Osterhofen
Der Postbote kommt einfach immer

03.07.2020 | Stand 19.09.2023, 6:55 Uhr

Seit 43 Jahren liefert Alfred Heininger, Teamleiter im Verteilzentrum der Deutschen Post in Osterhofen, Pakete aus. So viele wie im März und April waren es aber noch nie. −Foto: Schumergruber

Ein Drittel mehr Pakete als an einem Durchschnittswerktag haben Postboten zu Beginn der Corona-Pandemie ausgeliefert. Mit dem hohen Aufkommen wächst auch die Wertschätzung für ihren Beruf.

"Gerade zu Beginn der Krise war das keine leichte Zeit für uns", erzählt Alfred Heininger, der Teamleiter im Verteilzentrum der Deutschen Post am Osterhofener Stadtplatz ist. Seit 43 Jahren ist er schon als Postbote unterwegs. Eine Paketflut wie im März und April hat der 60-Jährige noch nie zuvor erlebt: "Die Leute haben alles online bestellt – von Hundefutter bis zu Kies und Steinen." Um die 31 Kilo musste Heininger teilweise stemmen.

In der Paketflut sind täglich schwere Gewichte zu stemmenEr und seine Kollegen seien während des "Lockdowns" an ihre Grenzen gegangen, berichtet der Teamleiter. Auch einige Überstunden hätten sich so angesammelt. "Alles in allem haben wir die Extremsituation gut gemeistert", resümiert der Postbote.

Das habe auch bei den Kunden einen bleibenden Eindruck hinterlassen: "Die haben gemerkt, dass der Postbote einfach immer kommt – vom ersten Tag des ,Lockdowns‘ an", erinnert sich Heiniger. In der schweren Zeit habe ihnen das ein Stückchen Normalität gegeben. Die Angst vor dem Virus sei gerade zu Beginn der Pandemie auch an der Haustür spürbar gewesen. Die zur Risikogruppe gehörenden Senioren waren dort besonders vorsichtig:"Die sind noch einen zusätzlichen Schritt zurückgegangen."

Die Paket-Übergabe erfolgt nach wie vor kontaktlosVerstehen kann man solch ein Verhalten, nötig wäre es eigentlich aber nicht. Denn auch bei der Deutschen Post gelten Corona-Regeln: Die Paket-Übergabe erfolgt nach wie vor kontaktlos. "Wir klingeln wie gewohnt, legen das Paket dann aber ab", erklärt der 60-Jährige. Auf dem Scanner-Display unterschreibt er mit einem "Q" für Quarantäne und seinem Namen. "So müssen die Kunden den Handscanner und Stift nicht berühren", führt er aus. Im Fall einer Nachnahme kann der Empfänger sein Paket in einer Post-Filiale abholen und dort, wenn gewünscht, bargeldlos bezahlen.

Mundschutz, Handwasch-Gel und DesinfektionsmittelAuch im Verteilzentrum hat sich einiges geändert. Damit die Kollegen sich in Zeiten von Corona möglichst wenig begegnen, arbeiten sie in zwei Schichten. Auch Eingang und Ausgang wurden getrennt. Von seinem Arbeitgeber fühlt sich Heininger gut versorgt: "Wir haben alles bekommen: Mundschutz, Handwasch-Gel und Desinfektionsmittel." Auch Wasserkanister für das Händewaschen unterwegs fehlen nicht. Und so hat Heininger auch keine Angst vor einer Ansteckung, wie er sagt: "Es liegt auch an jedem selbst. Man muss halt aufpassen, dann passiert nichts."

Perfekt ausgerüstet konnte das Osterhofener Post-Team die Paketflut im März und April stemmen. Dass Anfang Juli wegen der Mehrwertsteuersenkung wieder ähnlich viel bestellt wird, glaubt der Postbote nicht. "Viele Leute sind ja mittlerweile in Kurzarbeit und haben nicht mehr so viel Geld zum Ausgeben."

Und so hat er vielleicht auch mal wieder Zeit, um mit dem ein oder anderen Kunden zu ratschen. "Der Umgang mit den Leuten macht mir besonders Spaß an meinem Beruf", verrät Heininger. " Man sagt ja nicht umsonst: Wenn irgendwas ist, frag den Postboten."

− som