Junger Gypsy-Swing
Chiemgauer Band "Django 3000" ist mit "Alibabo" auf Tour

02.07.2022 | Stand 12.10.2023, 10:36 Uhr

Django 3000 touren mit "Alibabo" quer durch Land. Mit dabei: Florian Starflinger an der Geige und Leadsänger Kamil Müller. −Foto: M. Heider

"I schoit mei Hirn aus, foig meim Gfui." Die Zeile des Songs "Mashalla" schmettert Leadsänger Kamil Müller im neuen Album von Django 3000. Herz-über-Verstand. Das Plädoyer schwingt im ganzen Album der Chiemgauer Folkrockband mit. Und genau so sollten sich die Hörerinnen und Hörer auch auf "Alibabo" einlassen. Es ist ein Album, mit dem Django 3000 mit Anlauf in einen Tanz-Sommer voller schwitziger Live-Konzerte springt.

Django 3000 "Stoaadler"

Lässig pfeifend beginnt der Song "Stoaadler", der als Single schon vor der Albumveröffentlichung erschienen ist: "De Sunn zwickt mi wach, da blaue Himmel duad sie auf, mi hoit nix im Bett, i mua raus, i mua raus". Das Lied ist ein Aufruf zum leben und leben lassen, dazu, sich wie ein Steinadler die Dinge in Ruhe und aus gesunder Distanz anzuschauen.

Die vier Chiemgauer stellen "Alibabo" unter ein "Back to the Roots"-Motto. Und ihre Ursprünge sind sind vielschichtig. Der slowakisch-bayerische Sänger Müller und seine Band fanden schon vor zehn Jahren Gefallen an osteuropäischen Musikeinflüssen. Zwischen Gypsyssound, Swing und Ska. Zwischen dem Chiemgauer Alpenland, slowakischen Hochzeiten und ungarischer Straßenmusik. Warum sollten sie sich festlegen, wenn die Mischung doch so witzig und originell ist?

Leadsänger Kamil Müller singt, als würden seine überstrapazierten Stimmbänder blechern aneinander scheppern, und Florian Rupert Starflinger schmettert an der Geige rotzige Soli. Der Sound von Korbinian Kugler am Kontrabass verstärkt den urig bayerischen Geschmack des Albums. Jojo Vogt ist als Bandmitglied jüngst dazugestoßen und spielt das Schlagzeug bei Django 3000.

Der Song "I kimm vorbei" klingt dann tatsächlich wie eine zu professionell ausgestattete ungarische Straßenmusiker-Band. Was sie genau sind, ist für Django 3000 gar nicht so wichtig. Sie "schoitn eben ihr Hirn aus und foign ihrm Gfui". So ging es vermutlich auch dem einen oder anderen Neugierigen, der den Gypsy-Swing der Band auf einem der Konzerte der aktuellen Tournee feiert: Man muss nicht genau wissen, was es ist. Was man, zu Hause im Ohrensessel sitzend, über die musikalischen Feinheiten denken würde? "Ist doch wurscht", würde Django 3000 sagen. Wichtig ist bei "Alibabo", dass es sich im Moment gut anfühlt und die Menge dazu tanzen kann, bis es von der Decke tropft. Die Band traut sich, den Spaß an der bunten Mischung über die Beständigkeit und übers musikalische Detail zu stellen.



"Heidi" ("Eeeeh Heidi, Heidi, Heidi") – der bekannteste Song von Django 3000 – findet mit dem Track "Alibabo", der dem Album seinen Namen gibt, einen musikalischen Partner: "Er schüttelt si, bringt an Bodn zum Bebn ... des is da Ali, Alibabo".

Django 3000 stellt das Album unter das "Back to the Roots"-Motto. Aber haben sie das Stil-Steuer je wirklich herumgerissen in ihrer Bandgeschichte? Viel mehr bleiben sich die Chiemgauer weiterhin treu. Sie inszenieren sich als bayerische Schelme, die sich in ihrem ganz eigenen Stil zuhause fühlen, einem in seinem Chaos konstanten Gypsy-Swing.

Simone Kamhuber

•Live zu sehen und zu hören sind Django 3000 u.a. 3.7. in Straubing am Festplatz, 15.7. in Mühldorf, Haberkasten, 17.7. in Traunreut, 22.7. in Passau, 30.7. in Niederalteich, Flying Circus, 05.8. in Landshut, Burg Trausnitz, 26.8. Aschaffenburg, 22.9. Bad Tölz, 29.9. in Augsburg, 30.9. in Ingolstadt

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