Postmünster
Die Rott aus einer anderen Perspektive

24.08.2022 | Stand 22.09.2023, 0:53 Uhr

Bei der Fahrt mit dem SUP-Board auf der Rott erinnert Emilia Stöbig und Miriam Sprenzinger (mit Paddel) das heimatliche Gewässer vielerorts an einen Dschungel. −Foto: Slezak

Beim Wassersport schwören Emilia (13) und Miriam (11) auf SUP-Boards. Der Heimatzeitung erzählten die zwei Nachbarinnen, was sie bei ihrer Tour auf der Rott vom Durchlass am Golfplatz heim nach Afterhausen entdecken.

Wasser bedeutet Leben. Auf unterschiedliche Art und Weise wird das den beiden jungen Rottalerinnen klar. Als sie ihr SUP-Board ins trübe Nass einsetzen, empfangen sie ein Frosch und eine Kröte. In stoischer Ruhe nehmen die Amphibien von den zwei Mädchen kaum Notiz. Sodann beginnt die Fahrt flussabwärts.

Den Blick vom Fußweg zwischen Golfplatz und Rott versperrt fast überall das zugewucherte Ufer mit unzähligen Brennnesseln, Indischem Springkraut sowie dichtem Unterholz. Vom Fluss aus öffnet sich hingegen eine andere Welt. Wasserläufer flitzen an den Mädchen vorbei. Dünne wie dicke Äste von Büschen und Bäumen hängen über dem feuchten Nass, so dass sich die beiden auf ihrem Board hin und wieder ducken müssen. "Holzstöcke im trüben Wasser sehen aus wie Schlangen", findet Miriam. Und: "Alles erinnert an einen Dschungel."

Erste Erfahrungen auf dem Wolfgangsee

Da die Rott sanft geschwungen dahinfließt, warten hinter jeder Biegung neue Geheimnisse. Vielerorts vergnügen sich Enten mit den beiden Entdeckerinnen. Brütende Vögel schreckt im jetzigen Hochsommer niemand mehr auf. Plötzlich tauchen zwei Vierbeiner auf, welche die Mädchen nicht erwartet haben. "Da sind zwei Füchse", deutet Emilia aufgeregt zum Ufer.

Da im Fluss nur eine leichte Strömung herrscht, bewegt Miriam das Board mit einem Paddel fort. Plötzlich schwimmt etwas um das Sportgerät herum. "Eine Schlange", rufen sich Emilia und Miriam gegenseitig zu. Da sich die zwei Schülerinnen und das Schuppenkriechtier gleichermaßen aus dem Weg gehen, passiert natürlich nichts. Die Schlange, womöglich eine Ringelnatter, verzieht sich an Land. Die mutigen Mädchen fahren weiter flussabwärts. "Ein bisschen Angst haben wir schon gehabt", räumen sie ein. Ein Stück weiter hören sie das Wasser immer deutlicher plätschern. Derart kündigt sich der Einlauf zum Rottauensee samt Fischtreppe an. Unmittelbar davor landen beide an.

Aufgrund des derzeit niedrigen Pegels befahren die Mädchen den Fluss ohne Finne. Dieses kleine Schwert schrauben sie erst an das Board, als sie es über den Einlauf in den Rottauensee hieven. Schließlich sorgt die Finne im tiefen Wasser für Stabilität. Als die zwei erneut ablegen, krächzt hoch über ihnen eine Schar Wildgänse, die in Formation fliegt.

Emilia fährt seit über zwei Jahren mit SUP-Boards. Erstmals probierte die angehende Achtklässlerin den trendigen Wassersport am Wolfgangsee aus. Auf Anhieb sagte ihr zu, "dass man damit richtig vorwärts kommt". Zudem gefällt ihr, "wie von einem Boot nach Lust und Laune ins Wasser springen und dann wieder weiterfahren zu können". Darüber hinaus ist das Board leicht zu verstauen. In der Tat findet es in einem Rucksack Platz.

Rasch überzeugte Emilia ihre Nachbarin Miriam von den Vorzügen des praktischen Sportgeräts. Vom Auseinanderklappen und dem Aufblasen bis zum nötigen Druck von über einem Bar dauert es nur fünf bis zehn Minuten. Ob zu zweit oder allein: Natürlich ist es einfacher, auf dem Board zu sitzen oder zu knien, als darauf zu stehen gemäß der englischen Bezeichnung Stand-Up-Paddling. Stets heißt es beiden zufolge, "das Gleichgewicht zu halten". Besonders herausgefordert fühlt sich Emilia vom Wellengang. Am schwierigsten findet die baldige Sechstklässlerin Miriam, "mit nur einem Paddel zu lenken".

Zurück zur Fahrt durch die heimatliche Natur: Am anderen Ende des Rottauensees holen die Gymnasiastinnen das Board erneut aus dem Wasser und tragen es über die Dammkrone hinweg. Mit gut zehn Kilogramm Gewicht lässt sich das aufblasbare Sportgerät zu zweit locker schultern. Hinter der Staustufe setzen es die Mädchen ein letztes Mal ins Wasser ein. Miriam: "Hier ist das Ufer nicht so eingewachsen, und wir sehen mehr Fische."

Flussabwärts geht es unter den Rottbrücken in Postmünster und der Bundesstraße hindurch. Nun neigt sich die abenteuerliche, anderthalbstündige Heimfahrt nach Afterhausen dem Ende entgegen. Kurz vor dem folgenden Wasserfall holen die jungen Rottalerinnen das Board das dritte und letzte Mal aus dem feuchten Nass. Einen Katzensprung bergauf wohnen beide. Als kleine Trophäe nehmen die Nachbarinnen eine Schwanenfeder mit nach Hause, welche sie in der Rott auflesen konnten.