Vilshofen
"Aus der Ziellinie wird die Startlinie"

Die Schweiklberger Realschüler erkennen bei ihrer Feier: Nach dem Abschluss geht es weiter – "Glaubt an Euch"

22.07.2022 | Stand 21.09.2023, 23:18 Uhr

Alle 55 Absolventen haben die Mittlere Reife geschafft. Der Festakt fand in der gut temperierten Abteikirche statt, in der zuvor eine Andacht gefeiert wurde.

In der Knaben-Realschule Schweiklberg werden die Dinge deutlich angesprochen. Das liegt an der direkten Ansprache von Schulleiter Michael Zenger.

Er weiß, welcher Schüler lieber an der Playstation sitzt als über den Hausaufgaben, wer seine Muckis trainiert, dass er Gefahr läuft, der Anzug könnte zu klein sein und wer Probleme mit seinem Moped hatte. "So san mia Buam halt", sagte Absolventen-Sprecher Andreas Hechinger.

Dann gibt es aber auch die Momente, bei denen die Eltern schlucken. 10a-Klassleiterin Stefanie Obermeier hat für die Andacht mit Pater Richard Texte zusammengestellt, bei denen ein Schüler feststellt: "Aus der Ziellinie wird die Startlinie." Die 55 Absolventen sind froh, die Prüfung geschafft und damit die Mittlere Reife in der Tasche zu haben. Aber ihnen ist bewusst: Nach dem Feiern geht es weiter, entweder an einer weiterführenden Schule oder in einer Lehre.

Diesen weiteren Weg sollten sie mit Gottvertrauen angehen. "Dann wird Euch nichts unmöglich sein", meinte Prior Administrator Pater Richard, der mit seinen 82 Jahren das Kloster leitet und die mehr als zweistündige Feier tapfer durchhielt. Jeder solle sich fragen: "Für was brenne ich, wofür habe ich Leidenschaft?"

Die berühmte Orgel schwieg an diesem Vormittag. Von der Empore kamen kräftige Töne von der schuleigenen Blasmusik, im Altarraum sorgen die Lehrer Ralf Herold und Hubert Eder für rhythmische Stücke bis hin zur Pop-Musik. Sie unterbrachen den Reigen an Reden. "Macht Euch auf!", forderte stv. Schulleiter Alexander Sperl die Burschen auf. Neue Ziele würden warten. Stv. Landrätin Roswitha Toso wünschte den Absolventen Mut, Kraft und Menschen, "die Euch zur Seite stehen". Vilshofens Bürgermeister Florian Gams sagte, Vilshofen sei sehr stolz auf die Realschule auf dem Schweiklberg. "Ihr erhaltet Ihr das nötige Rüstzeug" – auch, um sich in die Gesellschaft einzubringen.

Elternbeiratsvorsitzende Alexandra Schreiber zählte auf: Die Schüler seien heilfroh, alles hinter sich zu haben, die Eltern seien stolz und die Lehrer erleichtert. Das Lernen höre nicht auf. Sie wünschte allen, neugierig zu bleiben, "und wenn Ihr mal stolpert, steht einfach wieder auf". Andreas Hechinger aus der 10a erinnerte an die schönen Momente während des Schullebens: Die Romfahrt, die Skifreizeit, die Abschlusswanderung, "doch auch die unschönen Momente haben uns geformt".

Mit der Rede von Schulleiter Michael Zenger schloss sich wieder der Kreis der gelungenen Texte. "Glaubt an Euch!", war sein Appell. Weniger jammern und mehr genießen seien angesagt. Es gehe unserer Gesellschaft sehr gut, "wir haben genug, um teilen zu können". Er musste aufpassen, dass seine Rede nicht zur Moralpredigt entglitt. Corona (einige Lehrer und ein Absolvent waren krank) wurde überraschend nicht thematisiert.

Die Absolventen hatten alle einen individuellen Segen von Pater Richard erhalten. Bei der Zeugnisausgabe gab es für einige Schüler als Dank für überdurchschnittliches Engagement ein T-Shirt, für jeden eine edle Dokumenten-Mappe. Ein Sozialpreis – in manchem Jahr der Höhepunkt der Abschlussfeier – wurde in diesem Jahr nicht vergeben.