Landkreis Passau
Bilder, die die Zeit zeigen: Fotograf Waldbauer in der Landkreisgalerie

19.09.2022 | Stand 25.10.2023, 10:39 Uhr
Florentina Czerny

Starke Portraits mit großer Aussagekraft − das sind Martin Waldbauers Steckenpferde.

Vor zehn Jahren fing der Hauzenberger Martin Waldbauer (Lkr. Passau) mit der analogen Fotografie an. Seine Werke zeigt er aktuell in der Ausstellung "Spuren der Zeit" in der Landkreisgalerie auf Schloss Neuburg.

Der Blick ist ernst. Kein Lachen, nicht einmal ein angedeutetes Lächeln. Die Augen sind wach und glasklar, sie starren einem eindringlich entgegen. Die vielen Falten graben tiefe Furchen in Stirn, um die Augen und den Mund, zeugen von Momenten eines langen Lebens, in denen gelacht, sich geärgert, gearbeitet, vielleicht geweint wurde. Das Foto, auf dem der ältere Mann in nostalgischem Schwarz-Weiß portraitiert ist, erzählt eine Geschichte. Es erzählt seine persönlichen "Spuren der Zeit".

Diesen Titel hat der kreative Kopf hinter der Kamera seiner neuen Ausstellung gegeben: Martin Waldbauer, 36 Jahre alt, Ehemann, Vater einer Tochter – und Fotograf mit einem ganz besonderen Stil. Denn der Hauzenberger fotografiert nicht mit einer digitalen Kamera, wie es heutzutage gängig ist.

Stolz und Verletzlichkeit in Schwarz-Weiß

Martin Waldbauer lichtet seine Modelle und Motive mit einer analogen Mittel- beziehungsweise Großformatkamera ab; die Bilder entwickelt er in seiner eigenen Dunkelkammer. Die ganz außergewöhnlichen Ergebnisse können aktuell und noch bis zum 30. Oktober in der Landkreisgalerie im Schloss Neuburg betrachtet werden.

"Die Bilder strahlen Ruhe aus, sie sind schonungslos ehrlich", beschreibt Andreas Windpassinger in seiner Laudatio den Stil des Fotografen. Dass Martin Waldbauer mit seine Fotografie einen Nerv trifft, war bereits bei der Vernissage am Sonntagnachmittag zu spüren: Der Rittersaal des Schloss Neuburg füllte sich rasch komplett mit Gästen, die sich die Ausstellungseröffnung nicht entgehen lassen wollten. "Es geht nicht darum, dass die Bilder gefallen. Es geht um die Spuren der Zeit", erklärte Windpassinger. "Diese Bilder sind Zeitdokumente." Wirft man einen Blick in die Ausstellung, versteht man die Worte des Laudators. Die Portraits zeigen oft ältere Menschen, denen man ihre gelebten Jahre ansieht. Die Bilder sollen nicht schön sein, sondern echt. Und genau das schafft Martin Waldbauer: Er stellt die Menschen so dar, wie sie sind und schafft damit wahnsinnig berührende Fotografien.

"Wie besessen" von seiner Kamera

"Ich möchte gleichzeitig den Stolz und die Verletzlichkeit dieser Menschen zeigen", erklärt der Künstler. Diese Ausstellung ist seine zweite, vor etwa zehn Jahren zeigte er seine Bilder erstmals in der St. Anna Kapelle in Passau – damals noch mit einer Digitalkamera fotografiert. "Ich weiß noch, dass ich wahnsinnig unzufrieden war", erzählt er. "Die Bilder wurden am Computer bearbeitet und dann weggeben, damit sie gedruckt wurden. Ich habe die Verbindung zu den Bildern komplett verloren." Damals gab es für Waldbauer nur zwei Möglichkeiten, erinnert er sich. Entweder musste er die Fotografie ganz aufgeben oder zu ihrem Ursprung zurückkehren: dem analogen Bildermachen.

Eines der ersten wirklich guten Bilder mit der analogen Kamera zeigt seine Großmutter – stolz, ernst, mit freundlichen Augen. Heute – zehn Jahre später – könnte er sich nicht mehr vorstellen, ohne seine Kamera zu leben. "Ich bin wie besessen", sagt Martin Waldbauer. "Und das wird immer so weitergehen."

DIE AUSSTELLUNG

Ausstellung "Spuren der Zeit" mit Fotografien von Martin Waldbauer in der Landkreisgalerie auf Schloss Neuburg ist noch bis 30. Oktober von Dienstag bis Sonntag jeweils von 11 bis 17 Uhr zu sehen. Montags ist die Landkreisgalerie geschlossen.