Die sportliche Groß-Familie

Zwei Söhne von Biathlon-Legende Ricco Groß folgen in seine Fußstapfen – Gabriel wechselt auf Eisbahn

17.07.2019 | Stand 21.09.2023, 0:23 Uhr
Siegi Huber

Die Sportbegeisterung hat sich von Vater Ricco Groß (2. von links) auf die Söhne übertragen. Marco (von links) und Simon starten ebenso im Biathlon, Gabriel hat mittlerweile auf Eisschnelllauf umgesattelt. −Foto: Wukits

Ruhpolding. Da hat der Vater die Messlatte für seine drei Söhne ganz schön hochgelegt: 28 Mal hat Ricco Groß bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften das Podest belegt. Der ehemalige Biathlet gehört damit zu den erfolgreichsten Wintersportlern in Deutschland. Nun schicken sich seine drei Söhne Marco, Simon und Gabriel an, in die Fußstapfen des Vaters zu treten.

Das ist gar nicht so leicht, schließlich müssen sich die Jungs manchen Vergleich mit dem neunfachen Weltmeister und vierfachen Olympiasieger anhören. Für die drei kein großes Problem; für Ricco Groß zählt vor allem Eines: "Was mich stolz macht ist, dass sie groß geworden sind, keinen Blödsinn gemacht haben und gut erzogen worden sind." Daran hat auch Katrin Groß, die Mutter, einen großen Anteil. Sie war früher erfolgreich im alpinen Skisport unterwegs.

Ricco Groß freut sich natürlich, dass seine Söhne den Weg in den Leistungssport gefunden haben. "Das macht die Freude bei mir noch größer. Sie haben es sich selbst ausgesucht und sind über die Vereinsebene dazu gekommen." Auf keinen Fall will sich der 48-Jährige in den Sport seiner Schützlinge einmischen. "Einfach laufen lassen. In Ruhpolding und Inzell wird an den Stützpunkten ein gutes Training angeboten. Es wäre unfair, wenn ich mich da großartig einbringen würde. Wenn sie Fragen haben, dann stehe ich natürlich mit Rat und Tat zur Seite."

Auch beim Jüngsten: Gabriel hat sich für eine Karriere als Eisschnellläufer entschieden. "Die Sportart ist vom Biathlon gar nicht so weit weg. Ausdauer, Kraft und Bewegung ist ähnlich. Ich habe selber auf dem Eis früher trainiert." Der 15-Jährige muss sich von seinen Brüdern aber so manchen Flachs anhören. Vor allem, wenn er bei Regenwetter trocken nach Hause kommt. "Die sind halt ein wenig neidisch, weil ich in der Halle trainieren kann", meint er grinsend.

Gabriel hat zwar, wie seine Brüder, mit Biathlon begonnen, aber irgendwann gemerkt, dass ihm Eisschnelllaufen noch mehr Spaß macht. Nach ersten Erfolgen folgten Operationen an beiden Knien. "Langsam geht es wieder aufwärts", sagt er und verrät sein Lebensziel: Olympiasieger oder zumindest eine Medaille und Weltspitze wären schön. Er weiß aber auch, dass dies ein sehr schwieriger und steiniger Weg ist.

Das ist auch bei seinem Bruder Simon der Fall. Der 20-jährige Fan von Oldtimerautos hat in dieser Saison keinen Kaderstatus. Nach einem guten Einstieg in die vergangene Saison ist er während der Junioren-WM krank geworden. "Leider musste ich ohne Rennen heimfahren", sagt der junge Sportler, der Mitglied im Zoll-Skiteam ist. Danach schaffte er es auch nicht mehr in den IBU-Juniorencup. Nun muss er im Sommer versuchen, wieder den Anschluss zu finden.

Bei der Deutschen Meisterschaft im September will er sich zeigen. "Im kommenden Winter stehen wir alle an derselben Startlinie. Letztendlich kann man auch ohne Kaderstatus vorn dabei sein", ist er gewohnt optimistisch. "Mir ist in meiner kurzen Karriere bereits einiges dazwischen gekommen. Ich habe die Schule fertig gemacht und mein erstes Profijahr hinter mich gebracht. Ich bin fleißig und ehrgeizig, ich werde die Kurve bekommen." Seine Stärken liegen in der Loipe und wenn am Schießstand auch noch die Null steht, meint er in seiner typisch trockenen Art: "Da gibt es weitaus schlimmere Sachen." In diesem Winter will er sich für die Junioren-Weltmeisterschaft qualifizieren, es wäre seine letzte. Danach muss er in den Herrenbereich wechseln. "Da geht es richtig los. Ich weiß, dass ich Geduld haben muss."
Über all diese Themen wird zu Hause untereinander gesprochen. "Das wird aber relativ schnell abgehakt. Meistens diskutieren wir über aktuelle Sportthemen wie Formel 1 oder Tour de France." Wenn es wirklich wichtig wird, dann kommt der älteste der Groß-Brüder ins Spiel: Marco ist 23 Jahre alt und oft Ansprechpartner. "Die Jungs kommen schon, wenn sie was brauchen", verrät er. Sein Ziel ist in diesem Winter der IBU-Cup. Er ist ebenfalls Mitglied im Zoll-Skiteam und im B-Kader. "Bei der Deutschen Meisterschaft werden die Plätze ausgelaufen. Alles ist offen, sowohl im Weltcup, als auch im IBU-Cup sind Plätze frei. Mal schauen, wohin die Reise geht."

Neben dem IBU-Cup peilt er auch die Qualifikation für die Europameisterschaft an. Längerfristig würde es ihm auch im Weltcup taugen. Für dieses Ziel will er sich im Laufen verbessern. Das gute Schießen hat ihm sein Vater in die Gene gelegt. Gelassen nimmt es der leidenschaftliche Golfspieler, wenn er mit seinem Vater verglichen wird. "Das hat Vor- und Nachteile. Natürlich ist der Vergleich da. Es gibt aber auch viele Vorteile, die man nutzen kann, wo der Name Groß hervorsticht."

Bei der Frage nach einer "Groß-Biathlonstaffel" herrscht Unklarheit. "Ob da der Ältere mitmacht?", meinen Marco und Simon mit einer Spitze Richtung Vater. "Mal schauen, ob ich den ganzen Lauf schaffe", sagt dieser. "Da geht es um Kraft und Willensstärke." Das vermittelt er aktuell als Trainer den österreichischen Biathleten. "Und ich bestehe auf einen Vorsprung und Milde bei den Strafrunden", meint Gabriel.