Plattling
Die Kriegsflüchtlinge und die Rolle der Stadt

23.03.2022 | Stand 20.09.2023, 21:17 Uhr

−Foto: Häusler/Archiv

Viele Experten erwarten aufgrund des Ukraine-Kriegs die größte Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Plattlinger Zeitung hat mit Bürgermeister Hans Schmalhofer (CSU) gesprochen, was die Stadt zur Bewältigung dieser extrem schwierigen Lage beitragen kann.

Gespräch in der Dependance geplant

In der Flüchtlingsunterkunft im Industriegebiet Plattling-Stephansposching, einer Dependance des Deggendorfer Ankerzentrums, sind derzeit zwischen 50 und 60 ukrainische Geflüchtete für einige Tage untergebracht, bevor sie in feste Unterkünfte weiterverteilt werden (PZ berichtete). Schmalhofer wird sich am Donnerstag vor Ort mit dem Zuständigen des Anker-Zentrums treffen, um abzuklären, "was die Stadt unterstützend machen kann".

Privatpersonen, die Geflüchtete bei sich aufnehmen wollen, sollen sich an den Landkreis wenden, der den Bedarf entsprechend koordiniert. Nach Wissen des Bürgermeisters gibt es bereits mehrere private Unterbringungsangebote aus Plattling.

Stadt bemüht sich um Übersetzer

Meldungen von Ukrainern, die in der Isarstadt nicht registriert privat untergebracht sind, hat die Stadtverwaltung noch nicht. Denn die Geflüchteten aus dem Kriegsgebiet dürfen sich zunächst ohne Bedingungen bis zum 23. Mai 2022 in Deutschland aufhalten. Damit besteht zum Beispiel auch noch keine Schulpflicht. Die Stadt wisse also noch nicht, so Schmalhofer, was in Bezug auf Kindergärten und Beschulung der jungen Kriegsflüchtlinge auf sie zukommt. Man schaue sich aber schon nach Mitbürgern um, die hier als Dolmetscher unterstützen könnten.

Städtische Liegenschaften als Unterkünfte für Flüchtlinge

Momentan stehen laut Bürgermeister im Landkreis um die 1000 Plätze für Geflüchtete zur Verfügung. Wenn die Flüchtlingszahlen, wie erwartet, noch einmal deutlich ansteigen sollten, dann werde man auch städtische Liegenschaften, die derzeit nicht oder anderweitig genutzt werden, für die Unterbringung der Frauen, Kinder und älteren Männer anbieten.

Ehrenamtlich wird auch in Plattling viel für die Ukraine-Flüchtlinge getan und gespendet. Dass die Stadt selbst hier aktiv wird, ist nach einer neuen Richtlinie rechtlich zumindest möglich, aber weiter ziemlich kompliziert, so Schmalhofer. Das habe man bei der Flutkatastrophe gesehen. Man bräuchte dann zu Beispiel ein Gremium, das entscheidet, wie die Gelder genau verteilt werden. Auch ein Benefizkonzert oder ähnliches hat die Stadt Plattling nicht geplant. "Das muss man größer organisieren, damit es finanziell etwas bringt", sagt Schmalhofer. "Ich sehe das eher auf Landkreisebene."

Eine ukrainische Beflaggung vor dem Rathaus, wie in vielen anderen Kommunen, gibt es in Plattling nicht. Nun soll aber ein kleines Zeichen der Solidarität gepflanzt werden: Er habe die Damen des VdK gebeten, so Schmalhofer, den Osterbrunnen im unteren Teil in Blau und Gelb, den Farben der Ukraine, zu gestalten.

− ds