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Tausende Fans beim Tennis: Wieso die Australian Open das erste "normale" Sportevent seit langem werden

30.01.2021 | Stand 30.01.2021, 14:28 Uhr

Ein Augenblick, auf den er lange warten musste: Novak Djokovic genießt den Applaus des Publikums. −Foto: Kelly Barnes, dpa

Es sind ungewohnte Bilder wie aus vergessen geglaubten Zeiten: Vor knapp 5000 Zuschauern in einem fast voll besetzten Tennis-Stadion haben am Freitag Novak Djokovic, Rafael Nadal, Serena Williams und andere Top-Stars der Branche ein Einladungsturnier bestritten. Nach zweiwöchiger Quarantäne nach ihrer Einreise nach Australien traten die besten Profis der Weltrangliste beim sogenannten Day at the Drive in Adelaide an.

"Danke an alle, dass wir hier sein können. Wir haben seit einem Jahr nicht vor Zuschauern gespielt, das war eine lange Zeit, daher ist das wirklich cool", sagte die 23-malige Grand-Slam-Turniersiegerin Williams nach ihrem Erfolg bei dem Show-Turnier gegen die US-Open-Gewinnerin Naomi Osaka aus Japan. Williams dankte den australischen Behörden "für das Vertrauen. Wir sind so froh, hier zu sein, es hat sich gelohnt", sagte die 39 Jahre alte US-Amerikanerin.



Kerber und Zverev jubeln über Ende der Quarantäne


Australien ist bisher vergleichsweise glimpflich durch die Corona-Pandemie gekommen. In dem Land mit rund 25 Millionen Einwohnern wurden laut Angaben der Johns-Hopkins-Universität von Anfang dieser Woche 28 777 Ansteckungen und 909 Todesfälle registriert. Vor Weihnachten hatte es während rund sieben Wochen überhaupt keine nachgewiesenen Neuinfektionen gegeben. Für alle Tennisprofis und deren Betreuer gelten daher strenge Quarantäne-Regeln, damit am 8. Februar die Australian Open als erstes Grand-Slam-Turnier des Jahres vor Zuschauern beginnen können.

Seit der Ankunft Down Under hatten die Tennisprofis diesen Momenten der Freiheit zwei Wochen lang entgegengefiebert. Nur fünf Stunden täglich durften sie für Trainings und Behandlungen raus – die restliche Zeit mussten sie im Hotelzimmer mit Serien, Videospielen oder Workouts totschlagen. Für den Hamburger Alexander Zverev geht die Zeit in Quarantäne heute zu Ende. "Samstagabend gehen wir sofort raus, wir gehen essen und vielleicht für ein paar Stunden ins Casino", erzählte der Hamburger mit leuchtenden Augen.

Eine besonders große Last dürfte von Angelique Kerber abgefallen sein, deren Isolation schon am Freitag endete. Die dreimalige Grand-Slam-Siegerin gehörte zu einer Gruppe von rund 70 Profis, die aufgrund von Coronafällen in ihren Fliegern überhaupt nicht raus durften. Schon im SID-Interview in der vergangenen Woche hatte sie von einem Ausflug zum Strand von St. Kilda und den "superschönen Restaurants" geträumt. Nach den Entbehrungen warten aber nicht nur kulinarische oder kulturelle Genüsse – auch auf dem Tenniscourt wird vieles wie in lange zurückliegenden Zeiten sein. "Wir werden vor Zuschauern spielen, wir dürfen ganz normal in die Stadt raus, wir sind nicht in einer Bubble, in der wir seit sechs Monaten schon sind", sagte Zverev.

Viel Zeit für Müßiggang bleibt aber nicht. Schon in der kommenden Woche greift Zverev zusammen mit Jan-Lennard Struff und den French-Open-Siegern Kevin Krawietz/Andreas Mies beim ATP Cup an. Als erster Vorrundengegner wartet am Mittwoch Kanada, am Donnerstag (beide 0.00 Uhr/ServusTV und Sky) geht es gegen die Serben um Djokovic. Und nur wenige Tage später starten ja auch schon die Australian Open – vor vollen Rängen.

Trotz Corona-Pandemie sollen bis zu 30 000 Menschen pro Tag der Tenniselite zusehen dürfen. Das kündigte der Sportminister des Bundesstaats Victoria, Martin Pakula, am Samstag auf Twitter an. "Es wird die bedeutendste internationale Veranstaltung mit Menschenmassen sein, die die Welt seit vielen, vielen Monaten gesehen hat", fügte er in einem Fernsehstatement hinzu.

− sid/dpa/red