Weihnachtsserie auf Netflix
"Dash & Lily" erzählt eine schön kitschige Liebesgeschichte

17.11.2020 | Stand 20.09.2023, 1:24 Uhr
Sascha Rettig

Als der zynische Dash und die fröhliche Lily im weihnachtlichen New York nur über ein rotes Notizbuch kommunizieren, zeigt sich, dass sich Gegensätze eben doch anziehen. Denn Lily ist weihnachtsbesessen, Dash ist ein Weihnachtsmuffel. −Foto: Netflix

Chance oder nicht? Der erste Oberflächenblick entscheidet zu oft schon alles. Alles, was tiefer liegt und bei der Partnersuche erst bei genauerem Hinsehen attraktiv wird, hat zumindest bei Tinder und Co. kaum eine Chance. Eine Seelenverwandtschaft bleibt womöglich unentdeckt. In der Netflix-Serie "Dash & Lily" ist das anders.

In acht Folgen von knapp 30 Minuten, die auf dem Roman "Dash & Lilys Winterwunder" basieren, lernen sich die beiden jugendlichen Protagonisten losgelöst von äußeren Reizen kennen: ganz analog, auf sympathische Weise nerdig und voll auf die Gedanken des anderen konzentriert. Die Weihnachtsserie ist seit 10. November auf Netflix zu sehen.



Alles beginnt kurz vor Weihnachten, als die weihnachtsbesessene Lily einen ungewöhnlichen Versuch startet, jemanden kennenzulernen: Sie hinterlässt in ihrem Lieblingsbuchladen ein rotes Notizbuch und lädt den Finder zu einem Spiel ein. Als ausgerechnet der Weihnachtshasser Dash das Büchlein findet, lässt er sich darauf ein. Fortan hinterlassen sich die beiden gegenseitig Nachrichten, vertrauen sich ihre Gedanken an und fordern sich heraus bei ihrer Schnitzeljagd durch New York.

Mit ihrem überraschungslos dramaturgischen Verlauf, mit den Hindernissen, Verwicklungen und Rückschlägen bis zum obligatorischen Happy End passt "Dash & Lily" in die groben Förmchen des Genres der romantischen Komödie. Dass das letztlich überhaupt nicht weiter stört, liegt daran, dass sich die Reize von "Dash & Lily" ganz woanders entfalten. Die Serie ist nicht nur gleichermaßen witzig, gefühlvoll und clever, nicht zuletzt in der Form der Erzählung, die im Nachhinein gern den Blick auf das zuvor Geschehene verändert.

Sie ist auch so süß, wie Midori Francis und Austin Abrams hier zusammen aufspielen. In den Titelrollen entwickeln sie die genau richtige Chemie als das Bald-Zusammen-Paar, dem man einfach gern zuschaut, wie es sich umkreist, annähert und irgendwann die Fantasie voneinander mit der Wirklichkeit zusammenbringen muss. Noch etwas sympathischer wird "Dash & Lily" zudem, weil das Herz der Serie für diese beiden Teenager schlägt, die eben ein bisschen anders sind – und weil nebenbei auch sämtliche Figuren ganz selbstverständlich eine Diversität unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe und sexueller Präferenz spiegeln.

Während mit einer rot-warm-weihnachtlichen Optik auch noch eine heimelige Vorweihnachtsatmosphäre mit New Yorker Metropolen-Flair erzeugt wird, ist der Kitsch auf dem Weg zum romantischen Finale dabei nicht peinlich oder nicht billig. Vielmehr handelt es sich um einen wohltuenden Kitsch.