Zachers Harakiri-Plan geht auf: Wie Mariaposching den 1.FC Passau besiegen konnte

14.05.2018 | Stand 19.09.2023, 0:27 Uhr

Seine beiden Treffer lassen Mariaposching hoffen: Kapitän Maximilian Kreß verwandelte erst einen Freistoß und traf dann zum 2:1-Siegtreffer. Für Meister 1.FC Passau war es erst die zweite Saisonniederlage. − Foto: Stefan Ritzinger

Es war die Sensation des Fußball-Wochenendes in Niederbayern: Mit 2:1 gewann die Spvgg Mariaposching, zuvor Vorletzter der Liga, am Samstagnachmittag gegen den 1.FC Passau. Für den Meister der Bezirksliga Ost war es erst die zweite Saisonniederlage. Dabei hatte Trainer Philipp Zacher mit einer mutigen Taktik nicht nur die Zuschauer überrascht, sondern auch einige seiner Spieler verunsichert. Am Ende sollte er Recht behalten.

"Ich denke schon, dass uns dieser Sieg nochmal einen Schub gibt", sagt Spielertrainer Philipp Zacher vor dem Saisonfinale in Schöfweg (Samstag, 14 Uhr). "Unsere Moral war der Wahnsinn", lobt Zacher, erkennt aber auch die anfänglich klare Überlegenheit des 1.FC Passau an: "Wenn es nach der ersten Halbzeit 3:0 oder 4:0 steht, darf sich keiner beschweren – und dann ist das Spiel durch. Diese Mannschaft kannst du nicht über 90 Minuten in Schach halten. Wir wussten, dass wir gute Disziplin und das nötige Glück brauchen, gewisse Situationen zu überstehen und haben uns nicht von unserem Plan abbringen lassen."

Jener Plan überraschte viele. Am meisten die eigene Mannschaft: "Wir haben auf Dreierkette umgestellt. Da haben viele gesagt, dass das gegen die brutale Offensiv-Qualität von Passau nicht gut gehen wird. Einige Spieler sind ja, teils noch unterm Spiel, zu mir gekommen und haben gefragt, ob wir nicht wieder unser gewohntes System spielen könnten. Aber ich hab’ gesagt: Nein, wir ziehen das jetzt durch", erklärt Zacher. Und freut sich jetzt umso mehr: "Wichtig war, dass die Mannschaft endlich selbst gesehen hat, wozu wir fähig sind. Sonst stehst du als Trainer immer da vorn und erzählst was. Diesmal ist es endlich so gekommen."

Für einige Zuschauer hatte diese Taktik was von Harakiri, was auch die ersten Minuten zeigten: Die Passauer, angerückt mit sechsfacher Offensiv-Feuerkraft in der Startelf (Pillmeier, Loibl, Wiesmaier, Hötzl, Weber, List), kombinierten sich in einen Rausch und hatten vier, fünf beste Torgelegenheiten. Aber nur Michael Pillmeier nutzte eine davon (8. Minute; 33. Saisontor) zum 1:0. Zachers Kommentar: "Das haben die überragend herausgespielt." Danach schießen die FCler den auf der Torlinie liegenden Stefan Baumann an, außerdem wird Passau ein Elfmeter verweigert: TW Stefan Irmen hatte Pillmeier im Strafraum von den Beinen geholt, Schiedsrichter Christoph Kirchberger (Nottau) entschied aber auf Weiterspielen. "Stefan hat mir danach gesagt, dass es ein klarer Elfmeter war", so Zacher. Unübersichtlich machte die Situation, dass Pillmeier aus abseitsverdächtiger Position an den Ball kam.

Nach dieser Szene kam der FC-Motor ins Stocken und die Spvgg ins Spiel. Als Goalie Matthias Lippert kurz vor der Halbzeit zweimal gegen Maximilian Kreß retten musste, kehrte der Glaube zurück bei den Mannen aus Mariaposching. Durch einen Doppelpack von Kapitän Max Kreß (47./74.) drehte die Spvgg die Partie und siegte. Damit überholte Mariaposching den FC-DJK Tiefenbach, steht nun auf einem Relegationsplatz – und kann diesen am Samstag in Schöfweg verteidigen. Ein Punkt würde reichen, doch Spielertrainer Philipp Zacher verbietet den Griff zum Taschenrechner. Aber bestimmt nicht den zur Taktiktafel ...

− sli