Passau
Die Donau wird immer kürzer

So veränderten die Menschen den Fluss

13.05.2020 | Stand 20.09.2023, 4:20 Uhr

An der Isarmündung südlich von Deggendorf lassen sich Sedimenttransport und -ablagerung sehr gut erkennen. −Foto: www.agroluftbild.de

134 Kilometer an Länge und 40 Prozent an Breite hat die Donau seit Mitte des 19. Jahrhunderts eingebüßt. Das geht aus den Ergebnissen des EU-Projekts DanubeSediment hervor, das drei Jahre lang die Folgen von Staustufen, Begradigungen und Hochwasserschutzmaßnahmen für den Fluss untersuchte. Nur zehn Prozent der Donau befinden sich noch in einem naturnahen Zustand, lautet die Bilanz des Bayerischen Landesamtes für Umwelt.

Eine Auswirkung zeigt sich im starken Rückgang von Sedimenten. Während in der oberen Donau Flächen aus Kies- und Sandsedimenten eine große Rolle als Laichhabitate spielen, beherbergt das Feinsediment in den Sumpf- und Feuchtflächen des Donaudeltas eine reichhaltige Tier- und Pflanzenwelt, erklärt eine Sprecherin des LfU auf Nachfrage. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich die Menge dort mehr als halbiert. Vor allem seit dem Bau der großen Staustufen gelangen weniger dieser Schwebstoffe ins Donaudelta: Statt den ursprünglichen 40 bis 60 Millionen Tonnen jährlich sind es inzwischen nur mehr 15 bis 20 Millionen, also über 60 Prozent weniger. Laut Landesamtes für Umwelt beeinträchtigen diese massiven Veränderungen im Sedimenthaushalt Wasserkraftwerke, Schifffahrt, Wasserversorgung, Landnutzung und Ökologie.

Ablagerungen vor den Kraftwerken

Zusätzlich ist ein Drittel der 2857 Kilometer langen Flussstrecke vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer stark von Sedimentablagerung betroffen, insbesondere vor den großen Wasserkraftwerken sammelt sich das zerkleinerte Gestein. Hinter den Staustufen fehlt es hingegen häufig, in der Konsequenz tieft sich das Flussbett dort ein. Das sei insofern problematisch, dass die Sedimente vor den Staustufen den Stauraum auffüllen, so das Stauvolumen verringern und die Energieproduktion einschränken. Die Eintiefung des Flussbettes hinter der Staumauer führt zur Grundwasserabsenkung und Trockenlegung von Auen. Sie vermindert das Flussgefälle flussabwärts, so dass sich wiederum Material ablagert und die Schifffahrt behindert, erklärt die Pressesprecherin.

Aus diesen Erkenntnissen leitet das Projekt Maßnahmen ab, wie dem Sediment-Ungleichgewicht begegnet werden kann. Buhnen beispielsweise könnten so gebaut werden, dass sie überströmt werden und den Transport von Sedimenten erleichtern. Die Eindämmung von Erosionen aus der Landwirtschaft könnte verhindern, dass Abtragungen die Laichflächen von Fischen verschütten. Weitere Maßnahmen wie die Entfernung von Uferbefestigung sollen donauweit in ein transnationales Konzept zum Sedimentmanagement einfließen. Auf nationaler Ebene soll das Thema in die Flussbewirtschaftungspläne und Hochwasserrisikopläne Eingang finden.

− amr/pnp