieten der Ort ist, an dem sie gerne wären, wenn sie nicht wegen eines Krieges diese Heimat verlassen hätten müssen. Plattner: "Vielleicht sollten wir uns beim Betrachten dieser Bilder und beim Zurückdenken an diese Ausstellungsreihe auch daran erinnern, dass man sich glücklich schätzen kann, eine Heimat zu haben."
Zweiter Bürgermeister Hermann Gaßner unterstrich, dass es durchaus Sinn mache, auch in schweren Zeiten Menschen dazu einzuladen, sich mit der Kunst zu beschäftigen: "Gerade jetzt ist das wichtig, denn es macht schwere Zeiten erträglicher", meinte er. Ihm sei es wichtig, beim Betrachten von Kunst auch etwas Neues zu lernen, auch dafür biete die Schau im Glashaus eine gute Gelegenheit. Großen Respekt drückte Gaßner dem Glasbau-Team aus, das den ungewöhnlichen Kulturtreffpunkt zu einem "Aushängeschild" der Stadt gemachte habe. Und ganz persönlich gab Gaßner einer Jugenderinnerung Ausdruck: "Ich habe an der Stelle, die hier auf 15 verschiedene Arten abgebildet ist, als kleiner Bub schon gebadet."
Kuratorin Franziska Lankes stellte dann die beteiligten Künstlerinnen und Künstler vor: Aliná Adigüzel (Modedesignstudentin), Peter Bauer (Bildhauer), Martin van Bracht (Maler), Christian Fischbacher (Maler), Barbara Fischbacher (Lehrerin und Künstlerin), Maya Franzen (Kunstformerin und -gießerin), André Hasberg (Designer), Martha Kissling (Architekturstudentin), Christiane Koenig (Malerin und Kunstlehrerin), Rut Kohn (Malerin), Franziska Lankes (Malerin und Bildhauerin), Stella Okroi (Kunstlehrerin und Künstlerin), Bernd Stöcker (Bildhauer), Anita Strasser (Kulturpädagogin) und Susanne Theuerkorn (ehemalige Lehrerin).
Die Ausstellung, die bis Sonntag, 27. März, läuft, kann samstags von 11 bis 14 Uhr sowie sonntags von 15 bis 18 Uhr kostenlos besucht werden. Eine persönliche Vereinbarung ist möglich unter ✆08726/242.
− hl
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