Test: Citroen C4
Doppelte Geschmackssache

12.08.2021 | Stand 12.08.2021, 14:46 Uhr

Der Citroen C4 setzt auf spezielle Optik

SP-X/Köln. Originalität zählte schon immer zum Citroen-Markenkern. Kein Wunder, dass die Franzosen auch in der populären Kompaktklasse auf leichte Exzentrik setzen und mit dem neuen C4 einen ungewöhnlichen Mix aus Limousine, Coupé und leichten SUV-Elementen anbieten. Die wahre Geschmacksfrage stellt sich aber bei der Fahrwerksabstimmung des Fünftürers, die bemerkenswert kompromisslos ausfällt.

In Sachen Design ist der C4 weder SUV noch Crossover, sondern ein klassischer Pkw mit stilistischen Offroader-Anleihen. Ähnlich etwa wie ein Kia XCeed oder ein Ford Focus Active verleihen ihm Kunststoffplanken rund um die Karosserie einen leicht robusten Auftritt. Trotz erhöhter Bodenfreiheit fällt der Citroen aber immer noch flacher aus als echte SUVs, was sich auch in Kombination mit dem coupéhaften Heck in einer besseren Aerodynamik niederschlägt. So gesehen vereint der Franzosen das Beste aus zwei Welten: modische Optik und vertretbare Effizienz. Das Platzangebot innen bleibt jedoch den Limousinen-Standards der Kompaktklasse verhaftet. Das bedeutet nicht, dass der C4 ein enges oder unpraktisches Auto wäre. Im Gegenteil: Das Platzangebot vorne wie im Fond ist gut, der Kofferraum im Wettbewerbsvergleich eher groß, auch wenn das schräge Fließheck vor allem bei der Beladungshöhe Tribut fordert. Die Kopffreiheit auf der Rückbank hingegen beeinträchtigt der dynamische Karosserie-Schnitt kaum.

Generell hat sich Citroen nicht nur außen Mühe gegeben, eigene Akzente zu setzen, sondern auch im Innenraum. So ist das Cockpit im gefällig zackigen Stil der Marke gehalten und wartet zudem auf der Beifahrerseite mit einer ungewöhnlichen Funktion auf. Über dem Handschuhfach findet sich eine flache Tablet-Schublade und eine herausziehbare Halterung für die portable Unterhaltungselektronik. So kann der Beifahrer während der Fahrt arbeiten oder einen Film schauen, wie man das sonst nur aus Premium-Modellen mit separatem Festeinbau-Bildschirm kennt.

Während der Tablet-Trick trotz allem nicht mehr als ein netter Gag ist, kann sich der Franzose in anderer Hinsicht wirklich wirksam vom Wettbewerb absetzen. Und zwar bei der Fahrwerksabstimmung, die extrem komfortabel ausfällt, ohne mit der von früher bekannten Schwammigkeit zu nerven. Die spezielle Kombination aus Federn, Dämpfern und hydraulischen Anschlägen spricht schnell und konsequent auf Unebenheiten an und schwingt sie sanft und wirksam weg. Selbst üble Straßenschäden dringen so kaum zu den Insassen durch. Die Karosseriebewegungen halten sich trotz des langen Federwegs in Grenzen, aber auch die vergleichsweise verbindliche und präzise Lenkung verhindert das Wüstenschiff-Gefühl, mit dem französische Autos noch vor wenigen Fahrzeuggenerationen aufwarteten. Kombiniert mit der guten Geräuschdämmung ergibt sich so ein gelassen-souveränes Fahrverhalten, das für die meisten Fahrzustände und Ansprüche angemessen und angenehm ist. Wer auf Fahrkomfort steht, dürfte in der Kompaktklasse kaum ein passenderes Auto finden.

Für den ausgeprägt sportlichen Geschmack ist der sanfte Franzose im Gegenzug natürlich nichts. Auch die Antriebe sind eher auf Effizienz als auf Dynamik gestrickt. Der im Testwagen verbaute 1,2-Liter-Dreizylinderbenziner mit 96 kW/131 PS ist aber kein trödeliger Langweiler und bietet im Alltag gerade in Verbindung mit der sanft schaltenden Achtgang-Automatik ausreichend Kraft für das Mitschwimmen im Verkehr und gelegentliches Überholen. Wer den Sportmodus wählt, macht ihn eine Idee wacher und schneller im Antritt, was zumindest im subjektiven Empfinden sogar für eine Spur Dynamik sorgt. Mit einem Durchschnittsverbrauch von gut 7 Litern ist der kleine Turbo aber auch kein echter Sparmotor. Wer solch einen sucht, muss zum Elektro- oder Diesel-Modell greifen.

In der Anschaffung kann der C4 finanziell aber in allen Ausführungen durchaus überzeugen. Der offizielle Startpreis von 19.800 Euro ist zwar lediglich ein Lockangebot, mit vernünftiger Ausstattung („Feel“ inklusive LED-Licht, Klimaautomatik und Digital-Tacho) gibt es den Franzosen ab rund 23.000 Euro mit dem 100 PS starken Basisbenziner. Die 130-PS-Variante kostet ab 24.600 Euro, für die Automatik werden noch einmal 2.000 Euro fällig.

Mit der Kombination aus Fahrwerkskomfort und originellem Design positioniert sich der C4 in der Kompaktklasse ein wenig abseits ausgefahrener Wege. Dadurch dürfte er nicht jedem potenziellen Kunde passen, einigen dafür umso besser.

Citroen C4 – Technische Daten:
Fünftüriger, fünfsitziger Kompaktwagen; Länge: 4,36 Meter, Breite: 1,83 Meter (2,03 Meter mit Außenspiegeln), Höhe: 1,53 Meter, Radstand: 2,67 Meter, Kofferraumvolumen: 380 bis 1.250 Liter
1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner, 96 kW/131 PS, maximales Drehmoment: 230 Nm bei 1.750 U/min, Achtgang-Wandlerautomatik, Frontantrieb, 0-100 km/h: 10,2 s, Vmax: 208 km/h, Testverbrauch: 6,8 l, Normverbrauch: 4,8 l, CO2-Ausstoß: 108-110 g/km, Effizienzklasse: A, Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
Preis: ab 26.600 Euro

Kurzcharakteristik – Citroen C4
Warum: originelle Optik, hoher Fahrkomfort, angemessene Preise
Warum nicht: mäßige Fahrleistungen
Was sonst: VW Golf, Toyota Corolla, Kia XCeed, Ford Focus Active, Peugeot 308