Johannes Lanser leitet die Bürgerhilfsstelle in Tittmoning (Landkreis Traunstein) und kümmert sich seit Jahren um Geflüchtete. Die PNP hat mit ihm und drei Afghanen über ihre Heimat gesprochen.
Amrullah, Djawad und Jawed sind nicht deren echte Namen. Aus Angst, dass der Text, auf welchem Weg auch immer, in die Hände der Taliban gelangen könnte, haben die drei Männer um Pseudonyme gebeten. So heterogen das Land und seine Bevölkerung ist, so unterschiedlich sind auch die drei. Sie gehören unterschiedlichen Ethnien an und sind in verschiedenen Verhältnissen groß geworden. Doch eines eint Amrullah, Djawad und Jawed ohne Zweifel: Eine nun kaum mehr erträgliche Angst um ihre Familien in Afghanistan.
"Taliban sind keine Menschen mit Gefühlen"
Durch den Taliban-Einmarsch wurde die insgesamt 14-köpfige Großfamilie von Djawad (32) völlig auseinandergerissen. "Daheim ist nur noch mein Vater und meine Mutter. Die Frauen und Mädchen haben wir weggebracht, weil wir nicht wissen, was die Taliban mit ihnen machen werden." Doch die politische Führung der Taliban verkündete medienwirksam doch einen Kurswechsel gerade in Bezug auf Frauenrechte? Djawad winkt nur ab. "Alles Taktik", sagt er immer wieder. "Taliban sind keine Menschen mit Gefühlen. Sie sind auch keine echten Afghanen. Ich glaube kein einziges Wort aus dem Mund eines Taliban", sagt er entschieden und untermauert das damit, was sein Vater ihm berichtete.