"Classic Cars" made in Passau

In Patriching restauriert ein Vater-Sohn-Gespann Oldtimer – Auch deutsche Autos aus den USA

21.02.2019 | Stand 20.09.2023, 6:02 Uhr

Noch ist der Porsche 911 F, Baujahr 1972, in Einzelteile zerlegt, doch Jörg Zander wird das bald ändern. −Foto: Kowarik

Es dauert 30 Jahre lang, bis sich ein Auto in Deutschland Oldtimer nennen darf. Die Klassiker erfreuen sich einer großen Fangemeinde, sind aber auch besonders pflegebedürftig. In Patriching widmet sich ein Vater-Sohn-Gespann den rüstigen Boliden: Sie restaurieren Oldtimer, die auch mal aus den 1930er Jahren stammen. Dafür werden viele Fahrzeuge extra aus den USA importiert.

Jörg Zander ist ein Autonarr. Bei Porsche machte er ab 1974 eine vierjährige Ausbildung zum Kfz-Mechaniker – seinen Meister anschließend in Passau. Erst betreibt er eine kleine Werkstatt in Deichselberg im Gemeindegebiet von Otterskirchen. Ab 1995 verkauft er dann auch Autos – so erfolgreich, dass er zusätzlich eine Filiale in Haibach eröffnet. Mittlerweile führt sein Sohn Philipp die Firma und der Pensionär kann sich ganz seinem Hobby widmen: Zusammen mit seinem jüngeren Sohn Dominik gründet er die Firma "Classic Cars", in ihrer Patrichinger Werkstatt restaurieren sie Oldtimer. "Ganz ohne Arbeit wäre mir sowieso viel zu langweilig", sagt Zander.

Die Autos kommen dabei meist aus Übersee: Durch seinen Freundeskreis hat Zander private Kontakte in die USA, sein Hauptpartner für den Oldtimer-Handel sitzt in New York. Die meisten Autos kommen aus Kalifornien und anderen Regionen in den Staaten. Besonders interessant: Bei der großen Mehrheit der in den USA gekauften Oldtimer handelt es sich um deutsche Modelle.
"Die Amerikaner hatten lange Jahre eine große Vorliebe für deutsche Autos, die sie auch in Deutschland bestellten. Dann wurden sie in die USA geliefert. Und nun holen wir sie sozusagen wieder zurück nach Deutschland", sagt Zander mit einem Augenzwinkern. In den USA seien nur noch sehr gute Sammlerstücke gefragt, während in Deutschland durchaus auch reparaturbedürftige Fahrzeuge an Liebhaber zu verkaufen seien. Die vergleichsweise noch günstigen Einkaufspreise in den USA erlauben es Oldtimer-Fans hierzulande, sich Autos zu beschaffen, die zum Beispiel in der Werkstatt der Zanders wieder fahrtüchtig gemacht werden. "Natürlich lohnt sich der Kauf vor allem für jene, die auch selbst etwas reparieren können, sonst wird es leicht sehr teuer", sagt Zander. Grundsätzlich betrachten viele Interessenten zu Zeiten schwächelnder Konjunktur die Investition in Oldtimer als "Garagengold." Im Raum Passau und Umgebung sei die Nachfrage nicht überwältigend, aber es gebe immer wieder Individualisten, die sich für Classic Cars begeistern. Gerade aus Italien und Spanien kommen viele Anfragen. Auf Oldtimermessen wie etwa in Salzburg präsentieren auch die Zanders schon mal historische Fahrzeuge der Marken VW, Porsche oder BMW.
Die Beschaffung von Ersatzteilen für die Oldtimer bereitet häufig größere Schwierigkeiten, einfach weil diese zwar übers Internet gesucht werden können, aber insgesamt kaum mehr verfügbar sind. Deshalb hat sich eine Nachbauindustrie entwickelt, wobei vor allem China als Lieferant von reproduzierten Ersatzteilen auftritt. Zum Beispiel die Stoßstangen für klassische Mercedes-Cabrio-Modelle werden in China nachgebaut, allerdings, meint Zander, "in schlechter Qualität, trotz hoher Preise." Mittlerweile gebe es wesentlich mehr nachgebaute Ersatzteile als Originalteile auf dem Markt.
Manchmal müssen zum Bedauern der Oldtimer-Fans marode Fahrzeuge ausgeschlachtet werden, weil sie sich nicht mehr reparieren lassen, wie im Falle eines alten Mercedes, den Zander in Kroatien gekauft hatte.
Ein neues Highlight in ihrer Werkstatt ist der kürzlich eingetroffene Porsche 911 F, Baujahr 1972, der komplett zerlegt ist und nun in mühsamer Kleinarbeit von den Mechanikern der Firma wieder zusammengebaut wird.

Dabei kommen die Oldtimer von Vater und Sohn gut herum: Vor Kurzem wurde ein Fahrzeug aus den 1930er Jahren, das der Politikerin Evita Peron gehört hatte, nach Hongkong an ein Museum verkauft. Und auch Kabarettist Wolfgang Krebs hat bei den Zanders einen aus den USA reimportierten Mercedes 450 SL gekauft, der in Passau restauriert wurde. Solche "Wunschautos" können bei Zander bestellt werden, doch der rät zur Vorsicht: Zu bedenken ist dabei auch, dass es sich bei Oldtimern in der Regel um Benziner handelt, denen, nachdem ja heute nur noch bleifreies Benzin erhältlich ist, Blei hinzugesetzt werden muss. Fahrzeuge jedoch, die seit den 1980er Jahren produziert wurden, vertragen bereits bleifreies Benzin, "allerdings nicht im Hochgeschwindigkeitsbereich, bei zu hohen Geschwindigkeiten kann es zu Motorschäden kommen", erklärt Zander. Aber:Ist es nicht sowieso schöner, mit einem schicken Oldtimer durch die Landschaft zu gleiten als zu hetzen?

− olg