Weiding/Altötting
85 Arbeitsplätze betroffen: Nestlé schließt Weidinger Labor

18.04.2018 | Stand 19.09.2023, 23:45 Uhr

"Wir messen inzwischen an der Grenze zum Nichts", erklärte Laborleiter Dr. Ralf Kuchenbecker (rechts) beim Qualitätssicherungstag, zu dem Nestlé 2013 ins Labor nach Weiding geladen hatte. − Foto: ede

Der nächste Schock am traditionsreichen Molkereistandort Weiding im Landkreis Mühldorf: Der Nestlé-Konzern, der sich in den vergangenen Jahren vom Milchwerk mit der Marke Bärenmarke und auch von der Produktion von Babynahrung unter der Marke Alete getrennt hat, will nun auch das Labor, das unter anderem für die Qualitätssicherung der in Weiding hergestellten Lebensmittel aktiv war, zum Jahresende schließen.

Am Mittwoch wurden die betroffenen Mitarbeiter informiert. 85 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Georg Schneider von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in Rosenheim spricht von einer Hiobsbotschaft: "Schon wieder stehen im Werk Weiding Arbeitsplätze auf dem Spiel. Dabei läuft es dort offenbar gut. Das Labor ist hocheffizient und wirft Gewinne ab", sagt Schneider. Die Schließung sei in keiner Weise nachvollziehbar.

Die Analysen von Lebensmitteln sollen künftig an verschiedenen Standorten im In- und Ausland durchgeführt werden, erklärt das Unternehmen Nestlé in der Zentrale in Frankfurt auf Anfrage. Als konkrete Gründe für die geplante Schließung des Labors nennt Nestlé jedoch mangelnde "wirtschaftliche Perspektive". "Auch nach der Übernahme des benachbarten Werkes durch einen Mittelstandsinvestor Ende 2014 hat das Labor für dieses als auch andere externe wie interne Kunden Analysen durchgeführt", erklärt Unternehmenssprecher Alexander Antonoff für Nestlé. Die Alternative, das Labor an einen externen Interessenten zu veräußern, "konnte bis Ende 2017 nicht realisiert werden." Für sich alleine habe das Labor "nach eingehender Prüfung keine ausreichende wirtschaftliche Perspektive, da die unmittelbare Nähe zu einem Nestlé-Werksstandort fehlt und Analysen besser in den inländischen Laborstandorten in unmittelbarer Werksnähe oder den bestehenden Laboren im europäischen Ausland durchgeführt werden können." In Abstimmung mit dem Betriebsrat sollen nun sozialverträgliche Maßnahmen getroffen und Angebote an anderen Standorten geprüft werden, ergänzt Antonoff.

− ede

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