Passau
Deutsch-Abi mit Abstand im Leopoldinum

20.05.2020 | Stand 20.09.2023, 21:07 Uhr

Bitte nicht stören: Franz Scherb, stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums Leopoldinum, vor der Turnhalle, in der die Schüler am Mittwoch über ihren Aufgaben brüteten. −Foto: Munzinger

Fünf Stunden alles geben, schreiben, bis die Hand krampft, Texte analysieren, bis der Kopf draucht – 22 Schüler des Gymnasiums Leopoldinum haben am Mittwoch ihr Abitur in Deutsch abgelegt. Dabei sorgte nicht nur die Corona-Pandemie für besondere Umstände, sondern auch ein besonders idiotischer Diebstahl.

Franz Scherb kann nur den Kopf schütteln und lachen, wenn er an den Dieb denkt, der vergangene Woche aus einem Bamberger Gymnasium die Deutsch-Abituraufgaben gestohlen hat. "Was sollte das bringen?", fragt der stellvertretende Schulleiter des Leopoldinums. "Der muss doch gewusst haben, dass es dann neue Aufgaben gibt." Auf gut Deutsch war der Diebstahl also nur eines: "Purer Schwachsinn."

Keine Probleme mit der kurzfristigen Aufgabenänderung hatte dafür Deutschkursleiterin Irmgard Stelfbauer: "Wir wussten ja nicht, was die anderen waren. Vielleicht haben die neuen den Schülern ja sogar besser gepasst."

Von 8 bis 13 Uhr analysierten die Abiturienten in der Turnhalle entweder Kafka und Eichendorff, Arthur Schnitzler, einen pragmatischen Text über "einfache Sprache" oder versuchten sich an einem Essay über den Sinn (oder Unsinn?) des Theaterbesuchs.

Streng eingehalten wurde der Mindestabstand zwischen den Schülern. "Das war kein Problem", sagt Scherb. Denn das Leo hatte Glück im Unglück: "Der Jahrgang besteht aus Schülern, die sich nicht für das Model ,Mittelschule Plus‘ entschieden haben. Also waren es nur 22, für die war mehr als genug Platz in der Halle." Schlimmer wäre es gewesen, wenn Corona 2021 über uns hereingebrochen wäre: "Nächstes Jahr machen 80 Schüler das Abi. Dann wäre es richtig eng geworden."