Jubiläum
70 Jahre Micky Maus-Magazin: Feier! Jubel! Klatsch! Klatsch!

18.08.2021 | Stand 21.09.2023, 22:24 Uhr

Micky Maus ist der Namensgeber für das deutschsprachige Magazin, das vor 70 Jahren zum ersten Mal im eigens dafür gegründeten Ehapa Verlag erschien. Foto: Egmont Ehapa Media/Disney

Countdown für eine legendäre Comic-Reihe: Das Micky Maus-Magazin hat Geburtstag. Am 29. August 1951 erschien Heft 1. Am 20. August erscheinen deshalb ein Sonderheft und eine Geburtstags-Ausgabe.

Da stehen sie aufgereiht vor Donald Duck und singen ein "Happy Birthday" oder – es ist ja das deutsche Micky Maus-Magazin – "Heut’ ist dein Geburtstag...!" zum Auftakt der Geburtstagssause in Entenhausen: Erfinder Daniel Düsentrieb, Onkel Dagobert, die drei Neffen Tick, Trick und Track, die ewige Verlobte Daisy, Franz Gans und Oma Dorette Duck. Doch, Hoppla! Wo ist der Namensgeber des Magazins, das in diesem August sein 70-jähriges Bestehen feiert?



Zwar springt er uns auf dem Geburtstagsfoto entgegen. Doch auf dem Cover der Jubiläumsausgabe #18/21 am 20. August fehlt der Mäuserich. Doch natürlich sind er, seine Verlobte Minnie Maus, die Neffen Mack und Muck und viele andere aus Entenhausen ebenso vertreten wie die Enten. Das gleichzeitig erscheinende Sonderheft "70 Jahre Micky Maus-Magazin: Das Beste aus 1951–2021" erzählt in Geschichten, was in der langen Zeitspanne passiert ist und welche Wandlungen und Ergänzungen es gab.

So zeigte das Cover von Heft 1, am 29. August 1951 (Foto) in einer Startauflage von 300.000 Exemplaren erschienen, Micky und seinen Freund Goofy im Zweisitzer-Propellerflugzeug. Doch im Heft selbst nahmen die Geschichten der Ducks mehr Raum ein als jene von Micky Maus, dem Detektiv. Das hatte, so Jörg Risken, Publishing Director Magazines bei Egmont Ehapa, damit zu tun, dass der Mäuserich im Gründungsjahr im deutschsprachigen Raum bekannter war als der exzentrischere, weil auch mal cholerische Enterich. Es waren ja die braven, die restaurativen 50er Jahre, als auch Heimatfilme und heile Welt vom breiten Publikum gefragt waren. Dem trug man Rechnung, war es doch gewagt, eigens für einen Comic einen Verlag zu gründen: "Comics waren im Jahr 1951 ein fast unbekanntes Medium. Die Deutschen zeigten sich misstrauisch gegenüber der neuen Form der Geschichten aus Wort und Bild. Sprechblasen wurden überwiegend verdammt." Bei Eltern und Lehrkräften fielen Begriffe wie "Schundliteratur", gar "Teufelswerk".

Ein Glücksgriff, dass mit der promovierten Kunsthistorikerin Erika Fuchs (1906–2005) und ihren so genialen, weil witzigen, geistreichen und sprachschöpferischen Übersetzungen der Disney-Comics die Sorge um eine möglicherweise drohende Bildungsmisere durch die Comic-Lektüre rasch beiseitegelegt werden konnte. Schließlich legte Fuchs immer wieder literarische Anspielungen und versteckte Zitate dem Entenhausener Völkchen in den Schnabel oder die spitze Schnauze. Deren Sprüche wie "... wenn ich mich mal salopp ausdrücken darf" gingen in den allgemeinen Sprachgebrauch über. Das und ihre Übertragung von Handlungen in verkürzte Verben und Geräusche – "schluck", "kicher", "grübel", "bibber" – sind über ihre Chefredaktion (bis 1988) hinaus noch heute prägend für die Arbeit am Micky Maus-Magazin. Machten und machen den Erfolg aus.

Novum damals: stets komplett kolorierte Exemplare

Wurden vom ersten Heft nur 135.103 Exemplare verkauft, lag die Druckauflage 1954 bei 400.000 – damals ein Novum: stets komplett kolorierten – Exemplaren. 1956 wurde die Erscheinungsweise von monatlich auf wöchentlich umgestellt. Immer ließen sich die Macher etwas Neues einfallen: Das erste Heft mit einem Extra, einer Sonnenblende mit lachendem Micky Maus, erschien 1958. Extras wie Furzkissen, Spion- und Agentensets folgten. Das erste Sonderheft war 1961 "Mickyvision", 1967 kam "Disneys Lustiges Taschenbuch" hinzu. 1976 gab es, der Pädagogik der 70er Jahre entsprechend, erstmals Bastelbögen in den Heften. Die Beliebtheit Entenhausens war und ist grenzüberschreitend. Das Magazin, das in der DDR nicht erscheinen durfte, war so begehrt, dass es im Jahr 1990 ab Band 11 in 17 Ausgaben sowohl in Ost-Mark als auch in D-Mark ausgepreist war.

Bis heute sind die Charaktere festgeschrieben, doch in Kleidung, Equipement und mit Anspielungen geht der Comic mit der Zeit, ohne den Charme des Vertrauten zu vernachlässigen. Telefoniert wird mit Smartphones, gesurft mit dem Laptop im Entnet auf Duckipedia und Videos werden auf DuTube hochgeladen. Der Enten-Kurier auf der letzten Seite informiert über Aktuelles mit Witz auch mal zu Politik. Seit Ausgabe 29/2016 prägt Donald Duck das Logo des Magazins. Er hat sich zum beliebtesten Charakter Entenhausens entwickelt.

Wie auch immer: Wir schließen uns dem Geburtstagsständchen zur 70-Jahrfeier an: Jubel! Klatsch! Klatsch!

pnp