Trostberg
Arbeiter rammt Eisenstange in 10.000-Volt-Kabel: Stromausfall

05.04.2019 | Stand 20.09.2023, 5:07 Uhr

Den Eisennagel im Vordergund hatte der Bauarbeiter im ersten Versuch genau an der Stelle in die Erde geschlagen, wo die Mittelspannungsleitung der Stadtwerke verläuft – zu erkennen in dem Loch direkt dahinter. - Foto: Thois

"Ich hätte auch nur noch ein schwarzer Klumpen sein können!" Der Bauarbeiter nahm den Zwischenfall mit Galgenhumor. Dass der Mann eine Eisenstange in eine 10.000-Volt-Leitung gerammt hatte, hätte ihn auch das Leben kosten können, ist Stefan Bratzdrum überzeugt. So waren es "nur" der Stadtwerke-Chef und seine Mitarbeiter, die am Freitagmorgen mit den Folgen des Malheurs zu kämpfen hatten. Denn die Aktion des Bauarbeiters, der großes Glück hatte und völlig unversehrt blieb, hatte einen Stromausfall im weiten Teilen Trostbergs verursacht.

Um 7.35 Uhr schlug der Mann, der für eine Baufirma aus dem Landkreis Altötting arbeitet, mit einem schweren Hammer einen Metallstange zur Markierung der Baustelle in die Wiese an der Friedrich-Ebert-Straße. Kurz vor der Abzweigung in die Eichendorffstraße baut die Neue Heimat dort auf ihrem Grund einen Fahrrad- und Mülltonnen-Unterstand. Die Eisenstange traf die neben dem Gehsteig verlaufende Mittelspannungsleitung der Stadtwerke.

Das Trostberger Stromnetz ging in die Knie. Etwa von der AlzChem bis an den nördlichen Stadtrand in Eglsee fiel der Strom aus. Auch im nördlichen Teil der Altstadt ging nichts mehr, während die Trostberger Schulen nicht betroffen waren. Die Techniker der Stadtwerke rückten sofort aus, fanden auch schnell die Ursache, nahmen die beschädigte Mittelspannungsleitung vom Netz und sperrten den Bereich ab. Schon gegen 8.05 Uhr waren alle Haushalte wieder am Netz, weil die Stadtwerke die Stromversorgung über eine Umschaltung auf einen anderen Kabelstrang wiederherstellten.

Stefan Bratzdrum teilte mit, dass Bauherr oder Baufirma eigentlich die Pflicht gehabt hätten, sich vorher über den Verlauf der öffentlichen Stromleitungen zu informieren. Deshalb werde man die Kosten der Reparatur in Rechnung stellen. Auch mögliche Ansprüche von Bürgern in Sachen Schadensregulierung werde man nach dem Verursacherprinzip handhaben. Denn: Kurz bevor der Strom ausfiel, sei es mancherorts zu Überspannungen gekommen. "Dadurch können sensible Gereäte wie Notebooks und PC Schaden nehmen", so Bratzdrum.

Für Gerhard Hofer, Geschäftsführer der Neue Heimat e.G., ist es "das Allerwichtigste, dass der Bauarbeiter unverletzt ist, alles andere lässt sich über Versicherungen regeln". Dass der Verlauf der Stromkabel auf vorliegenden Pläne vorher nicht überprüft wurde, sei ein Versäumnis. Jedoch schränkt Hofer ein, dass eine solche KV-Leitung normalerweise viel tiefer verlaufe. "Dieses Kabel war nur 45 Zentimeter weit unten." Dies ist laut Stadtwerke-Geschäftsführer Bratzdrum der Tatsache geschuldet, dass die Leitung mehrere Jahrzehnte alt ist und deshalb nicht den aktuellen Standards entspreche. Mindestens 80 Zentimeter tief würde man solche Stromkabel heutzutage im Erdreich vergraben.
Mehr dazu lesen Sie am 6. April im Trostberger Tagblatt und Traunreuter Anzeuiger.