Spendenaktion
660.000 Euro gespendet: PNP-Leser zeigen ein Herz für Kenias Kinder

19.02.2022 | Stand 12.10.2023, 10:16 Uhr


Was für ein Ergebnis der PNP-Weihnachtsaktion: Mehr als 660.000 Euro haben Leserinnen und Leser der Heimatzeitung für Kinder in Kenia gespendet. Der symbolische Spendenscheck erreichte diese Woche Unicef-Ehrenbotschafter Dirk Nowitzki (43).



Nowitzki hatte als Schirmherr den Startschuss für die Aktion bei einem Auftritt bei "MENSCHEN in EUROPA" in Passau gegeben. "Ich freue mich sehr über das tolle Spendenergebnis. Vielen Dank an die PNP-Leser, die schnelle und unkomplizierte Hilfe für die Kinder in Kenia möglich gemacht haben", sagt die Würzburger Basketball-Legende. "Ich bin echt beeindruckt von der gewaltigen Spendenbereitschaft der Menschen in der Region Passau."

Die Freude ist auch bei den Helfern ist riesengroß. Mit gut 660.000 Euro kann Unicef in den dürregeplagten Regionen Kenias viel bewirken. Tausende Kinder erhalten dank der Spenden der PNP-Leser Nahrung, Trinkwasser und die Perspektive auf ein besseres Leben.

Weitere Berichte zur PNP-Spendenaktion finden Sie hier auf unserer Sonderseite.

Zwei gute Nachrichten haben dieser Tage die Menschen in den dürregeplagten Regionen Kenias erreicht. Die eine kam von oben: Erstmals seit Monaten hat es im Bezirk Garissa zuletzt immer wieder ein bisschen geregnet. Das wenige Nass beendet zwar noch nicht die verheerende Dürre und hat auch schon für erste Überflutungen auf den staubtrockenen Böden gesorgt, aber es ist ein Hoffnungsschimmer für die Menschen und ihre Tiere. Endlich zeigt sich wieder ein bisschen Grün zwischen den verdörrten Bäumen und Büschen.

Gute Nachricht aus Südostbayern

Die zweite gute Nachricht kommt aus Deutschland, vielmehr aus Südostbayern, und lässt sich auf eine Zahl reduzieren: 660.000 Euro. Diese sagenhafte Summe ist das Ergebnis der Weihnachtsaktion "Ein Licht im Advent", gespendet von mehr als 6550 Lesern der Passauer Neuen Presse und ihrer Lokalausgaben.

Die Gelder fließen in die Unicef-Programme in Kenia. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen ist einer der Hauptakteure in Kenia im Kampf gegen den Hunger. Ende 2021 galten allein in der Region Garissa, in der viele Hirtenfamilien leben, zehntausend Kinder als lebensbedrohlich unterernährt. Ihre Zahl dürfte durch die anhaltende Dürre eher noch weiter gestiegen sein, vermuten die Ernährungsexperten des Kinderhilfswerks. "Mit den großzügigen Spendengeldern aus Deutschland kann Unicef nun vielen Kindern in Kenia helfen", freut sich Christian Schneider, Geschäftsführer des Deutschen Komitees für Unicef. "Es ist im Moment besonders wichtig, die Familien mit Nahrung und sauberem Wasser zu versorgen. Die anhaltende Dürre ist die schlimmste seit 40 Jahren", erklärt Christian Schneider.

Die Sorgen der Mütter sind nicht weniger geworden

Ob ihre Kinder ohne die Hilfe von Unicef noch am Leben wären? Das mag sich Nunay gar nicht ausmalen. Die 30-Jährige ist alleinerziehende Mutter von fünf Kindern. Ihr Mann – ein Nomade – hat sie vor gut einem Jahr mit der Viehherde und der ältesten Tochter, die ihm beim Hüten der Tiere helfen soll, verlassen. Krank vor Sorge um ihre Älteste, mittellos und auf sich allein gestellt, machte sich Nunay mit ihren vier kleinen Kindern zu Fuß in die 50 Kilometer entfernte Bezirkshauptstadt auf und versucht seither, sich dort irgendwie durchzuschlagen.

Wir hatten Nunay vor drei Monaten bei unserer Recherche in Kenia im Medina-Gesundheitszentrum in Garissa getroffen. Sie erzählte uns, dass sie an manchen Abenden ihren Kindern vorgaukle, Suppe zu kochen, obwohl im Topf nur heißes Wasser sei, in der Hoffnung, dass ihre hungernden Kinder neben der Feuerstelle einschlafen. Damals waren ihre beiden Jüngsten, Ibrahim und Zamzam, gerade ins Ernährungsprogramm aufgenommen worden. Bis heute kümmern sich die Helfer um Nunay und ihre Kinder.

Unicef unterstützt die staatliche Einrichtung logistisch und finanziert die Spezialnahrung, die an hungernde Kinder verteilt wird. Auch Ibrahim und Zamzam haben Erdnusspaste erhalten und sich dank dieser hochkalorischen Nahrung wieder erholt. Doch Nunays Lage bleibt angespannt. "Ich habe immer noch Schwierigkeiten, zu überleben und meine Kinder zu versorgen. Seit dem Ausbruch der Covid-Pandemie habe ich mein Einkommen verloren", sagt die 30-Jährige, die sich mit dem Verkauf von Milchtüten auf der Straße über Wasser hielt.

Dürrekatastrophe im im Land

Corona verschärft die Dürrekatastrophe im Land. "Die Lebensgrundlagen sind noch nicht wiederhergestellt", sagt auch Shahmat Yussuf, die staatliche Bezirkskoordinatorin für Ernährung in der Region Garissa. Doch sie zeigt sich optimistisch. "Es hat leicht geregnet. Das Weideland für die Tiere beginnt zu wachsen, daher hoffen wir, dass die Unterernährung zurückgehen wird." Eine immense Hilfe im Kampf gegen den Hunger sei das Kinderhilfswerk. "Wir haben von Unicef laufend Sendungen für unsere Gesundheitseinrichtungen im ganzen Land erhalten", berichtet Shahmat Yussuf. Und immer mehr Familien brächten ihre Kinder zur Behandlung in die Kliniken.

In der Nomaden-Siedlung Shantaabaq, eine gute Fahrstunde nördlich der Bezirkshauptstadt gelegen, sind nur noch wenige Tiere am Leben. Bauer Ahmed Foley Abdi hofft auf einen Neuanfang mit den wenigen Tieren, die übrig geblieben sind. Auch seine Nachbarin Sofia Mohamed Dayib sehnt den Tag herbei, an dem lange und intensive Regenfälle einsetzen und die Böden Mensch und Tier wieder ernähren können.

Immer mehr Kinder kehren in die Schulen zurück

Eine positive Entwicklung sieht indes Osman Mahamud, Unicef-Bildungsexperte in Garissa. "Die Dürre ist immer noch alarmierend", sagt er. "Allerdings sind viele Kinder in die Schule zurückgekehrt." Diesen Erfolg dürfen sich die Mitarbeiter des Kinderhilfswerks auch selbst zuschreiben. Unicef arbeitet eng mit dem Bildungsministerium in Nairobi zusammen und leistet gerade in den unterentwickelten Regionen des Landes viel Aufklärungsarbeit. Die Dürre hatte dazu geführt, dass vor allem viele Mädchen der Schule fern blieben, zur Arbeit oder in frühe Ehen gezwungen wurden. Auch die Gefahr illegaler Beschneidungen wuchs wieder an.

Zeinab Ahmed, Kinderschutzexpertin im Unicef-Regionalbüro in Garissa, liegt die Therapie der Mädchen, die Gewalt und Missbrauch erlebt haben, besonders am Herzen. Wieder zur Schule gehen zu können, bedeute diesen Mädchen die Welt.

An der Schule in Saka bedankt sich Direktor Mohamud Kuno für die Unterstützung. "Wir haben Lernmaterial, Betten, Decken und Matratzen für unsere Internate erhalten", sagt der Schulleiter. Einer seiner Schüler, der zehnjährige Abdirahman, nimmt begeistert wieder am Unterricht teil – mit neuer Schuluniform, neuen Heften, Stiften und Büchern. Genauso wie seine Schwester. "Dafür möchten wir uns bei allen, die uns geholfen haben, bedanken", sagt der zehnjährige Nomadensohn.

Mit den Spenden aus Deutschland haben die Helfer nun ein größeres Budget zur Verfügung, das die akute Not lindern und langfristig Erfolge sichern soll. 100 Euro – das sind zum Beispiel 320 Päckchen Erdnusspaste, rechnet Unicef vor. Aber auch 300 Schulbücher oder 30 Schulrucksäcke. Bildung ist der Schlüssel zur Selbsthilfe, betonen die Helfer. "Dank der finanziellen Hilfe der Passauer Neuen Presse, ihrer Leserinnen und Leser haben viele Jungen und Mädchen in Kenia die Chance auf ein gesundes Aufwachsen", sagt Unicef-Geschäftsführer Christian Schneider.