Bischofswiesen
800 Jahre alter Befestigungswall wird gesichert

02.05.2021 | Stand 02.05.2021, 16:47 Uhr

Baumstämme stützen einen Teil der Befestigungsmauer am Hallthurm. Die Überreste der Mauer sollen saniert werden. −Foto: Kilian Pfeiffer

Die mehr als 800 Jahre alte Befestigungsmauer am Hallthurm soll gesichert werden. Der Forstbetrieb Berchtesgaden, auf dessen Grund das historische Bauwerk steht, will bis nächstes Jahr mit der Umsetzung der Maßnahme beginnen, wie Dr. Daniel Müller, Leiter des Forstbetriebs Berchtesgaden der Bayerischen Staatsforsten, auf Nachfrage bestätigte. Eine Wiederherstellung der Mauer, die zu den ältesten erhaltenen Bauwerke im Landkreis zählt, sei hingegen nicht geplant.

Kürzlich hatte die Gemeinde Bischofswiesen für eine bauhistorische Untersuchung der Befestigungsmauer am Hallthurm 1700 Euro vom Kulturausschuss des oberbayerischen Bezirkstags zugesprochen bekommen. Die Summe ist nur ein kleiner Teil dessen, was die geplante Sicherung kostet.

Rund 300 Meter von der Hauptstraße, der Bundesstraße 20 entfernt, auf Höhe der Bahnschranken am Hallthurmer Berg, liegt die Mauer am Fuße des Untersbergs. Sie ist über einen Forstweg zu erreichen. Rot-weiß-gestreifte Sperrbänder sind um das noch erhaltene Mauerwerk gespannt, auf kleinen Schildchen prangt der Hinweis "Lebensgefahr". Das Mauerwerk mutet brüchig an, einige Löcher klaffen dazwischen. Teile der Befestigungsmauer, die im zwölften Jahrhundert angrenzend an den noch erhaltenen Hallthurm errichtet worden war und östlich in Richtung Untersberg verläuft, werden von dicken Holzpfählen gestützt. Die Sicherung der Mauer ist seit Jahren geplant: Bereits 2015 war ein für denkmalgeschützte Bauwerke spezialisiertes Ingenieurbüro mit einer statisch-konstruktiven Voruntersuchung durch den Forstbetrieb Berchtesgaden beauftragt worden, nachdem das Landesamt für Denkmalschutz, die Denkmalschutzbehörde und die Gemeinde Bischofswiesen Handlungsbedarf festgestellt hatten.

Erstmals wurde die Grenzbefestigung Hallthurm in einer Urkunde von Kaiser Heinrich VI. (1165 bis 1197) erwähnt. Hallthurm und Mauer befinden sich an der engsten Stelle zwischen dem Untersberg und dem Lattengebirge, dem Nadelöhr zwischen mittlerem und südlichem Landkreis. In einer Voruntersuchung mit Kartierung wurden damals bereits die Schäden analysiert. Im Juli 2018 war nach Abstimmung mit dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ein Investitionsvolumen von 152500 Euro beantragt worden, um die akut einsturzgefährdeten Teile des Bauwerks zu sichern. Zudem wurde eine chemisch-mineralogische Untersuchung des Mauerwerks sowie der Fugen in Auftrag gegeben. Auf Grund von "Mittelknappheit" sei das Investitionsbudget dann auf das Jahr 2020 übertragen worden, so Forstbetriebsleiter Daniel Müller. Basierend auf den Ergebnissen der Untersuchung des Bauwerks beauftragten die Bayerischen Staatsforsten die Umsetzung von sogenannten Musterachsen. Das Anlegen einer solchen dient unter anderem dazu, den Gesamtpreis für eine Sanierung zu ermitteln und zur abschließenden Auswahl des Materials für eine denkmalgeschützte Sicherung. Laut Müller sei eine abschließende Beurteilung erst im Herbst geplant. Im Vorfeld wurde das Investitionsbudget auf 160000 Euro erhöht, die Restmittel auf das Geschäftsjahr 2022 übertragen. Mittlerweile hat die Gemeinde Bischofswiesen eine bauforscherische Untersuchung und eine Dokumentation der Befestigungsmauer in Auftrag gegeben. Noch heuer oder spätestens im kommenden Jahr sollen die Maßnahmen zur Sicherung der einsturzgefährdeten Bauwerksteile ausgeschrieben und umgesetzt werden. "Eine Wiederherstellung der Mauer ist nicht geplant", sagt Dr. Daniel Müller.

− kp