Wo Fuchs und Hase zum Tanzen gehen

Auf einer Waldlichtung in Hals organisieren <F>Felix Fuchs </F>(28) und <F>Fabian Träger </F>(28) seit 2013 den "Tanz im Trägertal", ein Fest für Freunde von elektronischer Musik. Im <K>Passauer Gespräch</K> skizzieren die Veranstalter den Weg von der Grillparty zum immer größeren und bekannteren Festival. Heuer gibt es zusätzlich das "Trägertal Live " – ein Open-Air mit Bands wie "Franc Moody" aus London, "Life on Planets" aus Baltimore oder "Matija" aus München.

18.05.2019 | Stand 21.09.2023, 2:04 Uhr

Fabian Träger (links) und Felix Fuchs organisieren bereits zum siebten Mal den "Tanz im Trägertal", ein Festival mit elektronischer Musik, aber auch vielen weiteren Aktionen. −Foto: Manuel Kreuzer.

Dieses Jahr findet die siebte Ausgabe vom "Tanz im Trägertal" statt, wie hat das alles angefangen?
Felix Fuchs: Tatsächlich aus einer Laune heraus, nachdem wir beobachtet haben, was es in Passau und drumherum so gibt. Und beim Fabi oben im Trägertal ist diese Lichtung im Wald. Ein Jahr zuvor waren wir beim Sónar-Festival in Barcelona und da haben wir gedacht: "Natürlich nicht so wie die, aber irgendwie können wir doch auch sowas machen." Und dann hat sich daraus der "Tanz im Trägertal" ergeben. Dann hat das relativ dilettantisch stattgefunden, wie so eine kleine Grillparty, zu der ein paar mehr Leute gekommen sind. Und dann ist es über die Jahre hinweg immer größer geworden.

Wie seid ihr zu diesem Stückchen Wald gekommen?
Fabian Träger: Das ist der Grund von meiner Mutter, ich bin da groß geworden. Ich bin jetzt die dritte Generation, die den Grund irgendwann übernehmen wird. Früher hatte mein Opa dort ein Baugeschäft, es gibt da auch den Trägerbach. Die Bezeichnung "Trägertal" hat irgendwann mal ein Kumpel von uns genannt und das hat sich dann so etabliert. Wir wissen aber nicht, wie wir genau draufgekommen sind.
Fuchs: Das war früher sein Fußball-Trainingsplatz, ein Tor steht sogar noch oben. Darin ist heute die zweite Bar integriert.

Was hat den Anlass gegeben, den "Tanz im Trägertal" nach dem ersten Mal weiter fortzusetzen?
Fuchs: Es war einfach eine wahnsinnige schöne Party, es war wie ein Generationentreff aus allen Leuten, die wir in Passau kennengelernt haben. Wir haben ein wahnsinnig tolles Feedback bekommen, allen hat es gut gefallen und es war ein Moment, der sich wahnsinnig toll angefühlt hat.

Träger: Es war auch eine große Gruppe an Leuten und Freunden, die alle mithelfen wollten, jeder hat seinen Teil dazu beitragen können.

Habt ihr zu dieser Zeit selber in Passau gelebt?
Träger: Wir sind ursprünglich Passauer, 2013 haben wir aber in München und Leipzig gearbeitet oder eine Ausbildung gemacht.

Warum habt ihr euch dann trotzdem entschieden, die Party hier zu organisieren?
Fuchs: Es macht Sinn, wenn du dein Leben lang in Passau warst und hier eine Infrastruktur hast. Wenn’s ums Bier geht, weißt du, wen du anrufen musst, man ist halt einfach hier daheim. Wir hatten Lust in Passau was für Passau zu machen.
Träger: Der Hauptgrund war, dass wir hier die Fläche hatten, auf der wir das machen konnten, deswegen hat sich die Frage damals nie wirklich gestellt.

Wann wurde es zu einem professionellen Event?
Träger: Für mich war das die ersten drei, vier Jahre nur ein Treffen und Feiern. Der Felix war derjenige, der den Überblick über alles und die großen Ideen hatte. Ich habe der Einfachheit halber mitgeholfen, aber für mich hat das nie irgendeine Zukunft gehabt. Ich dachte, wir veranstalten einfach eine Fete und wenn sie das nächste Jahr nicht mehr stattfindet, ist das auch okay.
Fuchs: Ich habe da tatsächlich ein bisschen mehr gesehen. Ich glaube, der Punkt war 2016, da haben wir dann geguckt, dass das alles Hand und Fuß hat und haben auch zum ersten Mal Tickets verkauft.
Träger: Nach 2015 sind wir eben an dem Punkt angekommen, an dem man nicht mehr von einer etwas größer ausgefallenen Grillparty sprechen konnte. Wir haben gemerkt, dass wir die Veranstaltung melden müssen. Nicht nur aus versicherungstechnischen Gründen.
Fuchs: 2016 war es dann eben das erste Mal ganz offiziell angemeldet und da hat es dann so geregnet, dass wir um 19.30 Uhr evakuieren mussten und die Aftershowparty vorgezogen haben. Das war die krasseste Gewitterfront im ganzen Jahr.

Was kann man sich vom Trägertal erwarten?
Fuchs: Beim Rave kann man sich erwarten, dass man auf ein wunderschönes Gelände kommt, auf dem man lecker essen und trinken kann und diese Liebe aufsaugen kann, die es da gibt. Man trifft mehr Jung als Alt, aber man trifft auch Alt.
Träger: Es soll einfach ein Treffpunkt sein, für Alt und Jung, für Passauer und Studenten, jeder ist herzlich willkommen.
Fuchs: Wir wollen den Leuten mehr bieten, als "nur" Musik. Es gibt unter anderem einen Biergarten, eine Kunstausstellung und ein kleines Café. Es gibt überall was zu entdecken! Schon alleine das ist es wert, dass man hochkommt und dann kann man auch noch tanzen und raven. Und mit dem "Trägertal Live" kommt noch eine Komponente dazu, ein Open Air mit coolen Bands. Da wüsste ich nicht, wann oder wie man das in Passau in dieser Atmosphäre erleben könnte.
Träger: Und ich finde auch zu vollkommen fairen Preisen hat man ein Live-Open-Air-Event für 15 Euro. Es soll jeder die Möglichkeit haben, zu uns zu kommen.

Längst seid ihr keine kleine Party unter Freunden mehr, sondern über die Passauer Grenzen hinaus bekannt, eure Künstler kommen aus Berlin, London und Wien. Wie konntet ihr euch hier etablieren?
Fuchs: Ich glaube, dass grundsätzlich eine Nachfrage nach solchen Events da war bzw. ist. Und wir haben eine wahnsinnig schöne Location. Musik hin oder her, ich glaube, es gibt ganz wenige Leute, denen das nicht gefällt, weil es so wunderschön in der Natur ist. Außerdem legen wir viel Wert darauf, dass alles einen roten Faden hat, dass das Artwork cool aussieht, dass die Künstler auf immer individueller Art vorgestellt werden, dass wir regionale Produkte verwenden und ich glaube, dass die Leute das wertschätzen.
Träger: Letztendlich muss man sagen, dass du, Felix, Veranstaltungskaufmann gelernt hast. Es ist einfach so, dass jemand ein Gesamtkonzept haben und das rüberbringen muss. Wir stecken jedes Jahr viel Liebe rein, jeder der hochkommt, soll sich wohlfühlen und ich glaube, dass die Leute das auch spüren. Ich möchte es nicht verschreien, aber in diesen ganzen Jahren ist noch nie was vorgefallen, und das bei einem Festival mit knapp 1000 Besuchern.
Fuchs: Die Security sagt jedes Mal: "Irre, wie friedlich das ist."

Eisvogel, Bär, Hase, Fuchs, Ente, Eule und dieses Jahr Libelle und Eidechse. Woher kommt die Idee, die heimische Tierwelt als "Maskottchen" und Artwork zu nutzen?
Fuchs: Angefangen hat es für den Zusammenhang unglücklicherweise mit dem Bären, den man ja eigentlich selten sieht in Passau (lacht). Das Trägertal ist mitten in der Natur, bei uns laufen Eidechsen rum, es gibt Libellen, irgendwann ist schon mal ein Fuchs durchgerannt, fast jedes Mal, wenn wir hochkommen, ist da ein Hase oder Reh. Den Eisvogel gibt es auch an der Ilzschleife.
Träger: Oder ein Ilzer-Enten-Paar, das immer im Frühling zum Brüten kommt.
Fuchs: Es ist der Bezug da und wir finden Tiere schön und ästhetisch. Zum zehnten Jubiläum wollen wir einen Wolpertinger aus allen Tieren machen.

Worauf achtet ihr bei der Auswahl eurer Musiker?
Fuchs: Einfach aus unserem Musikgeschmack raus. Wir sind auch in München unterwegs und wenn da irgendwas ist, hören wir uns Sets an. Wir sind viel im Gespräch mit den anderen DJs, die wir so da haben und schauen, was geht und passt.
Träger: Ich habe keine Ahnung von Musik.
Fuchs: Ja gut, dann ist es mein Musikgeschmack (lacht).

Was macht ihr sonst beruflich?
Fuchs: Ich bin beim Kreisjugendring und arbeite beim Oben Ohne Open Air in München im Booking und Marketing. Und die restliche Zeit mache ich das Faber Magazin, das Trägertal und so was.
Träger: Ich bin Jugendtrainer bei 1860 München.

Mit wie viel Gästen rechnet ihr?
Träger: Für den "Tanz im Trägertal" mit etwa 900, beim "Trägertal Live" mit ungefähr 800.
Fuchs: Seit dem 23. April gibt es Tickets und die waren letztes Jahr nach zwei, drei Wochen ausverkauft. Bis jetzt sieht es wieder gut aus.

Was steht in Zukunft für das Trägertal an?
Fuchs: Am schönsten wäre es, wenn neben dem Rave und den Live-Konzerten weitere Dinge entstehen würden. Eine Lesung, einen Kleiderkreisel, ein Kino-Open-Air, lauter solche Sachen. Das ist ein super schönes Gelände, also warum das nicht nutzen?

Interview: Benedikt Scherm