Minister vs. Rennfahrer
Debatte um Tempolimit auf Autobahnen: Scheuer attackiert Vettel

09.10.2021 | Stand 22.09.2023, 3:26 Uhr

In der Debatte um ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (links) Formel-1-Fahrer Sebastian Vettel überraschend deutlich verbal abgewatscht. −Fotos: Kay Nietfeld/dpa/Andrej Isakovic/afp

In der hitzig geführten politischen Debatte um ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen stehen sich zwei ungewöhnliche Gegner gegenüber: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und Rennfahrer Sebastian Vettel.

Der 34-jährige Vettel, der seit dieser Formel-1-Saison für Aston Martin an den Start geht, hat in diesem Jahr auffällig oft auf Umweltprobleme aufmerksam gemacht. So wurde er etwa von Fans weltweit gefeiert, als er nach dem Rennen in Silverstone Müll von den Tribünen sammelte, in Spielberg hatte er mit Kindern ein Insektenhotel aufgebaut und beim Großen Preis der Türkei in Istanbul an diesem Wochenende fährt er mit einem speziellen Helmdesign, mit dem er auf die Meeresverschmutzung aufmerksam machen will. Während des Rennwochenendes sprach sich Vettel nun auch öffentlich für ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen aus.



"Das wäre ein Weg, bei den Emissionen bis zu zwei Millionen Tonnen an CO2 einzusparen", so Vettel, "Und was noch wichtiger ist: Es würde wohl die Straßen ein wenig sicherer machen." Der vierfache Formel-1-Weltmeister konterte auch Argumente, dass ein Tempolimit die Freiheit von Bürgern einschränken würde: "Ehrlich gesagt fühle ich mich nicht unfrei, wenn ich in die Türkei, USA, Großbritannien oder in irgendein anderes Land ohne Tempolimit komme."

Verkehrsminister Scheuer reagiert mit Sarkasmus

Deutschland ist weltweit das einzige Land ohne eine generelle Geschwindigkeitsbeschränkung auf Autobahnen. Wenn es nach Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer geht, soll das auch so bleiben. Immer wieder macht der Passauer deutlich, dass er ein Tempolimit strikt ablehne. Angesprochen auf Vettels jüngsten Aussagen dazu, verpasste der Minister dem Rennfahrer eine sarkastische Watschn: "Wohnort in der Schweiz, mit dem ganzen Tross eines Formel-1-Teams in der Welt unterwegs, viele Flüge jedes Jahr – ich gehe fest davon aus, dass Sebastian Vettel selbst und sein Arbeitgeber Aston Martin den eigenen Ausstoß an klimaschädlichen Gasen ausgleichen, indem sie CO2-Zertifikate aus Klimaschutzprojekten kaufen", sagte Scheuer der "Bild".

Scheuer legt Vettel einen Wechsel in die Formel E nahe

Damit nicht genug: Der Verkehrsminister machte auch einen Seitenhieb auf Sebastian Vettels aktuell mäßigen Leistungen im Aston Martin. "Auch mit einem Blick auf die aktuelle Fahrerwertung in der Formel 1 könnte man ohnehin einen Wechsel in die Formel E als konsequent empfinden. Dort werden auch geringere Höchstgeschwindigkeiten als in der Formel 1 gefahren", so Scheuer gegenüber der "Bild" weiter. Was Vettel zu Scheuern Kommentaren sagt, ist noch nicht bekannt. Zumindest die erste Aussage des Minister könnte der Rennfahrer aber wohl gleich entschärfen. Wie die "Bild" berichtet, glich Vettel seine verbrauchten CO2-Emissionen durch seine Reisen im vergangenen Jahr tatsächlich über ein Schweizer Unternehmen aus.