Passau
Buchautor Frederik Weinert: "Komiker müssen Naziwitze reißen dürfen"

27.05.2018 | Stand 20.09.2023, 1:37 Uhr

Dr. Frederik Weinert. − Foto: Lugbauer

"Das wird man ja wohl noch sagen dürfen – oder doch nicht?" Political correctness, Nazivergleich, Verschwörungstheorien: Deutschland ist sich eben nicht mehr einig, was man sagen darf, soll oder muss. Der Passauer Sprachwissenschaftler Dr. Frederik Weinert hat darüber ein Buch geschrieben. Es heißt "Die Sprache der Rechten: Wie wir täglich manipuliert werden" und erscheint heute. Eine Abrechnung gegen rechts mit erhobenem Zeigefinger? Nicht ganz.

Weinert war mal bei der SPD, dann bei der FDP, aus beiden Parteien ist er mittlerweile ausgetreten. Seine Dissertation hatte den den Titel "Mit Hitler zum Medienskandal: Skandal oder Skandalisierung?". Sein aktuelles Werk baut auf dieser Grundlage auf. Weinert ist zwar Sprachwissenschaftler, das Buch geht aber höchstens als populärwissenschaftlich durch. Vielmehr ist es eine scharfzüngige Analyse der Befindlichkeiten im Deutschland Ende der 2010er Jahre. Und obwohl nur die "die Rechten" im Titel vorkommen, bekommen auch "die Linken" ihre Watschen.

"Es gibt viele Bücher zu diesem Thema. Die meisten sind allerdings linksmissionarisch", so Weinert. Er wählt einen anderen Ansatz: "Ich nähere mich dem Rechten nicht von links, sondern von der Mitte." Und so gibt es auf der einen Seite Sätze wie "In den sozialen Medien treffen sich ideologisch gleichgeschaltete Leute, ohne den Schlafanzug ausziehen zu müssen" und andererseits die Feststellung: "Die deutschen Bürger würden gern mal wieder verbal die Sau rauslassen und sich politisch inkorrekt verhalten – doch das dürfen sie nicht!" Der Autor sagt: "Fakt ist: Komiker und Kabarettisten müssen Naziwitze reißen dürfen" und unterstellt CSU und AfD an anderer Stelle "keine guten Manieren", wenn es darum geht, im vorrangig christlichen Deutschland "andere Kulturen im Dialog höflich um Anpassung zu bitten".

"Es ist nicht mein Anspruch zu sagen, was richtig und was falsch ist", sagt er. Das müsse die Gesellschaft letztlich selbst aushandeln. Vieles in Weinerts Buch liest sich mit einem Augenzwinkern, mit Ironie und immer wieder gibt es Interpretationsspielraum. Meint er das ernst? Darf der das sagen? Das wird man wohl noch sagen dürfen.

Mehr dazu lesen Sie in der Passauer Ausgabe der PNP vom 28. Mai.