Triftern
Ein Aushängeschild: Sanierter Stadl der "Alten Post" eröffnet

16.09.2022 | Stand 25.10.2023, 11:26 Uhr

Gastgeber Bernd Stöcker (links) und Bildhauer Helmut Heinze. Die Bronze-Statue "Junger Mann" ist eines seiner Werke, die der 90-jährige Künstler aus Dresden im sanierten Stadl in Triftern zeigt. −Foto: Wagle

Bernd Stöcker hatte einen Traum. Mit viel Mut, Hartnäckigkeit und nicht zuletzt den nötigen Fördermitteln wurde dieser nun Wirklichkeit. Entsprechend groß war die Freude als der in Triftern lebende Bildhauer am Donnerstagabend sein Werk, den sanierten Stadl der "Alten Post", zusammen mit der Ausstellung "Bildhauerfreunde" der Öffentlichkeit präsentieren konnte.

Ein Aushängeschild für die gesamte Region – immer wieder fielen diese Worte an diesem Abend, zu dem sich zahlreiche geladene Gäste in dem denkmalgeschützten Ensemble eingefunden hatten. Tatsächlich war Stöcker mit der Umwandlung des maroden Stadls in einen architektonisch ansprechenden Ausstellungs- und Veranstaltungsort etwas gelungen, was anfangs fast unmöglich schien. Schließlich hatten bei einem Bürgerentscheid im Frühjahr 2019 die Trifterner seinen Plänen zur Sanierung der "Alten Post" eine klare Absage erteilt. Mehrheitlich hatte man sich damals dagegen ausgesprochen, dass sich die Marktgemeinde finanziell an dem ehrgeizigen Projekt beteiligt. Somit waren auch die in Aussicht gestellten Fördermittel nutzlos.

Doch Stöcker kämpfte weiter, fand neue Möglichkeiten und Geldgeber für das neue Kulturzentrum. Mehrere Stellen unterstützten sein Vorhaben. Insgesamt schlägt der Umbau des Stadls mit 632000 Euro zu Buche. Finanziell gefördert wird das Ganze durch Leader-Mittel (EU, Freistaat), vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, von der Bayerischen Landesstiftung, vom Bezirk Niederbayern und dem Landkreis. An Eigenmitteln bringt Stöcker 142000 Euro ein, wie er gegenüber der Heimatzeitung erklärte.

"Es ist keinen Cent teurer geworden", bemerkte Moderator und Vorstandsmitglied des Kultur- und Kunstvereins Triftern, Christoph Duschl, bei seiner launigen Begrüßungsrede, in der er unter anderem das bemerkenswerte Engagement von Bernd Stöcker hervorhob. Ebenso wie die nachfolgenden Grußwortredner, die auch das hohe Niveau der Ausstellung mit Werken von Hans Wimmer, Gerhard Marcks und dem bei der Vernissage anwesenden Helmut Heinze aus Dresden thematisierten. "Drei Meister ihres Fachs", betonte stellvertretender Landrat Kurt Vallée. Die Ausstellung sei sehr hochwertig, die Besucher bekämen einen Einblick in Techniken und in Gedankenwelten von drei Männern, für die Gestalten der Lebensinhalt gewesen sei. An Stöcker gerichtet meinte Vallée: "Du hast einen harten Weg hinter dir und Großartiges geleistet."

Auch Bürgermeisterin Edith Lirsch griff diesen Gedanken auf und erinnerte an die Entstehungsgeschichte, das bedauerliche Scheitern beim Bürgerentscheid und hob Stöckers Zielstrebigkeit und Mut hervor. Er habe das Potenzial der "Alten Post" mit den zwei Gebäuden gesehen und erkannt, was unter all dem Staub und dem maroden Gebälk des alten Gebäudes schlummere.

Beeindruckt vom Stadl und den Kunstwerken zeigte sich auch MdB Marlene Schönberger, die sich an ihren ersten Ausstellungsbesuch als Kind – ihr Vater sei ebenfalls Künstler gewesen – erinnerte. Sie sprach von einem Projekt, das nicht nur für Triftern, sondern für die gesamte Region eine Bereicherung sei.

"Auch für uns ist das Vorhaben etwas ganz Besonderes", meinte Leaderkoordinator Dr. Eberhard Pex, der kurz auf das Maßnahmenprogramm der Europäischen Union und die damit verbundenen Förderungen einging. Sein Dank galt an dieser Stelle dem Steuerkreis der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) des Landkreises und allen Fördergebern. Worte zur Geschichte der "Alten Post" und des Wirtshauses an sich kamen von Dr. Cindy Drexl, Kulturreferentin des Bezirks Niederbayern. Und sie war sich sicher: Mit den hier in Triftern umgesetzten Maßnahme werde es gelingen, einen Veranstaltungsort auf lange Sicht zu etablieren.

"Kultur erhalten, pflegen, leben", das sei das Ziel, das sich die Deutsche Stiftung Denkmalsschutz gesetzt habe, sagte Ortskurator Dr. Herbert Wurster, Passau. Heuer fördere die Stiftung etwa 600 Projekte. Neben Eigeninitiative seien auch solide Fachleute und eine nachhaltige Nutzung wichtig. All das sei hier mit der Maßnahme in Triftern gegeben, die man daher auch unterstütze.

Ausschließlich durch den Zusammenhalt und das Gemeinsame sei dieses Vorhaben möglich geworden, sagte ein sichtlich erfreuter Bernd Stöcker, der allen am Bau und der Finanzierung Beteiligten dankte. "Nur so können wir das heute erleben."

Ein Erlebnis für die 130 Gäste waren abschießend die Worte des ausstellenden Bildhauers Helmut Heinze, der mit seiner Gattin Erika aus Dresden nach Triftern angereist war. In seiner enthusiastischen, mit viel Kraft und Gefühl gehaltenen Rede referierte der 90-Jährige über die Rolle der Kunst, die Freundschaft mit Hans Wimmer und Gerhard Marcks, den brieflichen Künstleraustausch durch den Eisernen Vorhang hindurch sowie über die Begegnungen und Erlebnisse mit den beiden Künstlern und ihren Werken.

Bei einem Rundgang durch die Ausstellung hatten die Besucher dann die Gelegenheit, die Werke der drei bedeutenden Bildhauer zu begutachten und die ganz besondere Atmosphäre im Stadl zu genießen.