Serie
Der perfekte Partner dank DNA-Analyse: "Soulmates" auf Amazon Prime

02.02.2021 | Stand 20.09.2023, 23:22 Uhr
Martin Schwickert

Den Partner fürs Leben zu finden, ist eine schwierige Sache – nicht aber in der Amazon-Produktion "Soulmates". In der Anthologieserie verspricht eine Technologie, den perfekten Partner zu finden. Auch Nikki ("Succession"-Star Sarah Snook) hofft in der Serie von Will Bridges ("Black Mirror") auf ihren Seelenverwandten. −Foto: 2020 AMC Networks Inc.

"Ich habe den Test gemacht." Irgendwann sagt den Satz fast jeder in der sechsteiligen Serie "Soulmates" (ab 8. Februar bei Amazon Prime).

Aber bei diesem Test geht es nicht um Rachenabstriche, Virenlast, Positiv oder Negativ, sondern um Liebe. In ihrem Zukunftsszenario drehen die Serien-Macher William Bridges ("Black Mirror") und Brett Goldstein ("Ted Lasso") die Uhr um 15 Jahre weiter. Die Wissenschaft hat in den 2030ern den genetischen Code der Seele geknackt.



Per Irisdiagnose wird die DNA-Information ins System eingespeist und diese eine Person mit den gleichen Seelengenen aus der Kundendatei herausgefiltert. In sechs voneinander unabhängigen Episoden werden die Auswirkungen einer solch wissenschaftlich perfektionierten Liebesglückssuche durchgespielt. Die erste (und stärkste) Folge "Watershed" unter der Regie von Rob Savage untersucht, welchem Druck Paare, die sich noch ohne genetische Hilfsmittel kennen und lieben gelernt haben, ausgesetzt sind. Nikki (Sarah Snook) und Franklin (Kingsley Ben-Adir) sind seit dem College zusammen und mit zwei Kindern glücklich verheiratet.

Geht noch mehr?



Aber was heißt glücklich, und könnte es nicht noch glücklicher sein? Diese Frage beschäftigt Nikki zunehmend, wenn sie all diese scheinbar perfekten Seelenbeziehungen um sich herum sieht und mit der eigenen, gut funktionierenden Normalität ihres familiären Alltags vergleicht. Über die sechs Episoden wird die interessante Prämisse aus verschiedensten Blickwinkeln auf den Prüfstand gebracht, wobei vom analytischen Drama über die Beziehungskomödie bis hin zum psychologischen Horrorfilm auch sehr unterschiedliche Genres bedient werden.

"Break on Through" von Andrea Harkin führt in eine geschäftstüchtige Christensekte, die durch kollektiven Selbstmord lebende und verstorbene Seelenverwandte im Jenseits zusammen führen will. In "The (Power) Ballad of Caitlin Jones" muss Caitlin (Betsy Brandt) feststellen, dass ihr genetischer Idealpartner ein soziopathischer Mörder ist.

Die unterschiedlichen Herangehensweisen sind gleichzeitig Bereicherung und Problem von "Soulmates". Einzelne Episoden driften zu weit von der eigentlichen Themenstellung ab und setzen sich unter angestrengten Originalitätsdruck. Die Serie wirkt eher wie eine Loseblattsammlung, der ein gemeinsames Erkenntnisinteresse fehlt. Aber die Prämisse bleibt auch in den eher mittelmäßigen Episoden ein interessantes Gedankenexperiment, in dem der moderne Optimierungswahn auf die Spitze getrieben und die Sehnsucht nach der perfekten Liebe grundlegend befragt wird.

Martin Schwickert