Pariser 5:1-Sieg nur Nebensache
Starke Gesten, deutliche Worte: Dieser Kampf gegen Rassismus verdient viel Lob

09.12.2020 | Stand 10.12.2020, 8:47 Uhr

Vor dem Anpfiff knieten die Spieler rund um den Mittelkreis nieder und erhoben eine Faust – als Geste gegen Rassismus, als Hommage an den US-Football-Profi Colin Kaepernick. −Foto: dpa

Nach dem durch einen Schiedsrichter-Assistenten ausgelösten Rassismusvorfall beim Champions-League-Spiel in Paris wird das Handeln der beiden Teams als wichtiges und starkes Signal gelobt. Die Fortsetzung gewinnt PSG klar – wichtiger aber sind andere Ereignisse.

Beim Aufwärmen trugen die Profis von Paris Saint-Germain und Basaksehir Istanbul sowie die Schiedsrichter weiße T-Shirts mit den Logos beider Vereine und der Aufschrift "No to Racism" (Nein zu Rassismus). Vor dem Anpfiff knieten die Spieler rund um den Mittelkreis nieder und erhoben eine Faust – als Geste gegen Rassismus, als Hommage an den US-Football-Profi Colin Kaepernick.

Auch der Tag nach dem Spielabbruch der Champions-League-Partie im Pariser Prinzenpark war ein Tag der Symbolik und der starken Gesten. Im Stadion waren Transparente mit Botschaften gegen Rassismus aufgehängt worden. Darauf stand unter anderem "Unterstützung für M. Webo... Stolz auf die Spieler... gegen Rassismus" und "Paris vereint gegen Rassismus". Der am Vorabend mit einer Roten Karte bestrafte Istanbuler Co-Trainer Pierre Webo durfte auf der Bank Platz nehmen - und sah am Mittwoch eine 1:5-Niederlage des türkischen Meisters. Damit zog PSG als Gruppenerster vor RB Leipzig in die K.o.-Runde ein.

Doch Torschützen und Ergebnisse waren zweitrangig. Als "Zeichen in Europa" oder "historische Entscheidung" waren die Vorgänge am Dienstagabend schon zuvor gewürdigt worden. Selten in der Geschichte des Profifußballs hat ein Spielabbruch solche Reaktionen hervorgerufen. Mit ihrem gemeinsamen Abgang vom Rasen nach einem Rassismusvorfall durch den Schiedsrichter-Assistenten sendeten Basaksehir und PSG ein Zeichen der Stärke und Entschlossenheit.

"Diskriminierung hat keinen Platz. Nicht im Fußball, nicht auf der Welt", schrieb PSG-Profi Thilo Kehrer, Brasiliens Superstar Neymar veröffentlichte ein "BLACK LIVES MATTER" (Schwarze Leben zählen), und von Kylian Mbappé hieß es: "Say no to Racism. M. Webo we are with you" (Wir sind bei dir). Weil die Gäste aus der Türkei sich am Dienstagabend nach den Äußerungen des Vierten Offiziellen weigerten weiterzuspielen, entschied die UEFA kurz vor Mitternacht, die Partie nicht wieder anzupfeifen und am Mittwochabend mit einem neuen Schiedsrichterteam beim Stand von 0:0 nach 15 Minuten fortzusetzen.

Der Entscheidung der Teams, vor allem forciert vom ehemaligen Hoffenheimer Bundesliga-Profi Demba Ba, der mittlerweile für den türkischen Meister spielt, zollten Politik, Verbände und internationale Top-Stars Respekt. "Heute Abend haben Sportler, Athleten eine historische Entscheidung getroffen gegenüber einer Einstellung, die sie als inakzeptabel beurteilt haben", schrieb Frankreichs Sportministerin Roxana Maracineanu bei Twitter. Sie könne "die starke Symbolik ihrer Geste und ihrer Solidarität nur begrüßen."

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