Aus SG abgemeldet
Tolle Anlage, aber kaum Fußballer: Der FC Vorderfreundorf kämpft um die sportliche Existenz

26.07.2021 | Stand 19.09.2023, 2:11 Uhr

Bestens präpariert: Die Sportanlage des FC Vorderfreundorf ist top in Schuss und könnte sofort bespielt werden. Allerdings werden hier vorerst nur Juniorenspiele ausgetragen. Im Hintergrund arbeitet der Verein aber an einem Neuaufbau. −Foto: M. Duschl

Der Ball rollt wieder im Amateurfußball. Auf vielen Dorfplätzen in der Region wurde am Wochenende erstmals wieder um Punkte in der Meisterschaft gespielt. Ab sofort Woche für Woche bis weit in den Herbst hinein. Die Pandemie scheint so unter Kontrolle, dass ein Spielbetrieb dauerhaft möglich ist. Auch in Vorderfreundorf ist der Rasenplatz bestens präpariert – gekickt wird auf der Anlage bis auf Weiteres jedoch selten. Der Fußballclub musste sich aus dem Herrenspielbetrieb zurückziehen.

Seit 54 Jahren wird unter dem Dach des FCV "gesportelt", seit exakt 30 Jahren unter der Führung von Willi Ilg, der mit seinen Vorstandskollegen in diesem Frühjahr eine unangenehme Entscheidung treffen musste: Die Vorderfreundorfer verabschiedeten sich aus der seit 2013 bestehenden Spielgemeinschaft mit dem SV Grainet. Es blieb keine andere Wahl. Der FCV hat immer weniger Fußballer. Ein Problem, das viele Vereine plagt. Zuletzt standen im Kader der SG (A-Klasse) nur mehr zwei Spieler aus Vorderfreundorf. Die Corona-Pandemie trug zum Rückzug bei, weil dem mehr als 200 Mitglieder starken Verein Einnahmen wegbrachen. Es soll kein Abschied für immer sein. Im Juniorenfußball taucht der Verein weiterhin auf, wenngleich in diesem Bereich ebenfalls nur mehr wenige Vorderfreundorfer mitspielen. "Wir versuchen, zumindest wieder in einer Spielgemeinschaft zu spielen", sagt Willi Ilg, der natürlich weiß: Eine leichte Aufgabe wird das nicht. Für junge Menschen gibt es viele Angebote, Fußball ist nur mehr eines davon und nicht jedes Kind landet irgendwann beim Fußball – so wie es lange Zeit auch beim FC Vorderfreundorf der Fall war.

Denn in den 54 Vereinsjahren haben die Dorfbewohner viele schöne Momente auf dem Sportplatz erlebt. Das hat der Verein in mühevoller Arbeit auch auf seiner Internetseite unter fc-vorderfreundorf.de detailliert niedergeschrieben. Dreimal war der FCV in die damalige B-Klasse aufgestiegen, Mitte der Neunziger sogar in die A-Klasse (heutige Kreisliga). "Zu dieser Zeit hatten wir narrisch viele Zuschauer", erinnert sich Ilg. Klasse Kicker wie Anton Fenzl (374 Tore in der Vereinsgeschichte) oder Mittelfeldmotor Sigi Seibold sorgten dafür, dass der FC Vorderfreundorf über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt wurde. Es waren Zeiten in denen der FCV sportlich erfolgreicher war als der große Gemeindebruder SV Grainet.

Doch mit den Jahren verlor der Verein an Quantität und damit Qualität. 1999 stieg Vorderfreundorf in die unterste Klasse ab, 2013 war die Gründung einer Spielgemeinschaft unausweichlich. Nun acht Jahre später der nächste Tiefschlag.

Der Artikel ist am Samstag, 24. Juli, im Heimatsport Freyung-Grafenau erschienen. Mehr zum Thema lesen Sie hier im Online-Kiosk – oder hier als registrierter Abonnent.