Unerklärlicher Strafstoß
Sogar der Schiri entschuldigte sich: Riesen Aufregung über Augsburger Witz-Elfer

06.04.2022 | Stand 07.04.2022, 7:59 Uhr

Erleichterung pur: FCA-Coach Markus Weinzierl. −Foto: dpa

Nach dem Aufreger-Elfmeter von Augsburg hat Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck einen Fehler unmissverständlich eingeräumt.

"Einen klaren Treffer sehe ich hier nicht", sagte Jöllenbeck im TV-Sender Sky nach dem 2:1 (1:0) des FC Augsburg gegen den FSV Mainz 05 am Mittwochabend. "Die Bilder geben nicht her, was ich gemacht habe." Jöllenbeck sagte zu der folgenschweren Entscheidung weiter: "Es war falsch, es tut mir wirklich leid." Die Bilder würden für sich sprechen.

Dem Mainzer Torwart Robin Zentner war ein Rückpass zu weit vom Fuß gesprungen. Unbeholfen stieß er dann im Strafraum mit dem bereits strauchelnden Augsburger Stürmer Florian Niederlechner zusammen. Niederlechner war vor Zentner am Ball, allerdings schon in einer Grätschbewegung.

Der Angreifer nahm eine Berührung wahr. "Wenn man es so sieht, ist es kein Elfmeter", sagte Niederlechner später beim Blick auf die TV-Bilder. Jeffrey Gouweleeuw hatte die Augsburger in der elften Minute in Führung gebracht.

"Ich hätte mir gewünscht, dass ich nachher korrigiert werde", sagte Jöllenbeck in Richtung Video-Schiedsrichter Tobias Stieler. "Was machen die da in Köln?", empörte sich der Mainzer Trainer Bo Svensson. "Kriegen die auch so ihren Lohn. Das ist ein krasser Fehler."

Auch der Mainzer Sportdirektor Martin Schmidt wunderte sich über eine "komische Leistung" des Schiedsrichterteams: Den Elfmeter könne er sich "nicht erklären, ich verstehe nicht, warum der Kölner Keller nicht hilft und den Schiedsrichter so einen Riesenfehler machen lässt. Jetzt ist er der Buhmann."

Das Image des Video-Schiedsrichters ist ohnehin schon angekratzt. Svensson nutzte den Anlass zur Generalkritik. "Die wollten das wegklären mit dem Video-Schiri, da werden aber einfach viel zu viele entscheidende Fehler gemacht", schimpfte der Däne. Vor allem, wenn man die Chance habe, Szenen quasi "unendlich oft zu sehen".

Die Mainzer können die Fehlentscheidung noch verkraften. Der Klassenerhalt ist im Grunde perfekt, der Abstand zu den internationalen Plätzen sehr groß. Svensson verwies aber auf die Augsburger Konkurrenten im Abstiegskampf: Hertha BSC, Arminia Bielefeld und VfB Stuttgart. Was denken diese Clubs?

"Wir werden nochmal in Ruhe darüber sprechen", kündigte Jöllenbeck ein Gespräch mit seinem Kollegen Stieler an. "Wir haben alle Interesse daran, dass solche Elfmeter nicht stehen bleiben."

So lief das Spiel

Die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl gewann das Nachholspiel gegen Mainz 05 mit 2:1 (1:0) und hat vor dem Gastspiel am Samstag beim FC Bayern München nun sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Erstmals seit September 2020 gelangen den Schwaben zwei Siege nacheinander.

"Wir müssen der Mannschaft ein Riesenkompliment machen, sie haben dagegengehalten", sagte Augsburgs Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter bei Sky: "Das war das intensive Spiel, das wir erwartet haben."

Augsburg ging früh in Führung, nach einem Patzer von FSV-Torhüter Robin Zentner verwandelte Jeff Gouweleeuw den unberechtigten Foulelfmeter (11.).

Mainz fehlte nach dem Elfmeter lange die Durchschlagskraft, ehe Silvan Widmer in einem abwechslungsreichen Spiel ausglich (54.). Augsburg konterte postwendend durch den kurz zuvor eingewechselten Ruben Vargas (56.).

Mit dem Sieg am Sonntag gegen den VfL Wolfsburg (3:0) im Rücken begann der FCA vor 18.122 Zuschauern nun gewohnt energisch und besaß schon nach 40 Sekunden die Chance zur Führung: Niederlechners Kopfball aus kurzer Distanz flog aber knapp am Tor vorbei. Zwei weitere Male packte FSV-Schlussmann Zentner sicher zu.

Dann aber unterlief Zentner ein böses Missgeschick. Einen Rückpass von Stefan Bell ließ er viel zu weit abprallen, Niederlechner ging erst dazwischen und dann zu Boden - die umstrittene Elfmeter-Entscheidung von Matthias Jöllenbeck (Freiburg) blieb bestehen, Kapitän Gouweleeuw verwandelte sicher.

Die Führung spielte den Augsburgern in die Karten. Sie ließen die Gäste kommen und lauerten auf Konter - und hätten doch beinahe den schnellen Ausgleich kassiert: Der Schuss von Jonathan Burkardt landete aber nur am Außennetz (26.). Andre Hahn traf kurz darauf ins Mainzer Tor, der Treffer aber wurde nach Videobeweis wegen eines Handspiels des Schützen aberkannt (32.).

Das Spiel wogte zu diesem Zeitpunkt bereits hin und her, die Mainzer aber hatten große Schwierigkeiten, sich durchzusetzen. Augsburg besaß durchweg mehr und auch die besseren Chancen, war beim Gegentreffer von Widmer aber in der Abwehr unsortiert. Den Dämpfer machte fast im Gegenzug der sträflich ungedeckte Vargas wett, in der Schlussphase wurde das Spiel dann immer hitziger. Per Kopf hatte Neu-Nationalspieler Anton Stach die große Chance zum Ausgleich (79.), doch Rafal Gikiewicz war nicht nur in diesem Moment auf dem Posten.

− dpa/red