Kollnburg
Altes Holz wird wieder jung

07.02.2019 | Stand 19.09.2023, 6:35 Uhr

"Ein Leben mit Holz" führt Gottfried Stettmer, hier neben einem alten Eichenstamm, für den er neue, "verrückte" Ideen hat. (Foto: Wittenzellner)

Über Jahrhunderte gewachsene stattliche Bäume aus der Heimat sind stumme Zeitzeugen. Die Bretter und Balken, die vor Jahren und Jahrzehnten aus ihnen geschlagen und in Häusern verbaut wurden, könnten ebenfalls vieles erzählen von den fröhlichen und traurigen Momenten all derer, die dort ein- und ausgegangen sind – so wie die mächtigen Balken aus dem ehemaligen Schulhaus Kollnburg (Lkr. Regen), die die Familie Eineder seinerzeit beim Abriss vor der "Entsorgung" gerettet und eingelagert hat, oder auch so manches Möbelstück mit Geschichte.

Einer, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, diesen ideellen Schatz zu bewahren, ist der Schreinermeister Gottfried Stettmer (50), ein Handwerker vom alten Schlag, der seinen Beruf nicht nur zum Broterwerb, sondern aus Leidenschaft und wahrer Berufung ausübt. "Aus alten Sachen, die eine Geschichte haben, lässt sich was Neues, Modernes machen", lautet seine Devise. Und dazu hat er außergewöhnliche Ideen, die er in seiner geräumigen Werkstatt in Baierweg (Gemeinde Kollnburg) austüftelt und in Handarbeit umsetzt. Aus einem Teil der alten Schulhaus-Balken etwa hat er zwei massive Eingangstüren für den Getränkemarkt Eineder gemacht, und aus den restlichen entsteht ein großes "Balkenbett".

Diese "spezielle Art des Recyclings" kommt bei den Auftraggebern hervorragend an. Sein bislang absolutes Meisterstück hat er bei einem Kunden aus der näheren Umgebung geliefert, der sein neues Haus ganz besonders und unverwechselbar einrichten wollte: Ein Wohnzimmertisch aus Nussbaum, Lampen aus Eiche, ein Schlafzimmerschrank aus "Abfallholz" und sogar Waschtische fürs Badezimmer – für Gottfried Stettmer waren diese und weitere ausgefallenen Wünsche überhaupt kein Problem

"Wir Handwerker verstehen unsere Arbeit mit dem Naturmaterial und bürgen für nachhaltige Qualität", betont Stettmer, dem insgesamt heutzutage die allgemeine Wertschätzung fehlt. "Jeder möchte nur noch studieren und keiner möchte mehr ein Handwerk erlernen", bedauert der Schreinermeister, der selber als "Einzelkämpfer" unterwegs ist, weil er seit Jahren keinen Lehrling mehr findet. – maw

Mehr zum Thema in der PNP-Heimatwirtschaft vom 7. Februar 2019